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Stephen King: Blutige Nachrichten

Mit seinem neusten Buch legt Stephen King – nach Frühling, Sommer, Herbst und Tod, Vier nach Mitternacht und Zwischen Nacht und Dunkel erneut eine Zusammenstellung von vier Novellen vor. Einmal mehr zeigt der Autor, dass er nicht nur lange (manchmal zu lange) Schauer-Romane, wie zuletzt Das Institut, schreiben, sondern auch knackiger erzählen kann.

Stephen King: Blutige Nachrichten

Das meiste Aufsehen – auch beim deutschen Klappentext – erregte der längste Kurzroman des Buchs, die Titelstory Blutige Nachrichten  (If it bleeds). Stephen King hat mehrmals zugegeben, dass ihm von allen seinen Charakteren Holly Gibney am liebsten ist. Im Nachwort zu diesem Buch schrieb er, dass ihm die an psychischen Problemen leidende junge Privatdetektivin “das Herz gestohlen“ hatte, als sie im Roman Mr. Mercedes als “schrullige Statistin“ auftrat.

Stephen King: Blutige Nachrichten

Daher war sie auch in den Fortsetzungen Finderlohn und Mind Control, sowie im Roman Der Outsider mit von der Partie. Blutige Nachrichten ist Holly Gibneys erste “Hauptrolle“ bei King. Es handelt sich um eine spannende Geschichte. Diese funktioniert nicht nur als Thriller, sondern liefert zugleich auch mehr Einzelheiten über Hollys Vergangenheit und ihre mutigen Versuche ein selbstständiges Leben zu führen. Für Leser, die die übrigen “Holly-Bücher“ nicht kennen, ist Blutige Nachrichten jedoch nur bedingt geeignet.

Stephen King: Blutige Nachrichten

Doch die übrigen drei Geschichten stehen auf eigenen Füßen. Ohne zu viel zu spoilern, kann wohl verraten werden, dass es bei Mr. Harrigans Telefon um ein Handy geht, dass auch noch Nachrichten versendet, nachdem der Besitzer nicht mehr lebt. Doch die Grundidee hat King so liebevoll als herzergreifende Geschichte eines heranwachsenden jungen Mannes ausgeschmückt, dass es eine Pracht ist.

Stephen King: Blutige Nachrichten

Bei Die Ratte verwundert, dass Stephen King immer noch etwas Neues einfällt, über Schriftsteller denen nichts einfällt. Doch das Nachwort zu diesem Buch beweist auch, dass King selbst oftmals darüber nachdenkt, woher er seine Ideen hat.

Stephen King: Blutige Nachrichten

Chucks Leben, die kürzeste Geschichte der Sammlung, ist für mich der Höhepunkt des Buchs. In Mittelteil von drei unchronologisch angeordneten Kapiteln schildert King den wilden Tanz, den ein scheinbarer Durchschnittsmensch in einer Fußgängerzone aufführt. Doch auch der Rest der Geschichte ist ein wilder Tanz mit apokalyptischem Szenario, surrealen Einlagen, aber auch der nachvollziehbar vermittelten Erkenntnis, dass jeder Mensch (nicht nur Stephen King!) eine ganze Welt in sich trägt.

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Stephen King: Zwischen Nacht und Dunkel

In der Novellen-Sammlung Frühling, Sommer, Herbst und Tod“ lieferte Stephen King 1982 gleich drei Vorlagen zu Spielfilmen, die in zwei Fällen (Stand by Me und Die Verurteilten) außergewöhnlich gelungen verfilmt wurden (während Bryan Singers Der Musterschüler sein Thema verfehlte und eher albern geriet). 1990 folgte die deutlich schwächere ebenfalls vierteilige Novellensammlung Four Past Midnight, die bei uns als nachts und Langoliers in zwei Teilen veröffentlicht wurde.

