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Was Sie schon immer über Kino wissen wollten…

Ganz so ambitioniert (und voluminös) wie das alljährlich im selben Verlag erscheinende “Lexikon des internationalen Films“ ist dieses Buch nicht, doch das Blättern darin bereitet angesichts der Menge von hochinteressanten “unnützen Wissen“ noch mehr Spaß. Zu finden sind allerlei Listen über die besten, teuersten und erfolglosesten Filme, sowie zum Abschluss eine Liste der im Buch gelisteten Listen.

Was Sie schon immer über Kino wissen wollten...

So ist zu erfahren, welche Filme angeblich die meisten Goofs bzw. Filmfehler enthalten, stark vertreten sind hier natürlich Blockbuster wie “Der weiße Hai“, “Der Herr der Ringe“ oder “Harry Potter“, die von Millionen Filmfreunden Einzelbild für Einzelbild nach Ungenauigkeiten abgesucht wurden. Restlos geklärt wird natürlich nicht, welcher Film der beste ist, sondern es werden die Ergebnisse von verschiedenen Kritiker- oder Publikums-Umfragen präsentiert, die oft “Vertigo“, “Der Pate“, “Citizen Kane“ oder den japanischen Film “Die Reise nach Tokio“ und seltener “Toy Story 2“ oder “Avatar“ enthalten.

Was Sie schon immer über Kino wissen wollten...

Der lustigste Teil des Buches setzt sich mit dem Filmpreis “Die goldene Himbeere“ auseinander, der für besonders lausige Leistungen vergeben wird. So erhielt Sylvester Stallone diesen gefürchteten Preis für “99,5 % of everything he’s ever done“. Bemerkenswert ist auch Adam Sandler, dem es 2011 gelang dank “Jack und Jill“ sowohl für die schlechteste männliche als auch für die schlechteste weibliche Hauptrolle ausgezeichnet zu werden. Interessant ist auch die Auflistung jener Hollywood-Stars, die – wie Halle Berry für “Catwoman“ oder Sandra Bullock für “Verrückt nach Steve“ – die Anti-Trophäe tatsächlich persönlich entgegen genommen haben. Regisseur Paul Verhoeven, der als erster Filmschaffender seine Goldene Himbeere, bzw. gleich sieben Himbeeren für “Showgirls“ entgegen nahm, meinte danach, dass ihm die Preisverleihung mehr Spaß gemacht hätte, als das Lesen der schlechten Kritiken einige Monate zuvor.

Was Sie schon immer über Kino wissen wollten...
Halle Berry nimmt “Die goldene Himbeere“ entgegen.

Drei Jahre nachdem “Was Sie schon immer über Kino wissen wollten…“ 2013 beim Schüren Verlag veröffentlicht wurde, erscheint eine Neuauflage, in der die zahlreichen Listen aktualisiert wurden.

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Georg Seeßlen: Steven Spielberg und seine Filme

Georg Seeßlen ist möglicherweise der produktivste deutschsprachige Filmexperte. Seit den 70er Jahren veröffentlicht er beständig filmtheoretische Werke, als Beispiel sei nur seine immer wieder fortgeschriebene Reihe “Grundlagen des populären Films“ genannt.

Georg Seeßlen: Steven Spielberg und seine Filme

In seinen Büchern gelingt es ihm immer wieder die Werke einzelner Filmschaffender, aber auch ganze Genres, auf hohem Niveau zu analysieren. Doch im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen bleiben die Texte von Seeßlen immer gut lesbar und zugänglich. Wichtiger vielleicht ist noch, dass er nicht nur Fakten und Zusammenhänge vermittelt, sondern auch seine Liebe zum Kino.

