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Perfect Days

Die Vorfreude auf einen zweistündigen Film von Wim Wenders über einen Toilettenreiniger hält sich in sehr engen Grenzen. Doch seinen ersten Pluspunkt erhält Perfect Days dadurch, dass der Schauplatz Tokio ist. Wie ja einigermaßen bekannt sein dürfte, gibt es in Japan irrsinnig komplizierte Toiletten mit ganz vielen Knöpfen.

In Wendersʼ Film aber auch zu erfahren, dass sich die WCs in Tokio in ziemlich verrückt aussehenden Gebäuden befinden. Die Krönung ist ein Bauwerk mit durchsichtigen in unterschiedlichen Farben getönten Klokabinen, die der Toilettenbenutzer nach Betreten auf undurchsichtig umschalten kann.

Wenn in den ersten 30 Minuten gezeigt wird, wie Hirayama (Kōji Yakusho) früh morgens aufsteht und mit ebenso großer Routine wie Effizienz diverese Designer-Bedürfnisanstalten auf Vordermann bringt, kommt keinerlei Langeweile auf.

Der Auftakt des Films wirkt wie eine Arte-Doku ohne alles wissende Erklärstimme.

Doch nach und nach ist mehr über Hirayama zu erfahren. So verbringt er seine Pause in einem Park, in dem er Bäume fotografiert und kleine vielversprechende Schösslinge für daheim ausgräbt. Hierzu hat er eigens kleine aus Zeitungspapier gefaltete Blumentöpfe zum Ausklappen in seiner Brieftasche dabei, der DVD zum Film liegt hierzu eine Bauanleitung bei.

Nach und nach ist immer mehr über Hirayama zu erfahren, über seine Leidenschaft für klassische Rocksongs von Patty Smith, Lou Reed oder Van Morrison, die er sich auf antiken Musikcassetten anhört, die in Japan anscheinend mittlerweile hoch gehandelt werden.

Wir bekommen mit, wie Hirayamas seine Woche mit Besuchen im Badehaus, in einer Buchhandlung und am Wochenende in einer Kneipe mit singender Barfrau perfekt durchgeplant hat. Doch es wäre kein Spielfilm, wenn das Leben der Hauptfigur nicht etwas durcheinandergebracht wird. Hierfür sorgen u. a. ein Besuch von Hirayamas kleiner Nichte und der Exmann der singenden Barfrau.

Es sind tatsächlich einige perfekte Tage, an denen Wim Wenders den Zuschauer teilhaben lässt.

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Martin Scorsese: The Blues

Diese von Martin Scorsese präsentierte DVD-Box erschien 2003 und enthält 7 Filme mit über 10 Stunden Musik und Musikgeschichte von 7 Regisseuren. Jeder stellt hier seine ganz persönlichen Vorlieben der Bluesmusik vor.

Feel Like Going Home
R: Martin Scorsese
ca. 80 min
Sorsese beginnt mit der Musik des Missisippi Deltas, wo alles mit Robert Johnson, Son House und Leadbelly begann. Mit Muddy Waters ziehen wir nach Chicago. Der Bluesgitarrist Corey Harris folgt diesen Spuren, sogar bis nach Afrika (Mali) zu den Ursprüngen dieser Musik.

The Soul Of A Man
R: Wim Wenders
ca. 99 min
Hier werden wir mit drei großen Bluesmusikern bekannt gemacht: Blind Willie Johnson und Skip James aus den späten 20igern. Den Originalaufnahmen aus dieser Zeit stellt Wenders neue Einspielungen von Marc Ribot, Bonnie Raitt und Lou Reed u. a. gegenüber. Von J.B. Lenoir werden bisher unveröffentlichte Filmdokumente gezeigt.

Warming By The Devil´s Fire
R: Charles Burnett
ca. 89 min
New Orleans. in dieser Stadt haben W.C. Handy, Son House und Ma Rainy den Blues. „Between heaven and hell“ der Konflikt zwischen Gospelmusik und Blues wird hier aufgezeigt.

Red, White & Blues
R: Mike Figgis
ca. 92 min
London als Stadt des Blues? Ja, Mike Figgis führt uns in das England der 60iger. Alexis Korner, John Mayall, Eric Clapton und die Stones entdecken hier den Blues und bringen Ihn nach Amerika zurück. Eine unbekannte, neue Musik für die weißen Collegeboys.

