Kästner erzählt die Geschichte von zwei Zwillings-Schwestern, die sich zufällig in einem Ferienheim kennenlernen. Während Luise Palfy bei ihrem Vater in Wien lebt, wohnt Lotte Körner bei ihrer Mutter in München. Die Mädchen beschließen ihre Rollen zu tauschen. So lernt Luise erstmals ihre Mutter kennen und Lotte trifft auf ihren Vater. Die Zwillinge versuchen ihre Eltern wieder zu verkuppeln.
Während der Nazi-Zeit Kästner wollte aus der Geschichte ein Drehbuch machen, setzte sie nach Kriegsende jedoch in Romanform um. Das doppelte Lottchen wurde häufiger verfilmt als alle anderen Bücher von Kästner. Bereits 1950 entstand eine deutsche Verfilmung und Walt Disney setzte den Stoff mehrmals um, wobei Geschichte und Ensemble “modernisiert“ wurden.
Im Comic von Isabel Kreitz ist jedoch jederzeit zu spüren, dass Das doppelte Lottchen nicht in unserer Gegenwart spielt. Doch im Gegensatz zu ihren drei vorherigen Kästner-Adaptionen orientierte sich Kreitz diesmal etwas weniger an den Zeichnungen von Walter Trier, der das Titelbild und zahlreiche Innenillustrationen für Das doppelte Lottchen anfertigte.
Kreitz greift zwar Elemente und Kompositionen der Illustrationen auf, setzt diese jedoch in einem weniger reduzierten Zeichenstil als Trier um.
Doch auch diesmal ist das Resultat die sehr erfreuliche Wieder- oder Erstbegegnung mit einem Kästner-Klassiker.
Nachdem Walt Disney 1954 mit der fünfteiligen Mini-Serie um Davy Crockett im US-Fernsehen große Erfolge feierte, gelang ihm drei Jahre später mit Zorro ein ähnlicher Erfolg. Zwar wurde die aus 78 Episoden bestehende Serie anfangs häufig wiederholt, geriet jedoch ein wenig in Vergessenheit, da sie im Gegensatz zu Davy Crockett und trotz Disneys ausdrücklichen Wunsch, von ABC in Schwarzweiß gedreht wurde.
Doch ansonsten wurde hier tatsächlich Kino fürs Fernsehen produziert. Die 24-minütigen Episoden sind aufwändig in Szene gesetzt, die rasanten Fechtszenen choreographierte Fred Cavens, der bereits die vorherigen Zorros Douglas Fairbanks und Tyrone Power unterrichtete. Der von Disneys Hauskomponisten George Bruns komponierte Titelsong ist ein Ohrwurm und wurde ein Hit. Zusätzlich spielte William Lava noch für jede Episode einen neuen Soundtrack ein.
Wichtiger war jedoch die Besetzung. Guy Williams ist für viele – trotz Fairbanks, Power, Delon und Banderas – noch heute die Idealbesetzung für Zorro, aber auch für den nur scheinbar verweichlichten Don Diego. Immer wieder für Lacher sorgt der rundliche Henry Calvin, der als Sergeant Garcia nur widerwillig auf der Seite der Bösen steht. Nachdem 1960 ein Zusammenschnitt mehrerer Episoden unter dem Titel Zorro räumt auf in die Kinos kam, wurde die Serie in Deutschland erstmals 1994 auf RTL 2 gezeigt. Die Episoden wurden hier in einer kolorierten Version gezeigt und der Titelsong wurde in deutscher Sprache gesungen: “Tief in der Nacht, wenn der Vollmond erwacht…“
In den USA erschien die Serie 2009 in der limitierten Walt-Disney-Treasure-Reihe, in Form von zwei Blechboxen, die schon lange vergriffen sind und hoch gehandelt werden. Hierfür wurden die schwarzweißen Episoden remastered. Die deutsche Veröffentlichung von Capelight erscheint in Form von zwei DVD-Boxen oder alternativ komplett als “Limited Holzbox Edition“. Enthalten sind die kolorierten Episoden, sowie das sehr interessante Bonusmaterial der Walt-Disney-Treasures-Veröffentlichung. Hinzu kommen noch vier längere Episoden, die in den USA 1960 nach der Einstellung der Serie gezeigt wurden. Hierzu liegt keine deutsche Synchronisation vor und auch keine Kolorierung. Daher kann sich hier davon überzeugt werden, dass die Zorro-Serie auch in Schwarzweiß sehr gut aussieht.
