Seit 2016 veröffentlicht der französische Verlag Glénat edel aufgemachte Disney-Comics, die kunstvoll von Individualisten wie Cosey, Régis Loisel oder Tébo gezeichnet wurden und von Micky Maus erzählen. Ausnahmen wie Donald‘s Happiest Adventures von Lewis Trondheim und Nicolas Keramidas bestätigten diese Regel.
In einer zweiten Welle folgten Alben, in denen Disney-Routiners die Möglichkeit gegeben wurde, durch prachtvoll in Szene gesetzte Geschichten zu zeigen, was in ihnen steckt. Das Resultat waren etwas wirr erzählte, aber wunderschön anzusehende Geschichten, wie Micky Maltese von Giorgio Cavazzano oder Micky in der alten Welt von Silvio Camboni und Denis-Pierre Filippi.
Aktuell steuerten Federico Bertolucci und Frédéric Brrémaud einen Band zur Glénat-Reihe bei. Das Duo begeisterte zuvor durch die bei uns bei Popcom erschienene Serie Love, die grandios in Szene gesetzte Liebesgeschichten aus der Tierwelt erzählt. Auch Les vacances de Donald kommt ganz ohne Worte aus, ist aber alles andere als eine Love Story. Vielmehr wird davon erzählt, wie der zu Wutausbrüchen neigende Enterich versucht dem Lärm der Großstadt zu entkommen und erleben muss, dass es auch in der freien Natur alles andere als stressfrei zugeht…
Die Hauptinspirationsquelle zu Brrémauds Story und Bertolucci großartigen Bildern waren Disneys klassische Animations-Kurzfilme. Der Auftakt des Comics mit Donald, der nicht einschlafen kann, lässt an den Cartoon Drip Dippy Donald von 1948 denken. Die Bären des Waldes erinnern an Rugged Bear und eine Horde von Ameisen transportiert den schlafenden Donald wie in Tea for two hundred von seinem Zelt weg. Ahörnchen und Behörnchen alias Chip an′ Dale fühlen sich in Donald macht Ferien, wie zuvor bereits in zahlreichen Animationsfilmen, von Donald gestört. Auch dass das Album in weniger als zehn Minuten durchgelesen bzw. durchgeblättert ist, erinnert an die Disney-Cartoons.
Der 60. Animationsfilm aus dem Hause Disney entführt die Zuschauer in eine südamerikanische Zauberwelt, streift am Rande aber auch die wohl immer aktuell bleibende Flüchtlings-Problematik. Anfangs wird recht kurz und zum Ende hin etwas ausführlicher gezeigt, wie Alma Madrigal – bedroht durch nur sehr diffus dargestellte Reiter mit Fackeln – ihren Heimatort verlässt.
Bei der Flucht kommt ihr Ehemann Pedro ums Leben, doch Alma kann ihre Drillinge retten und durch die Kraft einer magischen Kerze ein sich rührend um seine Bewohner kümmerndes Haus mit Eigenleben errichten. Dort im Casita lebt mittlerweile bereits die dritte Generation der Madrigals, die alle über spezielle übersinnliche Fähigkeiten verfügen, abgesehen von der kleinen Mirabel…
Diese etwas umständlich konstruierte folkloristische Märchenwelt mit sehr sanften Spukhaus-Touch bringt der Film durch erstaunlich viele beschwingte Songs an den Zuschauer. Diese stammen von Lin-Manuel Miranda, dem Schöpfer des Erfolgs-Musicals Hamilton, der als Darsteller und Komponist auch Disneys zweiten Mary-Poppins-Film erheblich bereichert hat.
Auch in Sachen Gag-Dichte braucht sich Encanto nicht vor den Disney-Klassikern verstecken. Es dauert sehr lange bis beim visuell sehr ansprechend (unbedingt in 3D schauen!) von Jared Bush und Byron Howard (Zoomania) in Szene gesetzten Film der Schmalzgehalt überhandnimmt und das ganz große Loblied auf familiären Zusammenhalt erklingt.
