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Christian Keßler: Hollywood Blackout

„Die Arbeit an dem Buch hat mir ein wenig die seelentötende Zeit des ersten Corona-Jahres erleichtert, mit all seinen Widrigkeiten, seinen Entmutigungen und seiner lausigen Einsamkeit. Kunst ist niemals ein Allheilmittel, sie bläst das Böse nicht fort. Aber sie macht es erträglich, sie kleidet es ein in all das, was sein kann, wenn wir es zulassen. Und sie bleibt bei uns, sie wird ein machtvoller Teil von uns, wenn sie uns berührt. Deshalb – bleibt zuversichtlich, bleibt aufrecht, bleibt mutig. Und bleibt vor allen Dingen gesund. Wohlsein Euch allen!“

Christian Keßler: Hollywood Blackout

Es ist ganz gewiss kein Spoiler, wenn ich meine Rezension mit dem letzten wirklich zu Herzen gehenden Absatz aus Christian Keßlers neuen Buch beginne. Der gute Mann neigt ansonsten eher nicht zu Pathos und seine in Büchern wie Wurmparade auf dem Zombiehof nachzulesenden Filmanalysen sind oft amüsanter als die von ihm beschriebenen Trashfilme. Doch schon in Endstation Gänsehaut, seiner umfassenden Würdigung des Horror-Kinos, war Keßlers Liebe zum Genre-Kino überdeutlich zu spüren.

Christian Keßler: Endstation Gänsehaut

Dies ist bei Hollywood Blackout ebenfalls der Fall. Hier beschäftigt sich Keßler mit „Sternstunden des amerikanischen Noir-Kinos“ die zwischen 1941 und 1961 entstanden sind. Auch diesmal ist es ihm gelungen, neugierig auf Filme zu machen, die heute kaum noch bekannt sind und von vielen potentiellen Zuschauern gemieden werden, weil sie in Schwarzweiß gedreht wurden. Doch gerade der Einsatz von Licht und Schatten anstelle von pseudo-realistischer Technicolor-Farbigkeit macht den besonderen Reiz dieser von menschlichen Abgründen erzählenden Filme aus.

Frau ohne Gewissen

Keßler beschäftigt sich mit circa 300 Filmen der Schwarzen Serie. Darunter befinden sich natürlich auch anerkannte Meisterwerke wie Filme wie Billy Wilders Frau ohne Gewissen oder Fritz Langs Gefährliche Begegnung. Doch es ist zu spüren, dass der Autor mehr Spaß daran hat, sich mit vergessen Filmschätzen zu beschäftigen, anstatt zum x-ten Mal die Meisterschaft eines Alfred Hitchcock zu feiern, dessen Werke keine Aufnahme ins Buch fanden. Für Keßler sind die Helden des “Genies aus London“ zu puritanisch, denn sie atmen selten “den Abgrund der Schlangengrube“, den er mit dem Film Noir verbindet.

Frau ohne Gewissen

Da die Filme in chronologisch Reihenfolge besprochen werden, können auch historische Zusammenhänge vermittelt werden und gezeigt werden, wie Karrieren von Künstlern, die sozial engagierte Filme drehten, in den 50er-Jahren durch die Hexenjagd von Senator Joseph McCarthy tragisch endeten. Einmal mehr gelingt es Keßler, der für besonders abscheuliche Noir-Charaktere die schöne Bezeichnung “Schmierseppel“ erfunden hat, beim Leser Vorfreude auf Filme zu erwecken, von deren Existenz er zuvor nichts wusste.

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Christian Keßler: Endstation Gänsehaut

Eins der Highlights des 2013 leider eingestellten Magazins Splatting Image waren die Artikel von Christian Keßler Hier beschäftigte er sich besonders gerne mit längst vergessenen Trashfilmen, oft mit jenen, die in den 70er-Jahren in Italien entstanden sind und Billigversionen von US-Blockbustern waren. Dabei gelangen ihm schreiend komische Inhaltsangaben, die meist unterhaltsamer als das besprochene Filmchen waren.

Christian Keßler: Endstation Gänsehaut

Diese verdienstvolle Arbeit setzte Keßler in Büchern wie Wurmparade auf dem Zombiehof fort. In Endstation Gänsehaut hingegen pickt sich Keßler nicht die Trash-Perlen heraus, sondern verfasste eine ebenso umfassende wie persönliche Exkursion durch die Geschichte des Horror-Kinos. Dabei werden auch Klassiker gewürdigt, Das Schlusskapitel ist daher eine Lobeshymne auf Todd Brownings unbequemes Meisterwerk Freaks von 1933, das erst Mitte der 60er-Jahre in Großbritannien gezeigt werden durfte.

Christian Keßler: Endstation Gänsehaut

Auf knapp 400 sehr schön und farbig bebilderten Seiten beschäftigt sich Keßler in neun Kapiteln mit Geistern, Vampiren, Werwölfen, Mumien, Zombies, Hexen/Religion, sowie irren Wissenschaftlern und Killern. Das Buch taugt dank seines Registers auch als Nachschlagewerk, ist dabei erfrischend subjektiv und der Autor macht keinen Hehl daraus, dass ihm rasant geschnittene Filme mit Computertricks nicht sonderlich beeindrucken. Was Kessler als “Meinen kleinen Rundgang durch das Horrorkino“ bezeichnet ist sehr viel mehr, z. B. eine unaufdringliche Einladung dazu, sich schleunigst eine Unmenge von bisher übersehenen Genrefilmen anzuschauen.

Hollywood Blackout

Ebenso empfehlenswert ist Keßlers Buch Hollywood Blackout, in dem er unbekannte Meisterwerke des Film Noir feiert.

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Christian Keßler: Wurmparade auf dem Zombiehof

Christian Keßler begeisterte mich schon in seiner regelmäßigen Filmrubrik in der 2013 eingestellten Zeitschrift Splatting Image. Hier beschäftigte er sich mit Genrefilmen, besonders gerne mit solchen, die in den 70er Jahren in Italien entstanden sind. Dieses Buch spannt den Bogen etwas weiter und Kessler stellt 40 seiner Lieblingsfilme vor.

Wurmparade auf dem Zombiehof

Während es ansonsten meistens wenig Spaß macht Inhaltsangaben von Filmen zu lesen, sind Kesslers Trashfilm-Beschreibungen oft sehr viel unterhaltsamer als das Betrachten des besprochenen Filmes. Geschult durch die legendären Synchronisationen von Rainer Brandt geht er dabei keinem Kalauer aus dem Weg und zaubert Kapitelüberschriften wie „Wenn Druiden die Schiffsschaukel anschubsen“ oder „Die Kraft des Heroins im Streichelzoo“.

Christian KeßlerBesprochen werden in diesem Büchlein allerlei unglaubliche Filme wie der nur mit kleinwüchsigen Darstellern besetzte Western The Terror of Tiny Town (1938), der als Horrorschocker geplante The Giant Claw (1957) mit dem wohl lächerlichsten Monster der Filmgeschichte oder der ganz schlechte Softsex-Western Brand of Shame (1968), der durch eine sensationelle deutsche Synchronisation unter dem Titel Django Nudo und die lüsternen Mädchen von Porno Hill zu einem Partykracher wurde. Einziger Kritikpunkt ist, dass dieses äußerst empfehlenswerte Buch ein schöneres Titelbild verdient hätte. Empfehlenswert sind auch Keßlers Genre-Analysen Endstation Gänsehaut und Hollywood Blackout.

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