Die DVD-Box 1 enthält neben den 39 Episoden der ersten Staffel noch die zwei 49-minütigen zusammenhängenden Special-Episoden “El Bandito“ und „Adios, El Cuchillo“, beide mit Einführungen von Walt Disney! Außerdem gibt es noch einen Auschnitt von Disneys „The Fourth Anniversary Show“ (3:14 min) und den ersten Teil des Berichts „The Life And Legend Of Zorro“ (12:26 min), alles wahlweise mit deutschen Untertiteln. Außerdem ist noch ein schön aufgemachtes 20-seitiges Booklet enthalten.
Keno Don Hugo Rosa war schon immer ein großer Fan der Entencomics von Carl Barks. 1986 erfüllte sich für ihn ein Traum und er durfte – beginnend mit der Story Der Sohn der Sonne – ebenfalls Geschichten um Donald Duck und seine weitverzweigte (dabei aber immer elternlose) Verwandtschaft erzählen. Rosa konnte daher seinen Job als Ingenieur aufgeben. 1991 rückte er noch näher an sein großes Vorbild Barks heran, denn er erhielt von europäischen Verlegern den Auftrag aus dem Vorleben der reichsten Ente der Welt zu erzählen.
Carl Barks fügte dem Disney Universum die Figur von Donalds reichen Onkel Dagobert hinzu. In seinen Geschichten ist auch immer wieder von Dagoberts harten Jugend-Jahren während des Goldrausches am Klondike zu erfahren. Rosa sammelte alle derartigen barkschen Fakten und ergänzte sie zu einem 12-teiligen Epos, das Dagoberts Lehr- und Wanderjahre von 1877 – 1947 verfolgte.
Carl Barks und viele seiner Fans waren von dieser Art der Hommage zunächst nicht sonderlich angetan und rieben sich auch an Rosas eher an Underground-Comics erinnernden Zeichenstil. Doch kurz vor seinem Tode gewährte Barks Rosa noch eine Audienz und verzieh ihm. Wer jetzt diesen dicken Wälzer in Händen hält, kann Rosa eigentlich ebenfalls nicht mehr böse sein. Die gesammelten Geschichten sind ein einziges Vergnügen und zeigen, dass Rosa seinem großen Vorbild in Sachen Fleiß und Recherche kaum nachsteht. Wer Rosa ohnehin schon gesammelt hat, kommt ebenfalls um diesen Band nicht herum, denn die reich illustrierten Vorworte, das kleinere Format und die in Italien entstandene Neukolorierung bringen Rosas Geschichten deutlich besser zur Geltung als die Album-Veröffentlichung.
Nachdem die Softcover-Ausgabe von 2003 (und erst recht die signierte und auf 999 Exemplare limitierte Hardcoverausgabe mit zusätzlicher Covergalerie) längst vergriffen war, legte Egmont eine Neuauflage nach. Diese ist mit über 500 Seiten noch praller ausgefallen und enthält zusätzlich noch “Hinter den Kulissen“-Nachworte von Don Rosa zu allen zwölf Kapiteln.
Mike Perkins und Peter Puck freuen sich auf das Comicfestival München 2017!
Marvel-Helden zum Ausleihen.
Auf dem Comic Con ging es zwar auch um Comics, doch noch stärker im Zentrum standen Prominente aus Film und Fernsehen. Gemeinsam mit diesen konnten sich die Besucher zu Beträgen, die auch schon einmal dreistellig waren, fotografieren lassen. Hier die Preisliste für “Fotosessions“ mit den Gästen.
Bücher zu Disney-Filmen sind oft nur etwas für ganz junge Leser, obwohl die Filme sich meisenst auch an ältere Zuschauer richten. Der Verlag Dorling Kindersley hat immer wieder bewiesen, dass es auch anders geht.
