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Paolo Eleuteri Serpieri: Tex – Der Held und die Legende

Seit 1948 werden in Italien monatlich Comics mit dem Texas-Ranger Tex Willer veröffentlicht. Obwohl die Hefte in schwarzweiß erscheinen, wird durch die Titelbilder klar, dass eins der markantesten Merkmale des Helden sein strahlend gelbes Hemd ist. Bei uns ist es nie gelungen die Serie dauerhaft zu etablieren, doch in Italien ist Tex heute so erfolgreich wie eh und je. 1985 entstand mit Tex und das Geheimnis der Todesgrotten eine TV-Verfilmung mit Guiliano Gemma (Auch die Engel essen Bohnen) in der Titelrolle.

Paolo Eleuteri Serpieri: Tex - Der Held und die LegendeNeben den schwarzweißen Heftchen erscheint zusätzlich eine großformatige Reihe namens Tex Albo Speciale, in der international bekannte Comickünstler wie die Spanier Jordi Bernet (Andrax, Torpedo) und Manfred Sommer, der Neuseeländer Colin Wilson (Tag X, Wonderball) oder der US-Amerikaner Joe Kubert zum Zuge kommen. Außerhalb dieser Serie entstand 2015 ein Band mit dem Titel Der Held und die Legende. Die detailverliebten Zeichnungen (und die Story) stammen von Paolo Eleuteri Serpieri.

Paolo Eleuteri Serpieri: Tex - Der Held und die Legende

Hierzulande ist Serpieri hauptsächlich durch seine bei uns teilweise indizierte erotische Serie Druuna bekannt. Doch bevor er ab 1985 mit dieser Reihe weltweit für Aufsehen sorgte, war er in Italien für seine Western-Comics bekannt.In diesem Sinne ist Tex – Der Held und die Legende für Serpieri eine Rückkehr zu seinen Wurzeln. Die aufreizend attraktive Druuna lenkte den Comic-Leser bzw. Betrachter oft davon ab, festzustellen, was für ein begnadeter Zeichner Serpieri doch ist. Seine ungewöhnlich opulent gestalteten Comicseiten, von denen Panini im Anhang dankenswerterweise einigte in schwarzweiß abdruckte, laden dazu, sie sehr viel länger zu betrachten, als dies zum Verständnis der Geschichte erforderlich ist.

Paolo Eleuteri Serpieri: Tex - Der Held und die Legende

Doch auch die Story ist durchaus interessant. Die Rahmenhandlung spielt in einer psychiatrischen Anstalt im New York des Jahres 1913. Der steinalte Westernheld Kid Carson erzählt hier einem jungen Mann (wenn dessen Identität am Ende der Geschichte enthüllt wird, sorgt dies für eine hübsche Schlusspointe) von seiner Erstbegegnung mit Tex Willer. Es erscheint wenig glaubhaft, wie problemlos dieser damals im Alleingang Horden von Indianern und Banditen bekämpfte. Doch Serpieris Erzählung hinterfragt das Geschehen, ganz im Sinne von John Ford. In seinem Film Der Mann, der Liberty Valance erschoss ließ der Regisseur einen Journalisten sagen: “Wenn die Legende zur Wahrheit wird, druck die Legende“. In dieser Tradition steht auch Serpieris höchst anregend gestalteter Comic.

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Derib: Buddy Longway – Gesamtausgabe 3

Der dritte Band der Gesamtausgabe von Deribs Western-Serie “Buddy Longway“ enthält wieder vier albenlange Geschichten und trägt den Untertitel “Der Wahn der Menschen“.

Derib: Buddy Longway – Gesamtausgabe 3

In den ersten Alben der Serie erschien das Blockhaus, in dem der Trapper Buddy und die Indianerin Chinook zusammen mit ihren beiden Kindern leben, wie ein Ort der Ruhe und des Friedens inmitten einer gefährlichen Wildnis. Doch da außerhalb dieser kleinen Welt das Zusammenleben zwischen weißen und roten Amerikanern nicht funktioniert, hat dies auch Auswirkungen auf das Leben von Buddy Longways Familie.