Eine sehr hübsche Beigabe ist im Kino der ganz ohne Worte auskommende Vorfilm Far From the Tree. Dieser spielt an einem nur scheinbar idyllischen Strand am Pazifik. Dort macht ein kleiner Waschbär die Erfahrung, dass sein Vater aus gutem Grund extrem vorsichtig ist…
Der von Natalie Nourigat geschriebene und inszenierte Film wurde in 2D-Computer-Cel Animation realisiert. Dadurch konnte die Perfektion der Computeranimation mit der Spontanität der von Hand ausgeführten Zeichnung kombiniert werden, was vielleicht auch eine interessante Technik für einen abendfüllenden Film wäre.
2016 startete der französische Verlag Glénat ein interessantes Experiment. Die nicht gerade im Disney-Stil arbeitenden Comic-Künstler Cosey (Auf der Suche nach Peter Pan), Régis Loisel (Peter Pan), Nicolas Keramidas & Lewis Trondheim, Pieter De Poortere und Tébo erhielten die Möglichkeit Geschichten mit Micky Maus in ihren individuellen Stilen zu gestalten. Die Resultate konnten sich sehen (und manchmal auch lesen) lassen.
In einer zweiten Welle wurde Disney-Routiniers etwas mehr Zeit als sonst üblich eingeräumt, damit sie prachtvolle Comic-Alben mit Micky Maus zu Papier bringen können. Der Italiener Giorgio Cavazzano zeichnete mit Micky Maltese eine Hommage an Hugo Pratts Klassiker Die Südseeballade. Sein Landsmann Silvio Camboni setzte mit Micky und der verlorene Ozean eine sehr wirr erzähltes Science-Fiction-Geschichte in „Entenhausen-Steampunk-Optik“ (Werbe-Lyrik) wunderschön und knallbunt in Szene.
Bei Micky in der alten Welt arbeitet Camboni wieder mit dem französischen Autoren Denis-Pierre Filippi zusammen, doch diesmal lässt sich die Geschichte sogar lesen. Es handelt sich um keine direkte Fortsetzung von Micky und der verlorene Ozean, sondern das neue Abenteuer spielt in einer liebevoll gestalteten Fantasy-Welt voller durch die Lüfte schwebender Behausungen.
Micky Maus hat einen riesigen Pfau als Reittier und arbeitet über den Wolken als Seilermeister. Er versucht die herumfliegenden Gesteinsformationen dauerhaft miteinander zu vertauen, damit ihre Bewohner den immer wieder aufkommenden Wirbelstürmen trotzen können. Gefahr droht aber auch durch machtgierige Potentaten, für deren Verkörperung Kater Karlo und das Schwarze Phantom in prachtvolle mittelalterliche Kostüme geschlüpft sind.
Bei der oft in großformatigen und manchmal gar doppelseitigen Bildern erzählten Geschichte ist Humor Mangelware. Doch ansonsten gibt es wenig zu meckern, abgesehen von der Preisgestaltung. Während das Album in Frankreich als Mickey et la terre des anciens in identischer Hardcover-Ausstattung für 15,- Euro verkauft wird, verlangt Egmont dafür hierzulande 29,- Euro. Dies war auch der Preis der deutschen Erstveröffentlichung von Micky und der verlorene Ozean, die mittlerweile als Neuauflage in einem etwas kleineren Format für 16,- Euro angeboten wird.
Nachdem der vorherige Pixar-Film Soul nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch voll überzeugen konnte, ist Luca auf den ersten Blick eine Enttäuschung. Das Design der Seeungeheuer-Familie, die in den Untiefen vor der italienischen Riviera-Küste lebt, ist äußerst sparsam ausgefallen und lässt an eine Animationsserie für Vorschulkinder denken. Die trübe Unterwasserwelt, in der der kleine Luca mit seinen Eltern und der Oma lebt, hat nur wenig von der schillernden Pracht der Korallenwelt aus Findet Nemo. Zudem ist die Idee, dass sich das Fischwesen Luca in einen Jungen verwandelt, sobald es das Wasser verlässt, nur bedingt originell.