Dies ist auch beim Buch zum Film Zoomania der Fall. Im 55. Animationsfilm aus dem Hause Disney geht es vordergründig um ein kleines Hoppel-Häschen, das gerne ein Polizist wäre, doch Schwierigkeiten hat sich gegen größere Tiere durchzusetzen. Doch die clever erzählte Geschichte verfügt zudem auch noch über gesellschaftskritische Untertöne und regt zum Nachdenken darüber an, warum es so schwer ist friedlich zusammenzuleben.
Der Verlag Dorling Kindersley veröffentlichte mit Das Disney Buch bereits eine sehr schön gegliederte und layoutete Übersicht zur fast schon ein Jahrhundert andauernden Erfolgsgeschichte des größten Märchenonkels der Welt. In einem etwas kleiner Maßstab, was Format und Umfang betrifft, überzeugt auch das Buch zu Zootopia.
So werden auf ansprechend gestalteten Doppelseiten nicht nur die Hauptfiguren wie Judy Hopps, der clevere Fuchs Nick Wilde oder das lahmarschige Faultier Flash vorgestellt, sondern auch der eigentliche Star des Film. Hierbei handelt es sich um die Stadt Zoomania, die in der deutschen Fassung seltsamerweise Zootopia heißt. Das Buch bietet Einblicke in die höchst unterschiedlichen Stadtteile, wie den den Polar-Distrikt Tundratown, den Sahara Square, die Miniaturstadt Little Rodentia oder das dampfigen Amazonas-Viertel. Somit taugt dies Buch auch als Reiseführer durch eine von Disneys faszinierendsten Trickfilm-Welten.
2010 drehte Tim Burton (Big Eyes, Batman Returns) mit Alice im Wunderlandganz gewiss nicht seinen besten, aber ohne Zweifel seinen erfolgreichsten Film. Die ziemlich freie Bearbeitung von Lewis Carrolls Buch, mit Burtons Stammschauspieler Johnny Depp als besonders verrückten Hutmacher, spielte mehr als eine Milliarde Dollar ein! Da ist es eher verwunderlich, dass es sieben Jahre dauerte, bis eine Fortsetzung in die Kinos kam. Burton fungierte dabei als Produzent und James Bobin, der die letzten beiden Muppets-Filme inszenierte, führte diesmal Regie.
In der Titelrolle ist wieder die australische Darstellerin Mia Wasikowska (Lawless – Die Gesetzlosen) zu sehen. Wer sich nicht sonderlich gut an den ersten Film erinnert, wird sich wundern diese anfangs in einer Situation zu erleben, die an eine Fortsetzung von Fluch der Karibik erinnert. Doch am Ende von Alice im Wunderland zog es die Heldin in der Tat auf die hohe See. und am Anfang der Fortsetzung kehrt sie von einer maritimen Weltreise zurück. Auf einer viktorianischen Abendgesellschaft trägt Alice provokant ein knallbuntes asiatisches Kleid und verhält sich sehr bewusst nicht gesellschaftskonform.
Da Alice heftig aneckt, ist sie nicht unfroh als sie wieder ins Wunderland bzw. ins Unterland, wie es bei Burton hieß, zurückkehrt und sich dort den Problemen des Hutmachers widmen kann. Dieser ist noch seltsamer drauf als sonst. Des Rätsels Lösung liegt in der Vergangenheit und daher bricht Alice zu Zeit auf, der über Leben und Tod wacht. Sacha Baron Cohen (Borat) verleiht dieser mächtigen Figur trotz des seltsamen Kostüms erstaunlich viel Menschlichkeit, was sich gut ins Konzept einfügt.
Ja, und dies ist die Überraschung, im Gegensatz zum ersten Film gibt es diesmal tatsächlich ein Konzept und nicht nur Vorwände um prominenten Darstellern lustige Klamotten anzuziehen, oder sie am Computer zu verfremden. Aus Carrolls Fortsetzungsroman Alice hinter den Spiegeln wurden kaum Elemente unternommen, zumal sich Tim Burton dort bereis im ersten Film reichlich bedient hat. Stattdessen bricht Alice zu einer Zeitreise auf. Sie erfährt dabei, warum der Hutmacher verrückt und die Herzkönigin böse geworden ist. Dies ist teilweise erstaunlich ernsthaft, oft sehr spannend und natürlich immer wieder angemessen skurril erzählt.