Stephen King: Zwischen Nacht und Dunkel

Kings dritte Novellensammlung ist keine Wundertüte mit mittellangen Geschichten, die außer der Tatsache, dass der Autor ihre Grundideen nicht für romantauglich hielt, nichts gemein haben. Im Klappentext des Buchs ist zu lesen, dass es immer um “Vergeltung“ geht. In seinem Nachwort ergänzt King noch, dass es ihm hier (aber auch ansonsten zumeist) nicht wie in der “Hochliteratur“ um außergewöhnliche Menschen in gewöhnlichen Situationen sondern eher darum geht wie Durchschnittsbürger auf Extremsituationen reagieren.

Stephen King: Zwischen Nacht und Dunkel

Doch gleich die erste Geschichte 1922 ist eher eine Ausnahme dieser Regel und macht es dem Leser nicht ganz leicht sich knapp 200 Seiten in den Charakter des zwar sehr belesenen aber innerlich verrotteten Farmers Wilfred Leland James zu versetzen, der seine Ehefrau ermordet. Ich brauchte hier einen zweiten Anlauf bevor mich dann das am Rande geschilderte Schicksal des von seinem Vater zum Mittäter gemachten Sohnes Henry fesselte. Doch wahrscheinlich war es keine schlechte Entscheidung von King Zwischen Nacht und Dunkel mit der schwächsten Geschichte zu eröffnen.

Stephen King: Zwischen Nacht und Dunkel

Die übrigen drei Storys hingegen zeigen den Autor in Hochform. In Big Driver (verfilmt mit Maria Bello) wird eine Autorin von harmlosen Frauenkrimis während einer Lesereise mit dem wahren Grauen konfrontiert. Das Ganze ist sehr mitreißend erzählt, hinterlässt aber (im Gegensatz zur thematisch verwandten letzten Geschichte) angesichts des dezent eingearbeiteten Plädoyers für Selbstjustiz einen etwas unangenehmen Nachgeschmack. Faire Verlängerung ist nicht nur der kürzeste, sondern wohl auch gelungenste Beitrag. Die eher satirische als gruselige Geschichte erzählt vom Pakt den ein Krebskranker mit einem Abgesandten der Hölle eingeht und stellt dabei die Frage ob es glücklich macht, wenn andere unglücklich sind.

A Good Marriage

In Eine gute Ehe (verfilmt unter dem Originaltitel A Good Marriage) versetzt sich King sehr einfühlsam in einer Frau, die feststellen muss, dass ihr Mann fast 30 glückliche Ehejahre lang ein düsteres Geheimnis vor ihr versteckte. Mit Zwischen Nacht und Dunkel zeigt Stephen King, dass er auch auf der Kurzstrecke und fernab von Horror-Klischees fesselnd erzählen kann.

Stephen King: Blutige Nachrichten

Mittlerweile liegt mit Blutige Nachrichten eine vierte Novellen-Sammlung von Stephen King vor.

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Unhinged – Außer Kontrolle

Es ist Nacht. Ein Mann steigt aus einem Auto und geht auf ein Haus zu, in der einen Hand einen Benzinkanister, in der anderen einen Vorschlaghammer. Statt zu klingeln, schlägt er die Tür mit dem Hammer ein. Licht geht an. Als die verschreckten Eigentümer erscheinen, werden sie einer nach dem anderen mit dem Hammer erschlagen. Wortlos. Anschließend kippt der Mann das Benzin aus, und wirft ein brennendes Streichholz. Während er mit dem Auto die Szenerie verlässt, explodiert hinter ihm das Einfamilienhaus.

Unhinged - Außer Kontrolle

Bereits die fast durchgängig in einer Einstellung gedrehte Eröffnungs-Sequenz zeigt ganz klar, wohin die Reise geht: Hier werden keine Gefangenen gemacht. Kultivierte Sprüche a la Hannibal Lecter wird es hier kaum geben, dafür aber jede Menge Spannung und Gewalt. Russell Crowe spielt den zunächst namenlosen Mann, der – kurz nachdem er diese furchtbare Tat begangen hat – der jungen alleinerziehenden Mutter Rachel (Caren Pistorius) und ihrem Sohn Kyle (Gabriel Bateman) zum Verhängnis wird.