Derib: Buddy Longway – Gesamtausgabe 3

Im ersten in diesem Sammelband enthaltenen Album “Erste Jagden“ ist hiervon noch nichts zu spüren, denn hier hat Derib drei schon lange zuvor entstandene Kurzgeschichten, darunter den allerersten von ihm gezeichneten Comic mit „Buddy Longway“, durch eine neu gezeichnete Rahmenhandlung zusammengefügt.

Derib: Buddy Longway – Gesamtausgabe 3

Im Zentrum der dann folgenden Geschichte “Der weiße Dämon“ steht Jeremiah, der als Sohn von Buddy und Chinook zwischen zwei Kulturen steht. Er unterzieht sich einem indianischen Initiations-Ritual und wird dabei Zeuge eines von der US-Armee an Indianern verübten Massakers. Hier tritt auch erstmals der schurkische Captain Ryan auf, dessen Hass auf Indianer dafür sorgen sollte, dass Buddys Familie für lange Zeit getrennt wird.

Derib: Buddy Longway – Gesamtausgabe 3

Im Album “Die Rache“ kommt es zu einer kurzen Begegnung mit einer Figur, die eigentlich in eine andere Comic-Serie gehört. Der kauzige Jim McClure aus “Leutnant Blueberry“ absolviert hier einen kurzen Gastauftritt. Damit erweist Derib seinem Freund, dem “Blueberry“-Zeichner Jean Giraud, den er bereits als John in “Buddy Longway“ auftreten ließ, einmal mehr seinen Respekt.

Derib: Buddy Longway – Gesamtausgabe 3

Die Konflikte zwischen der Armee und den Indianern eskalieren schließlich in “Captain Ryan“, der letzten Geschichte dieses Sammelbands. Hier ist nichts mehr viel zu spüren vom friedvollen Auftakt der Serie, die erstaunlich schnell erwachsen geworden ist. Abgerundet wird auch dieser Band durch interessante Zeichnungen und Statements von Derib, sowie durch einige bei uns zuvor noch nicht erschienene Kurzgeschichten.

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Rache für Jesse James

Der junge Outlaw Jesse James wurde von Ben Ford, einem Mitglied seiner Bande, hinterhältig erschossen, als er ihm den Rücken zuwandte. Statt am Galgen zu enden, werden der feige Mörder und sein Bruder in einem Scheinprozess freigesprochen und kassieren obendrein das Kopfgeld, das auf Jesse James ausgesetzt war. Doch damit sind die beiden noch lange nicht sicher: Denn auf ihrem Weg von Missouri in die Rocky Mountains ist ihnen Frank James, Jesses Bruder, dicht auf den Fersen, der das Gesetz selbst in die Hand genommen und tödliche Rache geschworen hat.

Rache für Jesse James

1939 drehte Henry King Jesse James – Man ohne Gesetz und sang das Heldenlied vom aufrechten Banditen, der von einem Feigling erschossen wurde, dessen Name es nicht wert ist, erwähnt zu werden.

Rache für Jesse James

Da der Film zu einem großen Erfolg wurde, entstand ein Jahr später eine Fortsetzung, in der Tyrone Power aus verständlichen Gründen nicht noch einmal als Jesse James auftreten konnte. Für die Anfangsszene wurde er durch ein ihm nicht sehr ähnlich sehendes Double ersetzt.

Rache für Jesse James

Doch Henry Fonda war wieder als Frank James dabei und Fritz Lang drehte mit Rache für Jesse James nicht nur seinen ersten Farbfilm, sondern zugleich auch seinen ersten (von insgesamt drei) Western. Abgesehen von der guten Schauspielerführung (obwohl Henry Fonda später erzählte, dass Lang sich eher für ausstattungstechnische Kinkerlitzchen wie ein Spinnenetz als für die Akteure interessierte) erinnert hier – trotz der Rache-Thematik – wenig an die düsteren Filme des Meisterregisseurs, wie etwa M – Eine Stadt sucht einen Mörder. Doch als Genre-Beitrag (und Fortsetzung) kann Rache für Jesse James durchaus überzeugen.