Neben dem 113-minütigen Hauptfilm enthält die Blu-ray noch diese Extras: Audiokommentar von Regisseur James Bobin (wie alle Extras wahlweise mit deutschen Untertiteln), “Hinter den Spiegeln“- Making Of (8:39 min), “Wunderbare Kostüme“ (4:24 min), “Die Figuren im Unterland“ (4:47 min), “Ein Gespräch mit Zeit“ (1:46 min). Vergleich Blue-Screen zu fertiger Version (2:27 min + 1:33 min), Musikvideo P!NK: “Just Like Fire“ (3:38 min, mit Making of 3:02 min), zusätzliche Szenen (8:56 min)
Anders als in der Buchvorlage von Lewis Carroll und dem 1951 danach entstandenen Disney-Film ist Alice bei Tim Burton (Big Eyes, Batman Returns) kein kleines Mädchen, sondern eine junge Frau von 19 Jahren. Diese wird von Mia Wasikowska gespielt und ihr droht im viktorianischen England die Ehe mit einem ungeliebten Mann. Doch zum Glück erscheint das weiße Kaninchen und dann auch noch all die anderen vertrauten Phantasiewesen, wie der verrückte Hutmacher, die Grinsekatze, die Herz-Königin, Tweedledum & Tweedledee sowie der monströse Jabberwocky.
Doch es ist eigentlich gar kein Wunderland, das Tim Burton präsentiert, sondern ein Unterland, eine etwas düsterere Variante von Carrolls Fantasy-Welt. Doch da es sich um einen Disney-Film geht es nicht allzu grausig zu. Für die Gestaltung der Figuren ließ Burton bekannte Darsteller am Computer zu an Zirkusfreaks erinnernde Wesen verfremden. So hat sein Stammschauspieler Johnny Depp als besonders verrückter Hutmacher seltsame riesige Augen und Burtons damalige Gattin Helena Bonham Carter als rote Königin einen riesigen Kopf (was – netter Gag am Rande – ihre Dienerschaft dazu bringt, sich ebenfalls als deformiert zu verkleiden).
So richtig konsequent durchgezogen wurde diese eher an Harry Potter– als an Burton-Fans adressierte Chose leider nicht. Zwar sind die Trick- und 3D-Effekte – die auch per Blu-ray daheim zu erleben sind – auf einem hohen Niveau, aber dabei auch von einer etwas kalten Perfektion. Anders als ansonsten bei Tim Burton will sich kein verzücktes Staunen über die – zweifelsohne vorhandenen – verrückten Ideen einstellen, sondern es drängt sich immer wieder die Frage auf, was der ganze Quatsch eigentlich soll. Wobei dies angesichts der ebenfalls ganz schön seltsamen Buch-Vorlage vielleicht sogar ein durchaus werkgetreuer Ansatz ist.
Alice im Wunderland ist ganz gewiss nicht Burtons bester, aber ohne Zweifel sein erfolgreichster Film und spielte mehr als eine Milliarde Dollar ein! Da ist es verwunderlich, dass es sieben Jahre dauerte, bis mit Hinter den Spiegeln eine Fortsetzung in die Kinos kam.
Ende der 50er Jahre (er)fand Walt Disney eher zufällig eins seiner Erfolgsrezepte. Während der ambitionierte farbige Großfilm Darby O’Gill and the Little People (Das Geheimnis der verwunschene Höhle mit dem noch völlig unbekannten Sean Connery) an der Kinokasse kläglich scheiterte, räumte eine Billigproduktion gewaltig ab.