Doch sobald die Handlung an Land spielt, gewinnt der Animationsfilm deutlich an Attraktivität, da der in Genua aufgewachsene Illustrator und Regisseur Enrico Casarosa das Küstenörtchen Portorosso mit verspielten Detailreichtum ausgestattet hat. Die eng beieinanderstehenden Häuschen sind in leuchtenden Farben bemalt, überall ist Wäsche zum Trocknen aufgehängt und an den Wänden wurde Werbung zu Filmen aus den 50er-Jahren wie La Strada oder Ein Herz und eine Krone plakatiert. Schrullig-sympathische Menschen bevölkern die Gassen. Dazu passend erklingt auf dem Soundtrack Italo-Pop von Rita Pavone oder Gianni Morandi.
Die daraus resultierende charmante Urlaubsstimmung tut auch der Geschichte gut. Erzählt wird davon, wie sich Luca mit seinem unter den Menschen lebenden Artgenossen Alberto und der kleinen Giulia anfreundet. Da die Bevölkerung von Portorosso panische Angst vor Seeungeheuern hat, muss Luca aufpassen, dass er nicht nass wird, weil sich auf seiner Haut dann sofort Schuppen bilden. Dennoch nimmt er an der örtlichen Triathlon-Variante mit den Disziplinen Schwimmen, Radfahren und Spaghetti-Essen teil, denn der erste Preis ist eine Vespa…
„Luca“ erlebte seine Premiere am 18. Juni 2021 auf Disney+ und drei Monate später folgte die Heimkino-Veröffentlichung. Während die DVD ganz ohne Bonusmaterial auskommt, bietet die Blu-ray allerlei interessantes Bonusmaterial, das es ermöglicht am Kreativprozess teilzunehmen. Der Bericht „Unsere italienische Inspiration“ (14:21 min wie alle Extras, wahlweise mit deutschen Untertiteln) zeigt, wie Enrico Casarosa dem Pixar-Team seine italienische Heimat zeigt. Hinzu kommen die Features “Seeungeheuer im Verborgenen“ (12:23 min) und „Beste Freunde“ (7:15 min), sowie der US-Trailer (1:28 min). Die Krönung sind die „Zusätzlichen Szenen“ (30:30 min), Hier wurden in Form von zumeist schlichten aber beeindruckenden Skizzen originelle aber verworfene Handlungsvarianten visualisiert.
Die Blockbuster der Reihe Pirates of the Caribbean erfreuen auch Zuschauer, die noch nie einen Disney-Themenpark besucht und die gleichnamige dort beheimatete Attraktion absolviert haben. In Jungle Cruise hingegen stehen die zahllosen Anspielungen auf die 1955 bei der Eröffnung von Disneyland erstmals präsentierte Bootsfahrt der Handlung erheblich im Weg.
In einer künstlich im kalifornischen Anaheim angelegten tropischen Wasserlandschaft wurde (und wird) den Besuchern eine ganze Horde von mechanisch gesteuerten Tieren präsentiert. Während der “Skipper“ (die Boote laufen auf Schienen) die Besucher anfangs noch mit Fakten über Flora und Fauna langweilte, gingen die Disneyland-Mitarbeiter schon recht bald dazu über, bewusst schlechte Witze zu erzählen.
Auch Dwayne Johnson präsentiert als Skipper Frank im Film zur Disneyland-Attraktion den Teilnehmern einer Amazonas-Bootsfahrt hölzerne Kalauer und ebensolche “Bestien“, die notdürftig zusammengebastelt wurden. Diese Rummelplatz-Atmosphäre passt nicht wirklich zu einer 1916 in Brasilien spielenden Abenteuergeschichte, die sich zugleich als Hommage an John Hustons Klassiker African Queen versteht.
