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Sommer in Orange

Sommer 1980: Die Bhagwan-Anhängerin Amrita (wunderschön: Petra Schmidt-Schaller) zieht mit ihren Kindern Lili und Fabian und ihrer gesamten WG aus Berlin in die bayerische Provinz. Ein geerbter Bauernhof soll in ein „Therapie-Zentrum“ verwandelt werden, was in der beschaulichen Gemeinde Talbichl einige Unruhe auslöst. Während Dörfler und Kommunarden sich gegenseitig misstrauisch beharken, wünscht sich Lili nichts sehnlicher als eine ganz normale Familie…

Sommer in Orange

Diesem gut gelaunten Film ist jederzeit anzumerken, dass Marcus H. Rosenmüller (Trautmann) beide Welten kennt und mag. Daher verteilt er seinen sanften Spott zu gleichen Teilen auf die lockere aber nicht unspießige Landkommune sowie auf die eingeschworene, keinem Vorurteil abgeneigte, sich aber um die Mitmenschen sorgende Dorfgemeinschaft. Wenn freie Liebe auf Trachtenverein trifft, gibt es reichlich Stoff für Konflikte. Diese eskalieren jedoch nie in Gewaltausbrüche, die über eine zünftige Dorffest-Keilerei hinausgehen, sondern lösen sich fast ein wenig zu „happyendig“ auf.

Sommer in Orange

Nachdem sich in seinen letzten Werken optisch eine gewisse Sachlichkeit breit machte, ist dieser Film visuell wieder ebenso verspielt wie Rosenmüllers Erstling Wer früher stirbt ist länger tot. Sommer in Orange ist sicher nicht Rosenmüllers bester Film, aber wer seine übrigen Werke wie Beste Gegend oder Schwere Jungs mag, wird auch hier seine helle Freude haben.

Sommer in Orange

Extras der DVD: Audiokommentar von Regisseur Marcus H. Rosenmüller und Drehbuchautorin Ursula Gruber; Making Of (16:13 min); Sechs unveröffentlichte Szenen (8:15 min, mit optionalem Audiokommentar von Marcus H. Rosenmüller und Ursula Gruber); Visual Effects Making-of (1:37); “Am Set mit Rosi” (3:46 min); “Wer ist hier eigentlich spießig?” (4:49 min); “Hinter den Kulissen” (2:59 min); „Der Sound der Heimat“ mit Marcus H. Rosenmüller und seinem Stammkomponisten Gerd Baumann (43:51 min); Original Kinotrailer „Dorf“ (2:02 min) und „Kommune“ (2:03 min); „Kümmel und Korn“ (1999, 13:50 min) – ein Kurzfilm von Marcus H. Rosenmüller

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Trautmann

Bereits 2006 bewies Marcus H. Rosenmüller (Wer früher stirbt ist länger tot, Beste Gegend) mit Schwere Jungs, dass er ein Händchen für Filme über Sportler hat. Doch seinerzeit bewegte er sich zugleich im nahezu ausschließlich von ihm bedienten Genre des (unpeinlichen) bayerischen Heimatfilms. Bei Trautmann hingegen geht es globaler zu, auch weil es sich beim einzigen Dialekt, der zu hören ist, um Norddeutsch handelt!

Trautmann

Die Geschichte von Bert Trautmann ist ideal für einen Kinofilm. Der in der Nähe von Bremen geborene Trautmann ging als 17-Jähriger freiwillig zur deutschen Wehrmacht. An der Ostfront wurde er mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet und geriet in Frankreich in britische Kriegsgefangenschaft. Im Lager in der englischen Provinz entdeckte er beim Fußballspielen sein Talent als Torwart. Nach seiner Freilassung blieb er in Großbritannien und machte beim Verein Manchester City Karriere als Goalkeeper.

Trautmann

Kurz bevor Bert Trautmann 2013 verstarb, führte Marcus H. Rosenmüller ausführliche Gespräche mit dem von der Queen als Honorary Officer of the Most Excellent Order of the British Empire ausgezeichneten Sportler. Für seine Verfilmung nahm sich Rosenmüller jedoch trotzdem allerlei Freiheiten. So wird nicht gezeigt, dass Trautmann am Ende des Zweiten Weltkriegs desertierte. Dass Trautmann bereits während seiner Kriegsgefangenschaft vom Leiter eines Provinzfußball-Verein kurz vor Fußballspielen heimlich aus dem Lager ins Tor geschmuggelt wurde, hat so nicht stattgefunden, ist jedoch ein guter Vorwand für humoristische Einlagen.

Trautmann

Die Lovestory zwischen Trautmann und der Tochter des kleinstädtischen Fußball-Clubs wurde ebenfalls kinomäßig idealisiert, auch durch einen Zeitsprung, der gerade dann stattfindet, als es am spannendsten wurde. Nah orientiert an tatsächlichen Ereignissen wird hingegen gezeigt, wie es in Manchester erhebliche Proteste dagegen gab, dass ein hochdekorierter, vermeintlicher Nazi vom dortigen Traditionsverein verpflichte wurde. Tatsächlich war es seinerzeit der aus Deutschland vertriebene Rabbiner von Manchester, der sich für Trautmann aussprach.

Trautmann

Gegen Ende des Films übertreibt es Rosenmüller ein wenig zu sehr mit einer auf unglaubwürdige Zufälle setzenden bedeutungsschweren Holzhammer-Dramaturgie. Doch insgesamt gelang Rosenmüller –  auch dank seiner sehr guten Hauptdarsteller David Kross (Krabat, Der Vorleser) und Freya Mavor – ein wohlüberlegt ausbalancierter Film.  Ähnlich gekonnt wie viele britische Produktionen bewegt sich Trautmann auf dem schmalen Grad zwischen Humor und Drama.

Trautmann

Die Blu-ray von Capelight Pictures enthält neben dem 119-minütigen Hauptfilm noch dieses Bonusmaterial: Making Of (18:15 min), eine faszinierende Kurzdoku zu den Spezialeffekten (2:06 min) und der deutsche Kinotrailer (2:10 min)

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