Unhinged - Außer Kontrolle

Rachel und Kyle befinden sich gerade auf dem Freeway, als ein Pick-up-Truck vor ihnen trotz grüner Ampel nicht in die Gänge kommt. Der Tag, der bisher ohnehin nicht gut für Rachel angefangen hat (drohender Hausverlust wegen Scheidung, Kündigung ihres Jobs etc.), wird noch beschissener, als die entnervte Mutter wild hupend an dem Straßenblockierer vorbeizieht. Der Mann im Pick-up verlangtdaraufhin eine Entschuldigung von Rachel. Als diese ausbleibt, beschließt er, der Frau zu zeigen, „was ein wirklich schlimmer Tag ist“.

Unhinged - Außer Kontrolle

Von nun an verfolgt er Rachel und ihren Sohn auf Schritt und Tritt. Als Rachel bei einer Gelegenheit versucht, sich bemerkbar zu machen überrollt der Mann etwaige Helfer und Mitwisser im wahrsten Sinne des Wortes. Er schafft es sogar in den Besitz von Rachels Handy zu kommen. Da Rachel es versäumt hat, ihre Daten durch ein Passwort zu sperren, hat er nun Zugang zu all ihren Kontaktpersonen und eröffnet eine Art russisches Roulette, bei dem Rachel um das Leben ihrer Liebsten feilschen muss, bis es, nach etlichen Toten zum finalen Zweikampf kommt…

Unhinged - Außer Kontrolle

Regisseur Derrick Borte (Familie Jones – Zu perfekt, um wahr zu sein) bezieht seine Inspiration ganz offensichtlich aus mehreren Filmen: Duell von Steven Spielberg ist dabei, Joel Schumachers  Falling Down mit Michael Douglas, dazu noch eine Prise Hitcher, der Highway Killer. Handlung und Strickmuster bieten nichts wirklich neues, aber dafür ordentliche Kost. Die Schauspieler machen allesamt einen guten Job. Besonders Russell Crowe, der hier zum zweiten Mal einen offensichtlich geistig Kranken spielt, wenn auch deutlich weniger sympathisch als 2001 in Ron Howards A Beautiful Mind – Genie und Wahnsinn.

Unhinged - Außer Kontrolle

Der überzeugte Junkfood-Konsument Crowe hat in den letzten Jahren einiges an Gewicht zugelegt. Er spielt den Psychopathen mit einer körperlichen Wucht und Präsenz, dass beinahe der Eindruck entsteht, Stephen King hätte seinen leicht altersschwachen aber immer noch gefährlichen Hund Cujo das Fahren beigebracht. Statt allzu viel Dialogzeilen abzusondern, verzieht Crowe immer wieder die angeraute Schnute zu einem tollwütigen Knurren hinter dem Lenkrad.

Unhinged - Außer Kontrolle

Der Film wird beworben als „brandneu“ und ist tatsächlich die erste größere Hollywood-Produktion, die nach dem ersten Lockdown in unseren Kinos zu sehen wart.  Wie eingangs beschrieben,  enthält der Film  Schock- ja sogar einigen Splatter-Szenen. Zimperliche Gemüter seien gewarnt: Der Film ist zwar ab 16 Jahren freigegeben,  wirkt aber manchmal wie FSK-18. Fazit: Ein Film, nicht tiefsinnig oder logisch bis ins letzte Detail, aber dafür mit viel Brachialgewalt und einiges an Spannung.

Matthias Schäfer

Unhinged - Außer Kontrolle

Die DVD von Leonine enthält neben dem 87-minütigen Hauptfilm noch die Featurette “This Side of Rage“ (26:04 min, keine Untertitel, sowie den deutschen Trailer (2:15 min) und den US-Trailer (2:29 min)

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Fante Bukowski: Ein amerikanischer Traum

Dem Band vorangestellt ist ein Zitat von Stephen King: “Amateure sitzen rum und warten auf Inspiration, der Rest von uns steht auf und macht sich an die Arbeit.“ Fante Bukowski wartet eigentlich nicht auf Inspiration, sondern hofft mit nur wenigen kurzen Gedichten oder durch plumpe Plagiate bekannter Romane zum gefeierten Literaten zu werden. Daran, dass dies nicht funktioniert, ist die ignorante Gesellschaft Schuld und Fante zieht seine Energie daraus, erfolglos zu sein.

