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Fil: Always Ultra

Nachdem Reprodukt zuvor bereits Stups & Krümel als Megasammelband veröffentlichte, folgt jetzt die Neuauflage eines weiteren Frühwerks von Fil. Der Schöpfer von Didi & Stulle veröffentlichte Ende der 90er-Jahre unter dem Titel Always Ultra seine völlig durchgeknallten grafischen Experimente.

Fil: Always Ultra

Diese erschienen zunächst im Berliner Stadtzeitschrift zitty und anschließend 1997 in Form von vier Heftchen bei Jochen Enterprises Comics aus einer anderen Welt.

Fil: Always Ultra

Reprodukts Gesamtausgabe von Always Ultra enthält neben teilweise ganz schön derben Cartoons auch auch kurze, teilweise farbige Comics mit Gastauftritten von Charakteren wie dem karierten Känguru YPS, Meikel Katzengreis, dem kleinen Teufel Stinko, der langweiligen Game-Variante Öko-Tetris, dem beweglichen Männchen Playmo® oder auch den Smashing Pumpkins, die sich als Fans von Fil outen.

Fil: Always Ultra

Präsentiert wird auch eine unter dem Titel … und jetzt mal was ganz anderes gestartet Comic-Erzählung. Diese lässt durch ihre russisch anmutenden Schauplätze und die fast schon epische Länge von mehr als 40 Seiten an die Romane von Tolstoi denken. Bemerkenswert ist neben der ständigen Umbenennung der laufenden Story, etwa in Die faule Niedritschka oder in Das Geschichtchen von der Kröte Krötjuschka auch das abrupte Ende.

Fil: Always Ultra

Fil schreibt hier einfach “Puh, weiter schaff ich nicht diese Story zu zeichnen, ist echt anstrengend. Naja, die Grundmessage kam ja rüber, glaub ich.“ Was ja auch ein schönes Schlusswort für diese Rezi ist…

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Fil: Didi & Stulle – Die Gesamtausgabe

1987 veröffentlichte die Berliner Programmzeitschrift ZITTY die ersten drei Geschichten mit den Schweinen Dieter Kolenda und Andreas Stullkowski, besser bekannt als Didi & Stulle. Die schwarzweißen Comics stammten von Philip Tägert alias Fil und “schlugen ein, wie eine Bombe, wovon ich aber nichts mitkriegte, denn meine Geschichtslehrerin meinte, sie fände sie nicht gut.“

Fil: Didi & Stulle - Die Gesamtausgabe

Daher sollte es knapp 10 Jahre dauern, bis Fil – nachdem er “dutzende hochambitionierte, originelle und spektakuläre“ aber großteils unbeachtet gebliebene Comichefte veröffentlicht hatte – zu Didi & Stulle zurückkehrte.

Fil: Didi & Stulle - Die Gesamtausgabe

Ein Grund dafür war wohl auch ein Zeitschriftenartikel, in dem Fil gelesen hatte, dass die wichtigsten Berliner Comiczeichner seinerzeit angeblich ©Tom und OL waren. Als Fil sein Comicalbum Einen drin zeichnete, konnte er sich “8 Farben leisten, später mehr“.

Fil: Didi & Stulle - Die Gesamtausgabe

Recht rasch folgten weitere Alben und bis 2011 sind zehn Bände mit den seltsamen Abenteuern der berlinernden Schweine erschienen. Eine bei Reprodukt veröffentlichte, wunderschön aufgemachte, Gesamtausgabe beweist jedoch, dass es noch sehr viel mehr Geschichten mit Didi & Stulle gibt.

Fil: Didi & Stulle - Die Gesamtausgabe

In drei gebundenen Büchern, die in einem Schuber stecken, ist das schwarzweiße Frühwerk enthalten und natürlich auch alle zehn Alben in der chronologisch korrekten Reihenfolge, mit Bei den Olympischen Spielen (Band 10) vor Im Auftrag der Kanzlerin (Band 9).

Fil: Didi & Stulle - Die Gesamtausgabe

Doch damit nicht genug, denn es kommen mit Die 43 Streiche der Didi und Stulle, dem beiliegenden Heftchen Danger in Moskau sowie dem extralangen Beziehungsdrama Die Sache mit Frauke auch noch mehr als 100 Seiten zum Abdruck, die bisher nur in ZITTY veröffentlicht wurden.

Fil: Didi & Stulle - Die Gesamtausgabe

Speziell die letzte Geschichte, in der Fil seine Skepsis gegenüber Pärchenbildung zum Ausdruck bringt (“das Einzige was dafür spricht, ist, dass alle anderen Beziehungsmodelle noch beschissener sind“), deutet an, dass er etwas mehr als möglichst schräge Gags präsentieren möchte. In diesem Zusammenhang seien auch Fils Bücher Pullern im Stehen, Mitarbeiter des Monats und Worte über Orte wärmstens empfohlen.

Fil: Didi & Stulle - Die Gesamtausgabe

Doch obwohl die Edition noch um allerlei sehr komische zusätzliche Texte, Comics und Abbildungen ergänzt wurde, ist sie nicht wirklich eine Gesamtausgabe, denn nicht enthalten sind die kleinformatigen Hefte # 6 ½ Im Schwitzkasten und # 5 ½: In der Patsche. Besonders schade ist, dass nicht auch noch die ungeniert dahingekritzelte Economy Edition des ersten Bands Einen drin beigelegt wurde.