Der von Disney eher nebenbei produzierte schwarzweiße Streifen The Shaggy Dog (Der unheimliche Zotti) basierte auf der Geschichte Der Hund von Florenz vom Bambi-Schöpfer Felix Salten). Der Film erzählt vom Jungen Wilby Daniels, der sich in einen Hund verwandelt und seinen von Fred MacMurray verkörperten Vater ganz schön in die Verzweiflung treibt.
Disney kam also buchstäblich auf den Hund, ließ weitere Filme dieser Art wie Flubber (Der fliegende Pauker, wieder mit Fred MacMurray ) oder The Love Bug (Ein toller Käfer) folgen, drehte auch noch Fortsetzungen und Remakes dieser Stoffe und hatte damit teilweise größeren Erfolg als mit den Zeichentrickfilmen.
So entstand 1976 mit Shaggy D. A. (Zotti das Urvieh) eine Fortsetzung, in der ein mittlerweile erwachsen gewordener Wilby Daniels (Dean Jones, der in zahlreichen derartigen Disney-Komödien wie Ein toller Käfer mitspielte) politische Ambitionen hat, sich aber auch noch immer mal wieder in einen zotteligen Hund verwandelt.
Basierend auf beiden Shaggy / Zotti-Filmen entstand 2006 mit Shaggy Dog – Hör mal wer da bellt ein Remake, in dem Tim Allen nicht nur die Hauptrolle spielte (und sich als gestresster Anwalt und Familienvater in einen zotteligen Hund verwandelt), sondern den Film auch produzierte und sich zu den vier (!) weiteren Drehbuchautoren gesellte. Das Resultat ist eine Art tricktechnisch upgedatete Hochglanzversion jener seinerzeit oft etwas geizig produzierten Disney-Realfilme.
Shaggy Dog – Hör mal wer da bellt überrascht durch einige prominente Co-Stars wie Danny Glover oder den späteren Iron ManRobert Downey Jr., dem es ganz offensichtlich Spaß macht ausgelassen herumzukaspern. Die Gags in Shaggy Dog (und auch Tim Allen) mögen manchmal etwas albern sein, aber insgesamt unterhält der Film ganz passabel und kann auch durchaus ohne die ganze Familie geguckt werden.
1968 wurde der Realfilm Ein toller Käfer zu einem gewaltigen Erfolg für die Walt Disney Company. Der im Original sehr viel passender The Love Bug betitelte Film erzählt die vergnügliche und skurrile Geschichte vom hässlichen kleinen VW-Rennauto Herbie mit der Nummer 53, das den erfolglosen Rennfahrer Jim Douglas (Dean Jones) zu Ruhm und Herzensglück verhilft.
Für den Film spricht auch seine sympathische Besetzung. Hauptdarsteller Dean Jones war so etwas wie Walt Disneys Leading Man und auch in Produktionen wie Zotti das Urviech oder Käpt’n Blackbeards Spuk-Kaschemme mit Peter Ustinov zu sehen. Die Schurkenrolle übernahm der aus den Disney-Filmen Mary Poppinsund Die tollkühne Hexe in ihrem fliegenden Bett bekannte britische Darsteller David Tomlinson, während die auch als Sängerin aktive Michele Lee in der weibliche Hauptrolle eine gute Figur machte.
Eine Klasse für sich ist Buddy Hackett als Jims bester Kumpel Ted Steinmetz. Der rundliche Komiker spielt, passend zum Handlungsort San Francisco, dessen Hippie-Bewohner im Film sanft veralbert werden, einen esoterisch angehauchten Automechaniker. Dieser lebt in einem alten Spritzenhaus, meditiert viel, war bereits in Tibet, bastelt Skulpturen aus Schrottteilen und setzt sein Schweißgerät zum Kochen von Irish Coffee ein. Hackett wird in der deutschen Fassung von Klaus Havenstein gesprochen, genau wie King Louie in Das Dschungelbuch.
Obwohl Ein toller Käfer in der damaligen Gegenwart spielt, hat die Handlung etwas märchenhaftes. Dies liegt ganz sicher auch daran, dass nicht immer an Originalschauplätzen gedreht wurde, sondern, wie bereits in Disneys ersten Realfilm Die Schatzinsel, oftmals Gemälde des großen britischen Künstlers Peter Ellenshaw mit im Studio gedrehten Aufnahmen kombiniert wurden.