Fante Bukowski: Ein amerikanischer Traum

Der Comic-Autor und Zeichner Noah Van Sciver hingegen hat einen beträchtlichen Output vorzuweisen. Seit 2006 verlegte, produzierte und verkaufte er in bester Underground-Tradition im Alleingang seine für einen Dollar pro Exemplar angebotene Anthologie Blammo. Dies trug Früchte, er begann fürs Magazin MAD zu arbeiten, Fantagraphics brachte Hypo, seine Comic-Biographie über den “melancholischen Abraham Lincoln“, heraus und in drei Bänden beschrieb Van Sciver die Misserfolge von Fante Bukowski.

Fante Bukowski: Ein amerikanischer Traum

Avant verlegt die bemerkenswerte Trilogie in einem 400-seitigen Hardcover- Band. Was zunächst wie eine durchaus komische Ansammlung der Blamagen eines alles andere als angenehmen oder gar talentierten Zeitgenossen beginnt, gewinnt recht rasch an Drive und Tiefe. Wir erfahren, dass Fante Bukowski in Wirklichkeit Kelly Perkins heißt und sich auf der Flucht vor seinem Vater befindet, der ihm schon seit frühster Jugend nichts zutraute.

Fante Bukowski: Ein amerikanischer Traum

Fast schon rührend wird es im zweiten Teil der Trilogie: In einer Nebenhandlung erzählt Van Sciver von einer gewissen Audrey Catron, mit der Fante eine kurze Affäre hatte. Nachdem der erste Roman der jungen Damen zu einem großen Erfolge hat, geht sie durchaus taff mit ihrem möglicherweise nur sehr kurzfristigen Ruhm um. Zugleich fühlt sie sich irgendwie zu Fante hingezogen, weil dieser “so verquere und romantische Vorstellungen vom Schreiben“ hat. Wie sich das ungleiche Duo schließlich wiedertrifft, das ist ganz großes Comic-Kino.

Fante Bukowski: Ein amerikanischer Traum

Doch auch ansonsten hat das Buch sehr viel zu bieten. Es ist überraschend, wie emotional mitreißend Noah Van Sciver mit seinen schlicht wirkenden Zeichnungen erzählen kann. Es ist erstaunlich, was der Autor alles an geistreichen Zitaten wie “Ist es nicht toll, dass morgen ein neuer Tag ist, an dem man noch keine Fehler begangen hat?“ (L. M. Montgomery) zusammengetragen hat. Es ist sympathisch, wie uneitel Noah Van Sciver seine Gastauftritte als erfolgloser Comic-Autor innerhalb dieses Buchs inszeniert hat, das er “aus Rache an der Autorin Audrey Catron geschrieben hat, weil sie seine Liebe mit Füßen getreten hat.“

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Haven

Die scharfsinnige und selbstbewusste FBI-Agentin Audrey Parker (Emily Rose) kommt nach Maine in die Kleinstadt Haven, um einen Routinefall zu bearbeiten. Zusammen mit dem Polizisten Nathan Wournes (Lucas Bryant) versucht sie den rätselhaften Tod eines ehemaligen Sträflings aufzuklären. Doch es dauert nicht lange bis ihre Neugierde sie in das Zentrum kurioser Ereignisse treibt. Nach und nach kommt die junge Agentin dem Geheimnis der scheinbar normalen Kleinstadt auf die Spur: Haven ist ein Zufluchtsort für Menschen mit merkwürdigen Fähigkeiten.

Haven

Die junge Frau bleibt in der Stadt hängen und wird mit allerlei seltsamen Phänomenen konfrontiert. Die Vorlage zu dieser kanadischen Serie stammt von Stephen King, der in Colorado Kid, seinem Kurzroman aus der Reihe Hard Case Crime, von einem mysteriösen Mordfall erzählt, für den es keine natürliche Erklärung gibt. Aus dieser Geschichte wurde wenig mehr übernommen als der Schauplatz, ein Küstenort in Maine, sowie die Grundidee, dass es nicht zu allen Vorkommnissen eine natürliche Erklärung gibt.