Rache für Jesse James

Die Blu-ray von Koch Media enthält den 92-minütigen Kinofilm in zwei verschiedenen deutschen Synchronisationen (sowie natürlich auch in der Originalfassung), dazu gibt es noch eine selbstlaufende Bildergalerie (4:10 min)

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Enrico Marini: Der Stern der Wüste

Der 1969 in Liestal ibei Basel geborene Enrico Marini ist einer der vielseitigsten Comic-Künstler. Er scheint in allen Genres daheim zu sein. Seien es Thriller (Les dossiers d’Olivier Varèse, nicht auf Deutsch erschienen), Horror (Raubtiere – Jäger der Nacht), utopische Endzeit-Action (Gipsy) oder Mantel und Degen (Der Skorpion). Seit 1990 brachte Marini mehr als 30 Comicalben zu Papier und die Qualität hat keineswegs gelitten, ganz im Gegenteil. Seine 2007 gestartete Serie Die Adler Roms hat Marini im Alleingang geschrieben, gezeichnet und koloriert.

Enrico Marini: Der Stern der Wüste

1996 zeichnete Marini einen von Stephen Desberg (Harry & Platte, Billy the Cat, Die Unsterblichen, Jack Wolfgang) geschriebenen Spät-Western. Die Geschichte beginnt Ende des 19. Jahrhunderts in Washington. Der – dem reifen Sean Connery wie aus dem Gesicht geschnittene – etwas spießige Regierungsbeamte Matt Montgomery findet seine Frau und seine mit ihm zerstrittene Tochter Helen ermordet vor. In die Brust von Helen wurde ein seltsamer Stern geritzt. Eine vage Spur deutet in Richtung Westen. Daher bricht Montgomery in eine Gegend auf, in der es alles andere als zivilisiert zugeht…

Enrico Marini: Der Stern der Wüste

Der bedächtige, aber trotzdem sehr spannende Story-Aufbau lässt vermuten, dass der erfahrene Texter Desberg ganz genau weiß, wie er die Geschichten im zweiten und letzten Band zu Ende bringen wird. Der Stern der Wüste erschien bereits 2002 bei Ehapa in zwei Bänden. Auch in Paninis großformatiger gebundener Neu-Edition kommen die oft großformatige Bilder von Marini sehr gut zur Geltung. Doch während in Frankreich bereits eine Gesamtausgabe vorliegt, bringt Panini den Comic erneut in zwei Bände heraus. Doch die beiden Alben wurden ergänzt um sehr schön zusammengestellte Anhänge mit Entwurfszeichnungen, zusätzlichen Illustrationen.

Enrico Marini: Der Stern der Wüste

Mittlerweile sind noch zwei weitere Alben von Der Stern der Wüste entstanden. Hierbei fungierte Enrico Marini jedoch nur als „künstlerischer Leiter“ und  das Zeichnen hat Nadine Labiano übernommen.

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Jiro Taniguchi: Sky Hawk

Wer Jiro Taniguchi nach Meisterwerken wie Von der Natur des Menschen, Die Sicht der Dinge oder dem auch verfilmten Manga Vertraute Fremde für einen Erzähler hält, der sich hauptsächlich für die inhaltlich und zeichnerisch akribische Wiedergabe von japanischen Alltagswelten interessiert, sollte sich nicht nur dessen Veröffentlichungen bei Carlsen anschauen. Schreiber & Leser brachte einige Werke von Taniguchi wie Die Stadt und das Mädchen, Der Wanderer im Eis oder Der Gipfel der Götter heraus, die eher dem Abenteurer-Genre zuzurechnen sind.

Jiro Taniguchi: Sky Hawk

In diese Richtung geht auch Sky Hawk, denn hierbei handelt es sich um einen klassischen Western. Passend hierzu stammt auch das Vorwort des Buches von Jean “Moebius“ Giraud (Blueberry). Dieser attestiert Taniguchi, dass er der einzige Mangaka ist, “der in der Lage ist, die speziellen Voraussetzungen eines Western zu verstehen“ und das so gut, dass “Hollywood gar nicht mehr gebraucht wird“. Taniguchi gibt in seinem Nachwort zu, dass er “wichtige Anregungen“ von Western-Serien wie Mac Coy, Blueberry, Comanche, Jonathan Cartland oder Buddy Longway empfangen hat, ohne die er “mit Sicherheit diesen Western nicht gezeichnet hätte.“