Dies ist etwas schade, denn die Chemie zwischen Dwayne Johnson und Disneysneuer Mary Poppins Emily Blunt erinnert durchaus an das sehr amüsante Zusammenspiel von Humphrey Bogart und Katharine Hepburn. Johnson ist weniger schmuddelig als Bogart und Blunt keine alte Jungfer, sondern als Dr. Lily Houghton das weibliche Gegenstück zu Indiana Jones.
Die mit viel Spielfreude in farbenfrohen Kostümen stattfindende Romanze schlägt in den Dialogen nur wenig Funken und passt kaum zum Rest des Films. Hier versucht Kaiser Wilhelms im U-Boot amok-fahrender Sohn Joachim (Jesse Plemons) ebenfalls den Baum des Lebens zu finden und das Ganze hängt mit allerlei Hokuspokus um dem immer noch herumspukendem spanischen Konquistador Aguirre zusammen. Etwas viel Blödsinn für einen einzelnen Film.
Bereits 1996 entstand eine Realverfilmung des Disney-Klassikers 101 Dalmatiner. Mein damaliges Urteil lautete: “Eigentlich eine eher blöde Idee, doch dank der sorgfältigen Machart, der grundsoliden Geschichte des Zeichentrickfilms und einer launig aufspielenden Glenn Close als Schurkin Cruella del Vil, die unbedingt einen Mantel aus Dalmatiner-Fell besitzen will, spielte das Ding so viel ein, dass fünf Jahre später mit 102 Dalmatiner und Gerard Depardieu eine (sehr viel weniger rentable) Fortsetzung folgte.“
Der aktuelle Versuch aus 101 Dalmatiner einen Realfilm zu machen ist deutlich ambitionierter. Es wird nicht einfach nur versucht den Zeichentrickfilm mit halbwegs passenden Darstellern nachzustellen. Genau wie zuvor bereits Angelina Jolie im Disney-Blockbuster Maleficent – Die dunkle Fee porträtiert auch Emma Stone (La La Land, Zombieland) Cruella als eine Frau, die durch tragische Umstände zur überdimensionalen Schurkin wird.
Estella Miller ist ein Mädchen, das davon träumt Modedesignerin zu werden. Nachdem ihre Mutter bei einem Besuch auf dem Landsitz der Baroness von Hellman (Emma Thompson) zu Tode kommt, gibt sich Estella die Schuld dafür und flüchtet nach London. Dort verbündet sie sich mit den Kleinkriminellen Jasper (Joel Fry) und Horace (Paul Walter Hauser). Das Trio hält sich mit Betrügereien über Wasser, doch Estella hat ihren Traum nicht aufgegeben. Ihr Talent als Designerin fällt der Baroness von Hellman auf, die Estella einen Job bei ihrer Modefirma gibt.
Ab diesem Moment weißt der Film erheblich Ähnlichkeiten mit Der Teufel trägt Prada auf, denn die arrogante Baroness schikaniert Estella gnadenlos und nutzt das Talent der jungen Frau rücksichtslos für ihre Zwecke aus. Doch Estella entdeckt das finstere Geheimnis ihrer scheinbaren Gönnerin. Unter dem Künstlernamen Cruella de Vil beginnt sie sehr erfolgreich damit, den Status der Baroness als Modeikone durch fantasievolle und immer durchgeknalltere Aktionen zu demontieren…
Vor dem Hintergrund von Swinging London und untermalt von großartiger 70er-Jahre Popmusik gelang Craig Gillespie (Fright Night, I, Tonya) ein ebenso temporeicher wie sensationell ausgestatteter Streifen mit einer Story voller überraschender Wendungen. Emma Stone brilliert in einer Doppelrolle sowohl als verletzliche Estella mit roten Haaren und Hornbrille, als auch in der schillernden Rolle der unberechenbaren Cruella mit punkiger Schwarz-Weiß-Frisur.
Cruella war nicht auch im Kino zu sehen. Das ist gut so, denn der interessant durchgestylte Film gehört auf die große Leinwand! Ab 19. August – eine Woche bevor der Film auf Disney+ für Abonnenten frei verfügbar ist – erscheint Cruella auf DVD, Blu-ray und 4K Ulta HD.