Ein toller Käfer kann auch als Reflektion darüber verstanden werden, dass Autos das Leben vieler Menschen dominieren und ist so etwas wie der freundliche Bruder von Stephen Kings Christine. 1968 waren nur 2001: Odyssee im Weltraum und Funny Girl mit Barbra Streisand erfolgreicher an den Kinokassen, was natürlich Folgen hatte. So entstand in Deutschland die fünfteilige Plagiatsreihe um den ADAC-gelben Wunderkäfer Dudu.
Mit Herbie groß in Fahrt kam 1973 die erste der deutlich schwächeren offiziellen Fortsetzung in die Kinos. Ken Berry, der später auch in der Disney-Komödie Die Katze aus dem Weltraum die Hauptrolle spielte, war ein schwacher Ersatz für den smarten Dean Jones. Die restliche Besetzung kann sich jedoch sehen lassen, vor allem Stefanie Powers – bekannt aus der TV-Serie Hart aber herzlich – als resolute Krankenschwester.
Helen Hayes, die einen Oscar für Airport erhielt, war als Tante von Tennessee Steinmetz zu sehen, die zusammen mit Herbie dafür kämpft, dass das Spritzenhaus nicht abgerissen wird. Der Schurke im Spiel ist der Spekulant Alonzo Hawk, den Keenan Wynn bereits in den beiden Disney-Filmen um den “fliegenden Pauker“ spielte.
1976 kehrte Dean Jones als Jim Douglas in Der tolle Käfer in der Rallye Monte Carlo auf die Leinwand zurück. Wie der Titel andeutet erzählt der Film davon, wie Herbie an einem Autorennen in Europa teilnimmt. Dabei verliebt er sich in einen Lancia namens Giselle, dessen Fahrerin Diane Darcy (Julie Sommars) wiederum Jim Douglas recht gut gefällt. Hinzu kommt noch ein gestohlener Diamant, den die Diebe in Herbies Tank versteckt haben. Genug Stoff also für halbwegs vergnügliche 105 Minuten.
1980 schließlich entstand mit Herbie dreht durch (1980) erst einmal die letzte und mit Abstand schwächste Kino-Fortsetzung. Die unnötig kompliziert Geschichte erzählt von einem Inka-Schatz und zwei jungen Männern, die Herbie geerbt haben. Der Film spielt in Mexiko, Panama und großteils auf einem Kreuzfahrt-Schiff. Aus dem blassen Ensemble ragen einzig die beiden Mel-Brooks Darsteller Cloris Leachman (“Frau Blücher“ aus Frankenstein Junior) und Harvey Korman (“Hedley Lamarr“ aus Der wilde, wilde Westen) hervor, die für eine gewisse „gehobene Albernheit“ sorgen.
Dean Jones war danach der Star einer fünfteiligen TV-Serie namens Herbie, the Love Bug, die 1982 ausgestrahlt wurde. Hier betrieb Jim Douglas zusammen mit Herbie eine Fahrschule und eroberte mit Hilfe seines tollen Käfers das Herz einer alleinerziehenden Mutter. 1997 spielte Tanz der Teufel-Star Bruce Campbell die Hauptrolle im TV-Film Ein toller Käfer kehrt zurück, in dem auch Dean Jones einen Gastauftritt als Jim Douglas absolvierte.
2005 entstand mit Herbie: Fully Loaded – Ein toller Käfer startet durch eine recht interessante Fortsetzung. Herbies mimische Fähigkeiten haben sich zwar durch digitale Hilfe etwas gesteigert, doch ansonsten ist das kleine wackere Auto immer noch darum bemüht, Außenseitern zum Erfolg zu verhelfen. Diesmal ist Maggie Peyton die Glückliche. Zunächst ist die Teenagerin gar nicht so erfreut, als sie von ihrem Vater nicht mehr als einen rostigen VW-Käfer zum Highschool-Abschluss erhält. Doch plötzlich rückt Maggies Traum erfolgreich an einem NASCAR-Rennen teilzunehmen in greifbare Nähe.