Jiro Taniguchi: Sky Hawk

Doch auf eine seltsame Weise wirkt Taniguchis Western-Ansatz auch ganz schön “deutsch“. Während in “Frankobelgien“ fast immer US-Amerikaner die Comichelden sind, schickt Taniguchi zwei Samurais in den Wilden Westen. Diese sind genau wie Karl Mays sächsischer Old Shatterhand die besseren Westmänner, da sie sich mit den Indianern anfreunden und diese nicht wie die bösen Weißen ausrotten wollen. Ähnlich wie in einem ostdeutschen DEFA-Indianerfilm sind nahezu alle innerhalb der Geschichte auftretenden US-Amerikaner abgrundtief böse und hinterhältig.

Jiro Taniguchi: Sky Hawk

Doch Klischees gehören schließlich zum Western und auch daher ist Sky Hawk eine sehr spannende und interessante Variation altbekannter Motive.

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Matt Baker: Good Girl Art

Der Name Matt Baker dürfte selbst eingefleischten Comic-Freunden auf Anhieb wenig sagen. Dem 1921 geborenen Zeichner gelang es als einem der wenigen Afro-Amerikanischer sich in der Comicbranche der vierziger und fünfziger Jahre zu behaupten. Seine Spezialität waren weibliche Figuren, die er atemberaubend schön zu Papier brachte.

Matt Baker: Good Girl Art

Dadurch kam Matt Baker 1954 zu der zweifelhaften Ehre in Frederick Werthams gegen die Comics hetzenden Buch Seduction of the Innocent mit einer Abbildung vertreten zu sein. Bakers Cover zu Phantom Lady # 17 wurde von dem in Nürnberg geborenen Psychiater Wertham als sadistische “Fesselphantasie“ angeprangert.

Matt Baker: Good Girl Art
Durch den von Wertham ausgelösten Comics Code, einer mehr oder weniger freiwilligen Selbstkontrolle, ging es danach in den US-Comics züchtiger zu. Matt Baker konnte jedoch die Leser noch eine Weile mit seiner “Good Girl Art“ erfreuen, bevor der lebenslang an einer Herzschwäche leidende Künstler 1959 starb.  Fünfzig Jahre später wurde Matt Baker auf dem San Diego Comic Con in die Will Eisner Hall of Fame aufgenommen,  noch vor prominenteren Zeichnern wie Burne Hogarth (Tarzan), Gilbert Shelton (Freak Brothers) oder Frank Miller (The Dark Knight Returns)!

Matt Baker: Good Girl Art

Einen guten Überblick über das Werk von Matt Baker bietet ein liebevoll aufgemachtes Buch der Berliner Interessengemeinschaft Comic Strip (INCOS). Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht “seltene Comicschätze zu heben“ und „in Form exklusiver Publikationen zugänglich zu machen“. Zwölf ausgewählte Comics von Baker wurden hierfür nicht nur deutsch übersetzt, sondern auch noch neu koloriert.

Matt Baker: Good Girl ArtDie Zusammenstellung ist sehr abwechslungsreich und zeigt, dass Baker in allen Genres wie Western, Krimi, Science Fiction, Kriegs-Comic oder Alltagsromanze (“Was mein Ehemann nicht wusste“) daheim war. Ob im Dschungel, in der Zukunft oder an vorderster Front, überall wimmelt es von schönen Frauen. Als Bonus enthält der Hardcoverband neben Hintergrundinfos noch einige sehr plakative Cover von Baker, die wie Steilvorlagen für Roy Lichtensteins Pop Art wirken. Das Buch ist für 35,- Euro hier über den INCOS zu beziehen.

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Derib: Buddy Longway – Gesamtausgabe 2: Kathleen und Jeremiah

Buddy Longway ist ganz sicher, die klassische Comicserie, die es am meisten verdient hat, ist in dicken Sammelbänden neu aufgelegt zu werden. Was auf den ersten Blick eher so unspektakulär wie eine brave TV-Westernserie für die ganze Familie aussieht, war in den siebziger Jahren mindestens so innovativ, wie die abgefahrenen Fantasy-Comic-Trips von Moebius, Druillet & Co.