Die Blu-ray von Disney enthält neben dem 134-minütigen Hauptfilm noch diese Extras: „Die zwei Emmas“ (10:46 min, wie alle Extras wahlweise mit deutschen Untertiteln), „Die beiden Sidekicks – Horace und Jasper“ (5:30 min), „Die Welt von Cruella“ (6:25 min), „Neue Hunde… Alte Tricks“ (6:04 min), „Cruella 101 – Die Gemeinsamkeiten zwischen Zeichentrick- und Realfilm“(3:05 min), „Cruella Couture“ (9:43 min), zwei nicht verwendete Szenen (3:08 min) und Pannen vom Dreh (1:57 min)
1996 – also lange vor Cruella – brachten die Disney Studios eine Realverfilmung ihres Zeichentrickhits 101 Dalmatiner in die Kinos. Eigentlich eine eher blöde Idee, doch dank der sorgfältigen Machart, der grundsoliden Geschichte des Zeichentrickfilms und einer launig aufspielenden Glenn Close als Schurkin Cruella del Vil, die unbedingt einen Mantel aus Dalmatiner-Fell besitzen will, spielte das Ding so viel ein, dass fünf Jahre später eine (sehr viel weniger rentable) Fortsetzung folgte.
Diesmal bekam Glenn Close noch Gerard Depardieu als Modeschöpfer Le Pelt zur Seite gestellt. Dieser versucht sie in der Kunst des Grimassenschneidens zu übertreffen. Das wäre kaum auszuhalten, wenn nicht Ioan Gruffudd und Alice Evans als junges Liebespaar für die dringend nötige Balance sorgen würden. Recht hübsch ist ihr mit Ausschnitten aus Susi und Strolch kontrastiertes Rendezvous beim Italiener.
Auch an der Tierfront ist alles in Ordnung. Hier sorgen der völlig weiße Dalmatiner-Welpe Nullpunkt und der sich für einen Rottweiler haltende Papagei Daedalus (der im Original Waddlesworth heißt und vom Monty Python Iric Idle gesprochen wird) für Stimmung. So kann der Film dank durchgeknallter Kostüme von Close und Depardieu, etwas Herz und ganz vielen Tieren recht kurzweilig unterhalten.
Extras der DVD: Audiokommentar vom Regisseur Kevin Lima und einiger Tiertrainer (wie alle Extras, wahlweise mit deutschen Untertiteln), Drei Kurzfilme vom Dreh: “Hunde als Schauspieler“, “Wie Cruella entsteht“ und “Hinter den Kulissen“ (insgesamt 17:37 min, wenn die DVD mit deutschem Menü gestartet wird, werden die Extras in Deutsch kommentiert), Action Overload: “Welpen ohne Ende“ (1:10 min), kleiner Dalmatiner-Ratgeber (1:49 min), Spezialeffekte 102 – selbst gemacht – Berichte über die Trickszenen (5:31 min), Ein recht lustiger Outtake: “Cruella Entlassung“ (0:53 min), Trailer (1:14 min)
Erst im letzten Jahrhundert entwickelte sich Spielzeug zu einem immer stärker florierenden Geschäft. Dies schlug sich darin nieder, dass die Werbebudgets für Puppen, Plüschtiere, Brettspiele, Baukästen oder Tretautos anwuchsen.
Der Taschen Verlag hatte die (auch lizenzrechtlich) geniale Idee eine 500-seitiges Buch mit chronologisch geordneten Werbeanzeigen für Spielzeug zu veröffentlichen. Zu jedem Jahrzehnt gibt es knappe aber sehr informative Texte von Jim Heimann in Deutsch, Englisch und Französisch über die jeweils vorherrschenden Trends.