Die Hauptrolle spielt die frisch fröhliche Lindsay Lohan, die bereits in den Remakes der Disney-Filme The Parent Trap (Ein Zwilling kommt selten allein) und Freaky Friday zu sehen war. In recht ergiebigen Nebenrollen sind Michael Keaton als Maggies Vater und Matt Dillon als schmieriger Rennfahrer zu sehen. Das Resultat kann sich durchaus sehen lassen, denn es geht respektvoll mit der Vorlage um und belegt in der Hitliste aller Herbie-Filme einen hervorragenden zweiten Platz.
Einen hübschen Nebeneffekt hatte Herbie: Fully Loaded. Zum Erfolg von Ein toller Käfer trug 1968 auch die schwungvolle Musik von Disneys Dschungelbuch-Komponisten George Bruns bei. Diese wurde jedoch nie auf einen Tonträger gepresst. Als halbwegs passabler Ersatz dienen zwei Remixe dieser Melodie von The Blacksmoke Organisation, die sich auf dem Soundtrack von Herbie: Fully Loaded befinden.
Überraschenderweise fand sich in der eher finsteren Neu-Inszenierung, die Iron Man-Regisseur Jon Favreau dem Disney-Klassiker Das Dschungelbuchunterzog, noch Platz für zwei unvergessliche Songs aus dem Originalfilm. 1967 sang in der deutschen Fassung Edgar Ott die Entspannungs-Hymne Probier’s mal mit Gemütlichkeit und Klaus Havenstein ließ es bei Ich wäre gern wie Du kräftig swingen. Die deutschen Versionen waren sehr nah dran an den Original-Filmsongs The Bare Necessities und I Wanna Be Like You, die von den US-Entertainern Phil Harris und Louis Prima interpretiert wurden.
Die neuen 2016er Versionen der Lieder sind allerdings auch nicht zu verachten. Als Synchronsprecher für den am Computer animierten Bären Balu konnte die Idealbesetzung verpflichtet werden. Bill Murray ist zwar eher ein Fan der Dschungelbücher des englischen Autors Rudyard Kipling als vom Zeichentrickfilm. Doch seine Interpretation von The Bare Necessities ist ebenso entspannt wie das Original.
Der neue King Louie erinnert im Kino stärker an King Kong, als an den irgendwie doch sympathischen (aber nicht wirklich in den indischen Dschungel gehörenden) Zeichentrick-Orang-Utan. Daher wurde der auf finsterere Charaktere abonnierte Christopher Walken als Sprecher verpflichtet. Dieser ist bisher noch nicht als Sänger aufgefallen, wurde aber immerhin für seine tänzerischen Fähigkeiten im Musical-Flop Tanz in den Wolken gelobt. Walkens bringt seine Version von I Wanna Be Like You halbwegs unpeinlich über die Runden. Bemerkenswert ist, dass Richard M. Sherman für den Song einige neue Textzeilen geschrieben hat. Dieser hatte zusammen mit seinem mitlerweile verstorbenen Bruder Robert B. die Musik zu Mary Poppins sowie viele weitere unvergessliche Disney-Songs geschrieben.
In der deutschen Version lassen sich die Gesangseinlagen von Armin Rohde bei Probier’s mal mit Gemütlichkeit und Christian Berkel bei Ich wäre gern wie Du ebenfalls gut anhören. Auch die übrigen Songs und Melodien aus dem Zeichentrick-Klassiker hat der Komponist John Debney in seinen Soundtrack mit einfließen lassen. Debney schrieb bereits den Soundtrack zum Disney-Zeichentrickfilm Ein Königreich für ein Lama.
Die CD mit der Filmmusik zum neuen Dschungelbuch enthält sowohl die deutschen als auch die englischen Versionen der Lieder. Hinzu kommt noch das von Scarlett Johansson als Sprechgesang interpretierte Schlangen-Lied Trust in me, sowie Dr. Johns Mardi-Gras-kompatible Cajun-Version von The Bare Necessities. Somit dürfte diese Scheibe in jede gut sortierte Disney-Soundtrack-Sammlung gehören.