Derib: Buddy Longway – Gesamtausgabe 2: Kathleen und Jeremiah

Der Schweizer Zeichner Derib (Yakari, Go West) erzählt in seinem ersten im Alleingang gestalteten Comic vom Trapper Buddy Longway, der sich in die Indianerin Chinook verliebt und mit dieser in der Wildnis eine Familie gründet. Die sehr spannend in Szene gesetzten Geschichten vermitteln unaufdringlich Deribs Liebe zur Natur und rufen zu einem toleranten Miteinander auf.

Derib: Buddy Longway – Gesamtausgabe 2: Kathleen und Jeremiah

Der zweite Band der Gesamtausgabe enthält wieder vier albenlange in sich abgeschlossene Geschichten. Das Buch trägt den Untertitel Kathleen und Jeremiah, denn im Zentrum stehen die beiden Kinder von Buddy und Chinook. In der Geschichte Das Geheimnis entdeckt Jeremiah einen Indianer namens White Crow, der sich in einer Höhle vor seinen Stammesgenossen versteckt. Ohne seine Eltern davon zu informieren versorgt Jeremiah den Indianer mit Wasser und Verpflegung. Nachdem er dabei beobachtet wird, eskaliert der Konflikt…

Derib: Buddy Longway – Gesamtausgabe 2: Kathleen und Jeremiah

Eins der Highlights innerhalb der Serie ist die Geschichte Der Elch. Hier tritt erstmals Kathleen auf, die kleine Tochter von Buddy und Chinook. Im Zentrum der Handlung stehen jedoch Buddy und sein Sohn Jeremiah, die zu einem Jagd-Ausflug aufbrechen. Sie treffen dabei auf zwei Elche, die wütend aufeinander losgehen. Dabei wird der unterlegende Elch lebensgefährlich verletzt. Buddy und Jeremiah versuchen ihn von seinem Leiden zu erlösen, doch das wird ihnen durch den dominanten anderen Elch nicht eben leicht gemacht. Noch stärker als sonst verzichtet Derib in Der Elch auf Texte. Er erzählt hauptsächlich durch seine beeindruckend in Szene gesetzten Bildkompositionen, die immer wieder das seinerzeit übliche starre Comic-Layout sprengen.

Derib: Buddy Longway – Gesamtausgabe 2: Kathleen und Jeremiah
Gastauftritt von Jean Giraud alias Moebius

Auch die Alben Pferde im Winter, in dem Buddy und Kathleen ein Abenteuer im eiskalten Winter erleben, sowie Feuerwasser, in der Jean Giraud (Blueberry) alias Moebius einer Nebenfigur als Vorlage dient, sind großartig erzählt.

Derib: Buddy Longway – Gesamtausgabe 2: Kathleen und Jeremiah
Hommage von Dany

Genau wie im ersten Band dieser vorbildlich editierten Gesamtausgabe, gibt es auch wieder zusätzliche Skizzen, Illustrationen und Comicseiten, sowie Texte in denen diesmal unter anderen der Comiczeichner Dany ein Loblied auf seinen Kollegen singt.

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Django Unchained

Schon wieder ein Tarantino-Film mit Christoph Waltz, war mein erster Gedanke zu Django Unchained. Doch der gebürtige Wiener Waltz, der bereits für seine Rolle in Quentin Tarantinos Inglourious Basterds einen Oscar erhielt, ist das absolute Highlight der lange erwarteten Italowestern-Blaxploitation-Hommage des Kultregisseurs. Waltz, der für seine angebliche “Nebenrolle“ noch einen Oscar bekam, spielt einen gewissen Doktor King Schultz, der vorgibt Zahnarzt zu sein, aber in Wirklichkeit höchst erfolgreich mit seinem Pferd Fritz als Kopfgeldjäger durch den Wilden Westen reist.

Django Unchained

Aus rein geschäftlichen Gründen befreit Schultz den Sklaven Django, denn nur dieser kann drei seiner ehemaligen Aufseher identifizieren, auf die ein hohes Kopfgeld ausgesetzt ist. Die Zusammenarbeit zwischen Schultz und Django funktioniert so gut, dass sie eine Weile als Team auftreten, bevor der Doktor seinem Schützling dabei helfen will, dessen Ehefrau Broomhilda von Shaft aus Candyland, der berüchtigten Plantage von Calvin Candie, zu befreien.