Das Buch zeigt, wie Spielzeug langsam aber stetig immer mehr zum Merchandise und schließlich auch zum Sammelobjekt wurde. Bereits zwei Jahr nach dem Kinoerfolg Steamboat Willie erhielt Charlotte Clark von Walt Disney die Erlaubnis Micky-Maus-Puppen zu produzieren.
Dieser Trend setzte sich fort. Comichelden wie Buck Rogers oder Flash Gordon wurden nicht nur verfilmt, sondern ihre Strahlenpistolen oder Raumschiffe wurden erfolgreich verkauft. Dies setzte sich mit Dick Tracy, Popeye, Red Ryder, Li’l Abner Superman oder Batman fort. Inspiration liefert auch das Fernsehen und die Waschbärenmütze zur Disney-Serie Davy Crockett wurde ein Riesenhit.
Ende der 50er-Jahre entstanden aber auch eigenständige Kreationen wie der Hula-Hoop-Reifen oder die heute immer noch sehr präsenten Lego-Steine und Barbie-Puppen. George Lucas, der sich die Rechte an seinen Kreationen sicherte, räumte mit unendlichen Toy-Welten gehörig ab, bevor sich der Kreis schloss und die Walt Disney Company das komplette Star-Wars-Universum erwarb.
Taschens Toys-Buch ist eine faszinierende Zeitreise, die sehr sinnlich dokumentiert, wie Spielsachen – aber auch die zugehörigen Werbemaßnahmen – immer raffinierter wurden. Ein Trend, der anhält, denn heute wird zwar häufig auch online gespielt, doch die Spielwaren-Abteilungen behaupten sich wacker gegen die Digitalisierung.
Seit September 2016 wächst die von Panini Deutschland in Eigenregie herausgebrachte Reihe Star Wars Comic-Kollektion alle zwei Wochen um einen weiteren Hardcover-Band. Veröffentlich wurden in mehr als 100 Bänden sowohl klassische Comics, die meist aus dem Hause Dark Horse stammen, als auch Film-Adaptionen, die alle entstanden sind, bevor George Lucas sein Franchise-Universum an Disney verkaufte.
Noch vor der Premiere von Star Wars startete 1977 die zugehörige. Comic-Serie von Marvel. Da der Superhelden-Verlag mittlerweile zu Disney gehört, erscheinen dort künftig alle Comics zu Star Wars. Als am 14. Januar 2015 das erste Comicheft mit dem Titel Skywalker Strikes herauskam, verkauften sich mehr als eine Million Exemplare.
Variant-Cover von John Tyler Christopher
Dies lag nicht nur an der soliden Story von Jason Aaron, sondern auch daran, dass es vom ersten Heft der Serie 70 verschiedene Cover-Varianten gab. Viele dieser mit exklusiven Titelbildern versehenen Comics wurden ausschließlich in bestimmten Läden, wie etwa bei Forbidden Planet in London, verkauft.
Der Inhalt der ersten Star-Wars-Serie von Marvel bietet viel Action und beste Unterhaltung mit der Kerngruppe der klassischen Saga. Jason Aaron lässt seine Geschichte direkt nach den Ereignissen aus Episode IV spielen. Luke, Han, Leia, Chewie und die beiden allseits bekannten Droiden stehen im Zentrum des turbulenten Geschehens und welcher Schurke dabei die Hauptrolle spielt, dürfte auch klar sein…
Die einzige Überraschung in der gradlinigen Geschichte taucht am Ende von Heft 6 auf. Ansonsten verblüfft der sich sehr genau an bekannten Filmszenen orientierende Zeichner John Cassaday (Astonishing X-Men) dadurch, dass er Gerätschaften wie die Speed Bikes und Kampfläufer oder Charaktere wie Boba Fett einsetzt, obwohl diese im Kino erst in den Episoden V oder VI debütierten.
Mit Skywalker schlägt zu! startet Panini eine zweite Reihe mit Star-Wars-Comics. Genau wie bei der Star Wars Comic-Kollektion bilden die Buchrücken, der alle zwei Wochen erscheinenden 60 Hardcover-Bände, nebeneinander positioniert ein durchgehendes “galaktisches Panorama-Motiv“.