The Road To Memphis
R: Richard Pearce
ca. 89 min
Mit dem Bus auf den Weg nach Memphis. Es geht zur Beale Street und dem Plattenstudio Sun Records von Sam Phillips (Elvis) bis wir in einem Blueskonzert von Ike Turner, Rosco Gordon und B.B. King landen.

Godfathers And Sons
R: Marc Levin
ca. 96 min
Chicago, the Blues goes electric. Die Plattenfirma Chess nimmt Muddy Waters, Willie Dixon, Howling Wolf, Koko Taylor und viele andere unter Vertrag und der Siegeszug des Blues auf der Elektrogitarre beginnt. Die „alten“ Bluesmusiker treffen hier auf den HipHop.

Piano Blues
R: Clint Eastwood
ca. 89 min
Die Vorliebe von Eastwood ist der Blues auf dem Piano. Von Art Tatum bis Ray Charles, von Dave Brubeck bis Fats Domino, die Vielfalt dieser Musik wird hier dokumentiert. Live dabei Dr. John, Pinetop Perkins und der große Ray Charles. Wir sehen und hören noch mal den verstorbenen Ray Charles mit der amerikanischen Nationalhymne – als Blues.

Wer immer noch Lust auf den Blues hat, jede DVD (bis auf Piano Blues) enthält noch eine Einzelauswahl der Songs und viele, viele Bonus – Material. Eine großartige Box und man wünscht sich sofort, das es nicht die letzte dieser Art bleibt.

Jason Schramm

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Peter Lindbergh: Untold Stories

Der 1944 im polnischen Lissa geborene Peter Lindberg war einer der bekanntesten Fotografen. Auf seinen in Vogue, Vanity Fair oder The New Yorker veröffentlichten Bildern tummelten sich Stars. Ihm gelangen es Topmodels wie Linda Evangelista, Naomi Campbell und Cindy Crawford gemeinsam zu fotografieren, wodurch er deren Popularität noch befeuerte. Doch seine Bilder waren keine glamourösen, gestochen scharf aufgenommene Hochglanz-Produkte, sondern er bevorzugte Schwarzweiß und einen rauen, körnigen Look.

Peter Lindbergh: Untold Stories

Die Eröffnung der ersten von ihm selbst kuratierten Ausstellung im Kunstpalast Düsseldorf erlebte der im September 2019 verstorbene Lindberg noch selber. Untold Stories, der Titel dieser Werkschau, unterstreicht, dass es dem Fotografen nicht darum ging schöne Menschen in ebensolchen Klamotten zu zeigen, sondern vielmehr um fast schon intime Momentaufnahmen, die etwas erzählen und zu eigenen Interpretationen einladen.

Peter Lindbergh: Untold Stories

Der Katalog zur Ausstellung ist beim Taschen Verlag im angemessenen Großformat von 27 x 36 cm erschienen. Auch hier war Lindbergh direkt beteiligt: “Das vom Fotografen ausgewählte Naturpapier – ein spezielles, dünnes Blatt mit weicher, offener Oberfläche – ist ein bewusstes ästhetisches Statement Lindberghs für die Wiedergabe seiner Fotos“.

Peter Lindbergh: Untold Stories

Zum Abdruck kommen Bilder von erstaunlich menschlich wirkenden Promis wie Nicole Kidman, Uma Thurman, Robin Wright, Jessica Chastain oder Jeanne Moreau. Neben einem Gespräch mit Lindbergh enthält das Buch noch eine Art ungereimtes Gedicht vom Filmemacher Wim Wenders, der den Fotografen feiert, weil dieser “die Gegenwart beschworen und geformt hat“.

40 Jahre Taschen

Unter dem Motto, halb so groß und halb so teuer ist zum 40. Geburtstag von Taschen eine Neuauflage des Buchs Peter Lindbergh: On Fashion zum Preis von 20 Euro erschienen. Dank eines neuen Layouts kommen die Abbildungen trotz des kleineren Formats von 16 x 22 cm sehr gut zur Geltung.

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