Django Unchained

Leonardo DiCaprio versucht ähnlich wie Waltz seine Schurkenrolle “larger than life“ anzulegen, wirkt gegenüber dem coolen Österreicher jedoch wie ein billiger Schmierenkomödiant. Das passt zwar recht gut zu DiCaprios Rolle, doch mit weniger Leonardo und noch mehr Waltz wäre der nicht eben kurze Django Unchained noch kurzweiliger. Jamie Foxx hingegen macht als Django (“Das D bleibt stumm!“) eine gute Figur, während Samuel L. Jackson als schurkischer Haussklave hinter seinem Make Up kaum zu erkennen ist.

Django Unchained

Django Unchained (über)erfüllt alle an einen Tarantino-Film gerichteten Erwartungen. Es wimmelt nur so von Anspielungen, musikalischen Zitaten, Gastauftritten (natürlich auch vom Regisseur himself, sowie vom Ur-Django Franco Nero) sowie dem Wort Nigger in den Dialogen. Der Auftakt des Filmes ist grandios, im Mittelteil nervt Leonardo etwas und das Ende versöhnt alle Freunde sinnloser Gewalt mit dem ansonsten eher auf clevere Dialoge setzenden Film.

Django Unchained

Mittlerweile liegt übrigens auch eine sehr schöne Comic-Adaption von Django Unchained vor.

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Derib: Buddy Longway

1974 startet der Schweizer Claude de Ribaupierre alias Derib (Yakari, Go West!) seine Serie Buddy Longway. Die Titelfigur ist ein Trapper, der sich in die Indianerin Chinook verliebt und mit ihr eine Familie gründet, allen Widerständen zum Trotz (und lange vor dem Kinofilm Der mit dem Wolf tanzt). In insgesamt 20 Bänden wird vom Überwinden von Vorurteilen erzählt, aber auch die Schönheit der Natur gefeiert. Derib, der noch nie die USA bereist hat, diente dabei seine Schweizer Heimat als Vorlage für seine Bilder vom Wilden Westen.

Derib: Buddy Longway

Zeichnerisch wandelte sich der Comic vom Semi-Funny zur realistisch gezeichneten Abenteuerserie. Bei uns startete Buddy Longway 1976 im Gimmick-Magazin YPS, in den achtziger Jahren brachte Carlsen die ersten sechs Alben der Serie heraus. In den neunziger Jahren ging es zunächst bei Feest und dann bei Kult Editionen weiter bis kurz vor der Zielgerade, also bis hin zum vorletzten 19. Band. Der Finix Verlag brachte schließlich 2010 das letzte Album Legende in einem schönen Hardcover-Band mit umfangreichen Bonusmaterial heraus.

Budy Longway
© Derib / Egmont Comic Collection

Doch jetzt ist es endlich möglich den kompletten Buddy Longway in einer ansprechend aufgemachten Gesamtausgabe zu lesen. Dies ist um so erfreulicher, da es kaum eine andere klassische Comicserie gibt, die es wert ist in dicken Sammelbänden (die jeweils 4 Alben enthalten) neu aufgelegt zu werden. Die immer wieder das klassische Seitenaufteilung des frankobelgischen Comics sprengenden Seitenlayouts von Derib beeindrucken immer wieder (und immer noch!), ohne dabei wie das angeberische Experiment eines egomanischen Zeichners zu wirken. Die Bilder, so gelungen sie auch sind, werden immer der Geschichte untergeordnet und diese ist es auch wirklich wert erzählt zu werden.

Buddy Longway
© Derib / Egmont Comic Collection

Ohne jede Prüderie (aber auch ohne jeglichen Voyeurismus) lässt Derib den Leser daran teilhaben, wie Buddy und Chinook erstmals miteinander schlafen. Wir sind dabei, wenn ihr Sohn Jeremiah heranwächst und mit seinem Vater auf die Jagd geht. Ohne das Klischee vom edlen Wilden überzustrapazieren, wird in Buddy Longway ganz unaufdringlich davon erzählt, wie die “Zivilisation“ des weißen Mannes den im Einklang mit der Wildnis lebenden Menschen nur sehr selten wirklichen Fortschritt bringt.