Haven

Die daraus entstandene Mystery-Serie wurde vom selben Team wie die ebenfalls auf einem Buch von Stephen King basierende Serie The Dead Zone entwickelt. Haven bietet zwar nicht gerade permanente Hochspannung und entwickelt sich eher langsam. Doch die interessante Location (sehr selten wurde im Studio gedreht), die sympathischen Hauptdarsteller und das permanente Rätselraten über das Geheimnis hinter Haven sorgten dafür, dass insgesamt 5 Staffeln mit 78 Episoden gedreht wurden.

Haven

Extras der DVD zur ersten Staffel: Audiokommentare zu den ersten 12 Episoden (28:09 min), ohne deutsche Untertitel; „Welcome to Haven“ + „Visual FX of Haven“ + „Mythology of Haven“, Featurettes (insgesamt 28:09 min), wie alle übrigen Extras wahlweise mit deutschen Untertiteln; Behind-the-Scenes Video Blogs (19:44 min), Interviews (2:00 min + 3:28 min + 2:27 min), Zusammenstellung der Stephen King Anspielungen (3:28 min); Vorschau auf Season 2 (4:49 min), Trailer (1:25 min)

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Stephen King: Colorado Kid

Zwei alte Herren betreiben in einer Kleinstadt in Maine eine Lokalzeitung. Sie erzählen ihrer sehr engagierten (und sehr hübschen) Volontärin eine etwas seltsame Geschichte über einen toten Mann aus Colorado, der am Strand in der Nähe ihres Örtchens gefunden wurde und eigentlich gar nicht dort sein dürfte. In dieser recht kurzen sich aber äußerst entspannt entwickelnden Erzählung zieht Stephen King einmal mehr alle Register seiner nicht unbeträchtlichen Kunst und den Leser in seinen Bann.

Stephen King: Colorado Kid

Eine befriedigende (oder auch nur übersinnliche) Erklärung bietet er am Ende des Buches nicht. Somit ist Colorado Kid eher eine Geschichte über das Geschichten-Erzählen als wirklich eine Geschichte. Daher stellt sich die Frage warum King dieses eher dem Krimi-Genre zuzuordnende Buch überhaupt geschrieben hat. Hierzu hätten einige Worte des Verlages (oder des sonst nicht um Vor-Worte verlegenen Autors) ganz sicher nicht geschadet.

Stephen King: Colorado Kid

Colorado Kid entstand,  genau wie Kings Romane Joyland und Später, als Beitrag zur Reihe Hard Case Crime. Hier erscheinen sowohl klassische Schwarze-Serie-Krimis aus den 40er-Jahren von Autoren wie Erle Stanley Gardner,  aber auch thematisch passende Werke von Schriftstellen wie Ed McBain, Donald E. Westlake oder Max Allan Collins (Road to Perdition).

Stephen King: Colorado Kid

Auch die Titelbilder sind im klassischen Pulp-Stil gehalten. In diesem Umfeld macht Kings für manchen Horror-Freund sicher etwas unbefriedigendes (und auch recht unblutiges) Buch durchaus Sinn, denn es erzählt von einem wahrhaft schweren Fall.

Stephen King: Colorado Kid

Dieses Buch inspirierte übrigens die TV-Serie Haven.

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Stephen King: Joyland

Genau wie seine Roman Colorado Kid und Später hat Stephen King in den USA auch Joyland zunächst in der Reihe Hard Case Crime als billiges Paperback mit bewusst trashig gehaltenen Cover (siehe unten) veröffentlicht. Erst zwei Wochen später folgte dann die doppelt so teure Hardcover-Ausgabe.

Stephen King: Joyland
Joyland wirkt ein wenig wie ein locker zusammen gezimmertes Gegenstück zu Kings einem Jahr zuvor erschienenen (ge)wichtigen Werk Der Anschlag. Hier lud er den Leser zu einer detailliert ausgearbeiteten Zeitreise in die gar nicht so glorreichen 50er- und 60er-Jahre ein und ließ seinen Protagonisten gar versuchen das Attentat auf John F. Kennedy zu verhindern. Joyland hingegen spielt zwar in den 70er-Jahren, doch dies in erster Linie weil es seinerzeit in den USA noch Freizeitparks gab, die weniger perfekt als Disneyland waren und hinter deren bunter Fassade durchaus das pure Grauen lauern konnte.