Georg Seeßlen: Steven Spielberg und seine Filme
Ausgabe von 2001

In diesem Sinne funktioniert auch Seeßlens Buch über Steven Spielberg und seine Filme sehr gut. Hierbei handelt es sich um eine Fortschreibung und Erweiterung seines 2001 ebenfalls bei Schüren erschienenen Spielberg-Buchs Ein unschuldiger Blick auf die Welt? Im Gegensatz zum US-Großkritiker Richard Schickel (Disneys Welt – Zeit, Leben, Kunst & Kommerz des Walt Disney), der in seinem Buch Steven Spielberg: Seine Filme, sein Leben auch ausführlich jene nur bedingt glaubhaften Anekdoten über Spielbergs Einstieg ins TV-Geschäft nacherzählt, zeigt sich Seeßlen sehr viel mehr am Werk als an der oft von ihm selbstverfassten Biografie des Erfolgs-Regisseurs interessiert.

Bridge of Spies
Bridge of Spies

Die 2016 erschienene Neuauflage von Seeßlens Buch ist sehr aktuell und enthält auch ausführliche Betrachtungen zu Spielberg neusten Werken Bridge of Spies und BFG – Big Friendly Giant. Nicht immer chronologisch analysiert der Autor dabei die Leitmotive in Spielbergs Werke. Dabei widmet er sich – mal mehr und mal weniger ausführlich – den einzelnen Filmen. Er zeigt sich auch hier weniger daran interessiert, dem Leser mitzuteilen, ob er diese “gut“ oder “schlecht“ findet. Wichtiger ist Seeßlen die Konstruktion von übergreifenden Gemeinsamkeiten.

BFG – Big Friendly Giant
BFG – Big Friendly Giant

Obwohl Spielberg ja eigentlich für familienfreundliche Unterhaltung bekannt ist, sind die Familien in seinen Filmen nur sehr selten intakte Lebensgemeinschaften. Auffallend ist auch der Mangel an starken oder auch nur glaubhaften weiblichen Charakteren in Spielbergs Filmuniversum. Seeßlens Buch endet mit der Schlussfolgerung, dass Spielberg mit “Bildern, Handlungen und Worten“ stets gegen das “persönliche wie kollektive“ Trauma angefilmt hat.

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Der Zeichentrickfilm – Eine Einführung in die Semiotik und Narratologie der Bildanimation

In schöner Regelmäßigkeit bringt der Schüren-Verlag Bücher zu speziellen Filmthemen heraus. Oft handelt es sich dabei um Doktorarbeiten junger Autoren, nicht immer leicht verständlich, aber doch meist interessant.

Der Zeichentrickfilm - Eine Einführung in die Semiotik und Narratologie der Bildanimation

Der Untertitel zum im  Schüren Verlag erschienen Buch “Der Zeichentrickfilm“ von Matthias C. Hanselmann lautet “Eine Einführung in die Semiotik und Narratologie der Bildanimation“. Bereits dieser dürfte für die meisten „Normalleser“ etwas schwer verdaulich sein und genauso verkrampft geht’s dann im restlichen Buch weiter: Kein Satz, der nicht ein, zwei derartig geschwollene Fachausrücke in sich hat. Der Autor (Studium der Germanistik- Kunstgeschichte und Geschichte) schmeißt damit um sich, wie ein Bonbonverteiler im Karneval.

Verspricht die Unterteilung des umfangreichen Buches (fast 700 Seiten!) noch durchaus interessante psychologische Erkenntnisse, z. B. Über das Verhältnis von Zeit-, Raum-, Transformation und Kommunikation im Zeichentrickfilm, wird das Leseverständnis/-vergnügen schnell gebremst durch die wichtigtuerische Sprache des offensichtlich noch jungen und überambitionierten Autors.

Pluspunkt: Das Buch ist reichlich bebildert (Schwarz/weiß) und umreißt das gesamte Spektrum des Zeichentrickfilms von Disney bis Anime. Wer allerdings handfesteres über Geschichte und Herstellung von Trickfilmen erfahren will, liegt hier völlig falsch. Vielmehr ist das Buch eine bisweilen ganz interessante Analyse über die kommunikative und tiefenpsychologische Wirkungsweise (jetzt fang ich auch noch damit an!) der Bildanimation.

Matthias Schäfer

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