Buddy Longway
© Derib / Egmont Comic Collection

Auch in Sachen Bonusmaterial bereitet Egmonts Gesamtausgabe  Comicfreunden viel Freude. Derib himself erzählt auf reich mit Skizzen bebilderten Seiten von den Anfängen der Serie. Cosey (Auf der Suche nach Peter Pan), der ehemalige Lehrling bzw. Meisterschüler von Derib, der danach selbst ein brillanter Comicerzähler wurde, berichtet von der gemeinsamen Zeit und auch die deutsche Veröffentlichungsgeschichte von Buddy Longway wird dokumentiert.

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Tex – Der letzte Rebell

Seit 1948 werden in Italien monatlich Comics mit dem Texas-Ranger Tex Wille veröffentlicht. Obwohl die Hefte in schwarzweiß erscheinen, wird durch die Titelbilder klar, dass eins der markantesten Merkmale des Helden sein strahlend gelbes Hemd ist. Bei uns ist es nie gelungen die Serie dauerhaft zu etablieren, doch in Italien ist Tex heute so erfolgreich wie eh und je. 1985 entstand mit Tex und das Geheimnis der Todesgrotten eine TV-Verfilmung mit Guiliano Gemma (Auch die Engel essen Bohnen) in der Titelrolle.

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Neben den schwarzweißen Heftchen erscheint zusätzlich eine farbige und großformatige Reihe namens Tex Albo Speciale, in der international bekannte Comickünstler wie Paolo Serpieri, die Spanier Jordi Bernet (Andrax) und Manfred Sommer oder der US-Amerikaner Joe Kubert zum Zuge kommen (Kuberts Tex-Comic erschien bei uns in vier Alben unter dem Titel Die gnadenlosen Vier bei Kult Editionen). Für den 14. Band dieser Serie konnte 2000 der Neuseeländer Colin Wilson (Tag X, Wonderball) gewonnen werden. Dies war eine sehr gute Wahl, denn Wilson zeichnete von 1985 bis 1994 insgesamt sechs Comic-Album, in denen die Jugend-Abenteuer des von Jean-Michel Charlier und Jean “Mœbius” Giraud geschaffenen legendären Westernhelden Blueberry erzählt wurden.

Tex - Der letzte Rebell
Diese Illustration fertigte Colin Wilson für die hölländische „Tex“-Ausgabe an.

Die künstlerischen Qualitäten, die Wilson bei Blueberry einbrachte, sind auch bei seinem Tex spürbar. Ganz so akribisch sind seine Zeichnungen hier zwar meist nicht ausgearbeitet, was aber auch daran liegt, dass bei Tex pro Seite nicht vier sondern nur drei Panel-Reihen zu zeichnen hatte und die großformatigen Bilder etwas gröber ausgefallen sind. Die Geschichte Der letzte Rebell vom vielbeschäftigten italienischen Autor Claudio Nizzi hat Schwung und erzählt von einer Bande ehemaliger Südstaatler, die nach dem Sezessionskrieg brutale Verbrechen im großen Stil begehen. Tex soll im Gefängnis als angeblicher Häftling das Vertrauen eines dort eingesperrten Bandenmitglieds gewinnen und nach einem Ausbruch das Versteck der Bande finden…

Tex - Der letzte Rebell
Blueberry pokert gegen Tex

Mit diesem 230-seitigen Western-Abenteuer hat Panini eine gute Wahl für sein neu gestartetes Album-Programm getroffen. Abgerundet wird das schön aufgemachte großformatige Hardcoverbuch durch ein kenntnisreiches Vorwort von Tito Faraci, das in die klassische Serie einführt, ein hochinteressantes Interview, das Alexander Bubenheimer exklusiv für dieses Buch mit Colin Wilson über dessen gesamte Karriere führte, sowie einige zusätzliche Illustrationen, auf denen u. a. Tex gegen Blueberry pokert. Hinzu kommen einige der Lieblingsseiten des Zeichners aus seinem Tex-Comic, die in schwarzweiß abgedruckt wurden und dadurch noch beeindruckender wirken als im manchmal etwas sterilen kolorierten Comic.

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