Stephen King: Joyland

Das Buch ist eine nahezu perfekt abgeschmeckte Mischung aus Love-, Crime und Ghost-Story. Für zusätzliche Faszination sorgte der Background eines ums Überleben kämpfenden Vergnügungsparks an der Küste von North Carolina. Hauptfigur ist der etwas naive noch jungfräuliche Student Devin Jones, der im Sommer 1973 einen Ferienjob im Joyland antritt, auch um darüber hinwegzukommen, dass ihm seine erste große Liebe Wendy langsam aber sicher den Laufpass gibt.

Stephen King: Joyland

Auf andere Gedanken kommt Devin auch dadurch, dass im Vergnügungspark der Geist einer dort ermordeten jungen Frau in der – wie originell! – Geisterbahn herumspukt. Dieser Teil der Geschichte inklusive der Entlarvung des Serial Killers ist King nur bedingt originell geraten. Sehr viel überzeugender gelang King der Einblick in dem Alltag eines Freizeitparks, inklusive der Beschreibung der Schwierigkeiten bei Bullenhitze zur Belustigung der Kinder im Hundekostüm herumzutanzen.

Stephen King: Joyland

Richtig mitreißend schildert Stephen King, der nicht nur ein Spezialist für Horror sondern auch für das Zwischenmenschlich ist, Devins sich langsam aufbauende Liebesgeschichte zur 10 Jahre älteren Annie, der alleinerziehenden Mutter eines schwerbehinderten Jungen. Hier (Vorsicht Spoiler!) gibt es zwar kein Happy End aber dafür wird die Erkenntnis vermittelt, dass jeder einzelne glückliche Tag zählt um uns Licht für die Schattenseiten des Lebens zu spenden.

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Needful Things

Nachdem bei Koch Media bereits Stephen Kings einzige Regiearbeit Rhea M … Es begann ohne Warnung durch die Veröffentlichung eines pompös aufgemachten Mediabooks abgefeiert wurde, folgt eine nicht minder schöne Neuauflage einer nicht ohne Grund etwas in Vergessenheit geratenen Verfilmung eines durchaus bedeutenden Werks des “King of Horror“.

Needful Things

Im 1991 erschienene Roman Needful Things, der bei uns den treffenden Titel In einer kleinen Stadt erhielt, erzählt Stephen King vielleicht seine letzte richtig originelle und mitreißende Geschichte. Ort der Handlung ist einmal mehr, das mittlerweile auch im Zentrum einer TV-Serie stehenden Örtchen Castle Rock. Hier eröffnet der schillernde Leland Gaunt den Antiquitätenladen Needful Things. Für seine “nützlichen Dinge“ lässt sich Gaunt nicht nur mit Bargeld bezahlen, sondern auch mit angeblich “harmlosen Gefälligkeiten“, die nach und nach die Kleinstadt ins Chaos treiben…

Needful Things

Bereits 1993 kam eine Verfilmung von Needful Things in die Kinos. Die Besetzung der Hauptrollen ist grandios. Als Leland Gaunt brilliert der schwedische Charakter-Mime Max von Sydow. Sein integrer Gegenpart, der in zahlreichen King-Büchern auftretende Sheriff Alan Pangborn, ist bei Ed Harris in den besten Händen. Ebenfalls sehr gute Leistungen liefern Bonnie Bedelia (Stirb Langsam), Amanda Plummer (Pulp Fiction) und J. T. Walsh (Eine Frage der Ehre).

Needful Things

Regie führte mit Fraser C. Heston, der Sohn einer Leinwandlegende, der bereits als Säugling als junger Moses im Bastkörbchen in Die Zehn Gebote seinen Vater Charlton Heston doubelte. Für Needful Things erhielt Heston Jr. wenig Lob, was – wie jetzt festzustellen – ist, nicht ganz fair war. 1996 lief im US-Fernsehen eine 60 Minuten längere dreistündige Fassung des Films, die der Romanvorlage sehr viel gerechter wird.