Da die Marvel-Comics auch dazu beitragen sollen, die neuen Filme zu bewerben, enthält Band 2 der Kollektion eine von Luke Ross und Marc Laming sehr solide zu Papier gebrachte Adaption von Das Erwachen der Macht, dem ersten Star-Wars-Film aus dem Hause Disney.
Als dritte Veröffentlichung folgt der Auftakt der aus 25 Heften bestehenden Reihe Reihe Darth Vader, die von Kieron Gillen (Über, Once & Future) geschrieben und Salvador Larroca gezeichnet wurde. Die altmeisterlich in Szene gesetzten Cover stammen von Adi Granov. Parallel zur Storyline von Jason Aaron Storyline wird hier erzählt, wie es Darth Vader gelang, nach der Zerstörung des Todessterns das Vertrauen des Imperators zurückzugewinnen.
Zum Auftakt gibt es ein Wiedersehen mit Jabba the Hutt und mit der Xenoarchäologin Chelli Lona Aphra wurde eine neue Figur eingeführt, die mit Doctor Aphra sogar eine eigene Serie erhielt.
Mit der vierten Ausgabe startet die ebenfalls äußerst gut gelungene Comic-Reihe Prinzessin Leia von Mark Waid (Crises on Infinite Earths, Kingdom Come) und Terry Dodson, der die wohl attraktivste Version dieser Star-Wars-Ikone zu Papier brachte.
In diesen Zusammenhang sei auch Leia, Prinzessin von Alderaan, die Manga-Adaption eines Romans von Claudia Gray empfohlen.
Es wird also ein abwechslungsreiches Begleitprogramm zu den Filmen und zu Disney+ geboten.
Mit Lone Ranger versuchten sich Disney und Regisseur Gore Verbinski 2013 an einer Wild-West-Variante zu den Fluch der Karibik-Filmen. Die wichtigste Komponente dabei ist selbstverständlich ein abenteuerlich kostümierter und geschminkter Johnny Depp. Diesmal trägt dieser als Indianer Tonto weiße Paste im Gesicht und eine Krähe auf dem Kopf.
Doch im Gegensatz zu Depps durchgeknallten aber sympathischen Piraten Jack Sparrow, der erst im überflüssigen vierten Karibik-Film anfing zu nerven, ging mir Tonto schon nach wenigen Minuten vollends auf dem Keks.
Dieser mit einer Mischung aus Slapstick, Mystik und tragischer Vergangenheit aufgeladene Charakter dominiert – anstelle des von Armie Hammer mit naivem Charme verkörperten Titelhelden – den Film auch in einer völlig überflüssigen Rahmenhandlung. Dadurch wird verhindert, dass Lone Ranger zwischen der spektakulären Eröffnung und dem rasanten Finale jemals richtig in Gang kommt.
Nicht eben hilfreich ist zudem, dass Verbinski sich weniger von der simplen Abenteuer-Romantik der Lone Ranger-Reihe, die durch Radio und TV populär wurde, sondern sowohl inhaltlich wie auch visuell und musikalisch hauptsächlich von Sergio Leones Italo-Western inspirieren ließ. Der daraus resultierende dreckige Look will so gar nicht zum maskierten Rächer mit dem weißen Hut passen.
Am Ende des Filmes ist dann doch noch (endlich!) ausgiebig Gioachino Rossinis als Erkennungsmelodie des Lone Rangers bekannte Wilhelm-Tell-Ouvertüre zu hören. Dazu galoppiert der Titelheld mit seinem weißen Pferd Silver über Dächer, Züge und scheinbar planlos quer durch den Grand Canyon verlegte Gleisanlagen. Dies wirkt, wie der Versuch dem Zuschauer nach zwei Stunden Leerlauf doch noch etwas Spektakel mit auf den Heimweg zu geben, auf dass er Lone Ranger weiterempfehle, was hiermit in keinster Weise geschehen sei.