Needful Things

Dank dieses Mediabooks, das die längere Version im Vollbild-Format enthält, kann sich davon überzeugt werden, dass Needful Things nicht während der Dreharbeiten sondern im Schneideraum versiebt wurde. Abgesehen von einer kurzen Autounfall-Szene am Anfang, erscheint jede Sequenz, die nicht im Kino zu sehen war (und jetzt gut am Wechsel von Synchronisation auf Originalfassung mit deutschen Untertiteln zu erkennen ist) als eine mehr als sinnvolle Ergänzung. Die Charaktere und die Intrigen von Leland Gaunt sind sehr viel besser nachvollziehbar, wodurch der Film runder und spannender wird.

Needful Things

Das Mediabook von Koch Media präsentiert den Film auf einer Blu-ray und zwei DVDs in der Kinofassung (16 : 9, Blu-ray: 2:00:47 min) und in der sehr viel längeren TV-Version (Vollbild, Blu-ray: 3:08:44 min). Hinzu kommt interessantes Bonusmaterial: Making Of (5:40 min, wie alle Extras wahlweise mit deutschen Untertitel), Hinter den Kulissen (3:40 min), Deutscher Trailer (1:57 min), US-Trailer (2:03 min), Galerie mit 49 Aushangfotos und ein 20-seitiges Booklet mit einem Text von Thorsten Hanisch

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Doctor Sleeps Erwachen

Nachdem ihn ein Fan bei einer Signieraktion fragte, ob er vielleicht eine Ahnung hätte, was aus dem kleinen Jungen aus Shining geworden sei, verarbeitete Stephen King diese Idee zu seinem 2013 erschienenen Roman Doctor Sleep. Hierin erzählt er von Danny Torrance, der als Erwachsener genau wie sein Vater Jack, zu einem verantwortungslosen Alkoholiker geworden ist.

Doctor Sleeps Erwachen

Nachdem er planlos durch die USA zog, wird Danny in einem Örtchen in New Hampshire sesshaft und dank der Anonymen Alkoholiker überwindet er seine Trunksucht. Dieser Teil ist vielleicht der beste des Buchs, wenn es danach immer übersinnlicher wird, geht es teilweise ganz schön albern zu. Dies dürfte es Lesern, die Shining nur aus dem Kino kennen, nicht allzu einfach machen sich für das Buch zu erwärmen. Hierzu sei aber angemerkt, dass es Stephen King nicht gefallen hat, was Stanley Kubrick aus seinem Roman gemacht hat und es ihm ein echtes Anliegen war, dass Mick Garris 1997 die werkgetreue (aber auch etwas öde) TV-Mini-Serie Shining in Szene setzte.

Doctor Sleeps Erwachen

Daher überraschte es, dass King erlaubte, das bei der Verfilmung von Doctor Sleep auf das optische Konzept von Stanley Kubrick zurückgegriffen wurde. Dies machte sich natürlich sehr gut im Trailer zum Film. Doch leider bleibt es nicht bei kurzen Zitaten aus Kubricks Meisterwerk, sondern der (durch Gerald’s Game Stephen-King-erfahrene) Regisseur Mike Flanagan versucht viel zu eifrig die Atmosphäre des Klassikers nachzustellen. Dabei ist es bemerkenswert, dass der Film – trotz seines Budgets von über 50 Millionen – hierbei schon optisch scheitert.

Doctor Sleeps Erwachen

Die Rekonstruktion des Overlook-Hotels im gar nicht so großen Finale von Doctor Sleeps Erwachen kann Kubricks sorgfältig erstellten englischen Studio-Kulissen der eingeschneiten riesigen Luxus-Herberge nicht das Wasser reichen. Richtig albern wird es jedoch erst dadurch, dass es sich Flanagan nicht verkneifen konnte, mit Henry Thomas aus E. T. – Der Außerirdische ein Double für Jack Nicolson zu verpflichten. Im Vergleich hierzu gelang Steven Spielberg in Ready Player One eine sehr viel respektvollere (und optisch befriedigendere) Shining-Hommage.

Doctor Sleeps Erwachen

Es ist sehr schade, dass Doctor Sleeps Erwachen daran scheitert in Kubricks Terrain zu wildern, denn die erste Hälfte des Films hat durchaus ihre Stärken. Während in Kings Roman eine uralte Sekte namens “Der wahre Knoten“, die in Wohnmobile durch die USA reist, um übersinnlich begabte Menschen ihre Kräfte und ihr Leben raubt, nicht allzu bedrohlich wirkt, verkörpert Rebecca Ferguson (Mission: Impossible) “Rose the Hat“, die Anführerin dieser Gruppe, erstaunlich bedrohlich.

Doctor Sleeps Erwachen

Auch Ewan McGregor ist großartig als Danny Torrance, der es nicht gerade als Segen empfindet, dass er über die hellseherischen Kräfte des “Shining“ verfügt. Allerdings gibt ihm das Drehbuch wenig Gelegenheit zu glänzen. Schade, denn mit einer vorsichtiger dosierten Prise Kubrick hätte es ein guter Film werden können.

Doctor Sleeps Erwachen

Auf Blu-ray, aber nicht auf DVD, ist auch der Extended Cut enthalten. Der Film ist in der 30 Minuten längeren Version in diese sechs Kapitel unterteilt: „Old Ghosts,” “Empty Devils,” “Little Spy,” “Turn, World,” “Parlor Tricks” and “What Was Forgotten.”. Es ist auch mehr über die junge Abra Stone (Kyliegh Curran) zu erfahren, die ebenfalls über das „Shining“ verfügt. Leider kann dieser nur in der (wahlweise deutsch untertitelten) Originalfassung betrachtet werden.

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Stephen King: Doctor Sleep

Nachdem ihn ein Fan bei einer Signieraktion fragte, ob er vielleicht eine Ahnung hätte, was aus dem kleinen Jungen aus Shining geworden sei, entwickelte Stephen King die Idee zu einem neuen Buch. Doctor Sleep erzählt von Danny Torrance, der als Erwachsener genau wie sein Vater Jack zu einem verantwortungslosen Alkoholiker geworden ist,  planlos durch die USA zieht und gelegentlich als Krankenpfleger arbeitet. In einem Örtchen in New Hampshire wird er jedoch sesshaft und dank der Anonymen Alkoholiker auch trocken. Er lernt dort ein kleines Mädchen namens Abra kennen, das in einem noch sehr viel größeren Maße als er übersinnlich begabt ist und dadurch ins Visier einer uralten Sekte gerät.

Stephen King: Doctor Sleep

Diese Gruppe, die sich der “Wahre Knoten“ nennt, in Wohnmobilen in den USA herumfährt und Kinder mit besonderen Fähigkeiten tötet um sich an deren “Lebenselixieren“ zu berauschen, gehört nicht gerade zu Kings originellsten Schöpfungen. Die ziemlich breit ausgewalzten Szenen mit dieser leicht albernen Sekte und ihrer nervigen Anführerin “Rose the Hat“ – besonderes Merkmal ist ein schief aufgesetzter Zylinder – erleichtern nicht gerade den Einstieg in das mit 700 Seiten mal wieder nicht eben dünne Buch. Spannender als diese Fantasy-Gespinste ist die Geschichte von Danny Torrance, der wieder Fuß fasst, Freunde findet und sich als liebevoller Sterbe-Begleiter in einem Hospiz den Spitznamen Doctor Sleep redlich verdient hat.

Stephen King: Doctor Sleep

Wenn es dann zum großen Finale kommt, dürften dem Leser Danny Torrance und seine Freunde so stark ans Herz gewachsen sein, dass die Frage nach dem weiteren Verlauf ihres Schicksals absolute Hochspannung verbreitet. Insgesamt ist Doctor Sleep sehr viel mehr als eine Fortsetzung zu Shining, wenn auch kein Meisterstück wie etwa Kings letztes Epos Der Anschlag.

Stephen King: Doctor Sleep

Trotz guter Besetzung mit Ewan McGregor und Rebecca Ferguson scheitert 2019 eine Verfilmung von Doctor Sleep daran, dass hier auch versucht wurde Stanley Kubricks Shining fortzusetzen.

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