Fil: Didi & Stulle - Die Gesamtausgabe

Doch auch noch aus einem anderen Grund hat es mit der Gesamtausgabe nicht so richtig geklappt, denn Fil deutet mehr als deutlich an, dass es mit Didi & Stulle weitergeht, “wenn keiner damit rechnet“.

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Reinhard Kleist: Berliner Mythen

Die Idee von Michael Groenewald und Lutz Göllner, die diesem Comic zugrunde liegt, ist ebenso simpel wie gut. Comic-Kurzgeschichten erzählen von Ereignissen, die sich im Großraum Berlin zugetragen haben. Im Vorwort schreibt Göllner: “Die Storys müssen auch gar nicht wahr sein, aber sie sollten in der Folklore der Stadt verankert sein. Mythen eben, mal komisch, mal gruselig, mal spannend.“

Reinhard Kleist: Berliner Mythen

Als sich das Stadtmagazin zitty für das Konzept interessierte, wurde mit dem in Hürth geborenen Wahlberliner Reinhard Kleist (Der Boxer, Der Traum von Olympia) schnell ein geeigneter Zeichner gefunden. Dieser brachte sich auch inhaltlich sehr stark ein und setzte insgesamt 24 Geschichten in unterschiedlicher Länge in Szene, bevor zitty Anfang 2015 das Veröffentlichen von Comics einstellte.

Reinhard Kleist: Berliner Mythen

Die letzte Comic-Erzählung in diesem Sammelband ist daher auch gar nicht mehr in zitty erschienen. Doch jetzt ist auch die tragische Geschichte des Sinto-Boxers Johann “Rukeli“ Trollmann zu lesen, dessen elegante tänzelnde Kampftechnik für die Nazis “undeutsch“ war und der im KZ Neuengamme ermordet wurde. Nicht minder ergreifend ist die nah an tatsächlichen Ereignissen orientierte Schilderung einer Flucht aus der DDR, die auf nur fünf Comicseiten nicht nur die spannenden Aspekte, sondern auch die daraus resultierenden Repressalien schildert.

Reinhard Kleist: Berliner Mythen

Ein gelungener Kunstgriff ist es den Berliner Taxifahrer Ozan als Erzähler einzusetzen. Dieser chauffiert seine Fahrgäste nicht nur, sondern versorgt sie auch mit Anekdoten zu den jeweiligen Zielorten. Lediglich zum geplanten “Hauptstadtflughafen“ kann Ozan keine Geschichte beisteuern, denn der zugehörige Comic spielt 2064, und die Fahrt mit dem fliegenden Taxi ist zu viel kurz. Doch immerhin ist zu erfahren, dass der zentrale Flughafen auch in ferner Zukunft immer noch Tegel heißt…

Reinhard Kleist: Berliner Mythen

Abgerundet wird der schöne Sammelband noch durch Stadtpläne, in denen die Lage der Comic-Schauplätze eingetragen wurde. Ähnliche Comics zu weiteren Städten wären wünschenswert. In diesem Zusammenhang sollte auch noch einmal darauf hingewiesen werden, das jener Berlin-Reiseführer, der beim französischen Casterman Verlag erschienen ist und von der Comiczeichnerin Isabel Kreitz (Rohrkrepierer) eindrucksvoll bebildert wurde, bereits seit 2012 auf einen deutschen Verleger wartet.

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Das UpGrade

Bereits Mitte 2012 startete erstmals dieses “Surf-Rock-DDR-Superhelden-Drama“. Die damalige Veröffentlichung der beiden ersten Bände im Zitty Verlag war zwar kein Fehlstart, doch erst jetzt geht es mit der Serie von Sascha Wüstefeld und Ulf S. Graupner richtig los. In den großformatigen Hardcover-Bänden von Cross Cult kommt das beeindruckende Artwork des dynamischen Duos erst richtig zur Geltung!

Das UpGrade

In prächtigen Farben lassen sie innerhalb einer sehr pfiffig erzählten Story markante Momente der DDR-Geschichte noch einmal Revue passieren. Doch um Ostalgie handelt es sich hier nicht wirklich, denn inmitten der strahlenden Farben wird sofort klar, dass das Leben im Osten Deutschlands seinerzeit keine Spaßveranstaltung war. Der eine wichtige Rolle spielende amerikanische Surf-Rocker Cosmo Shleym aus Malibu, soll kurz vor seinem Auftritt beim X. Festival der Jugend und Studenten in Ost-Berlin von der Stasi ermordet werden. Ganz deutlich wird auch gezeigt, dass in der DDR an verknappten Nahrungsmitteln kein Mangel herrschte und so mancher Kindergeburtstag nur noch durch den Einsatz von Brausepulver gerettet werden konnte.

Das UpGrade

Hauptfigur der auf 10 Bände angelegten Serie ist ein gewisser Rony Knäusel. Dieser ist der einzige Superheld der DDR, da er sich teleportieren kann. Dessen Leben präsentieren Wüstefeld und Graupner unchronologisch in appetitlichen Häppchen. So manches setzt sich beim Lesen zusammen und es ist zu hoffen, dass dessen Abenteuer nach der Wende weitergehen, obwohl sich der arbeitslos gewordene Knäusel mit Selbstmord-Gedanken trägt. Die Cross Cult Neuedition des ersten Bandes von Das UpGrade überzeugt nicht nur durch das größere Format und die noch strahlenderen Farben, sondern enthält zudem noch eine zusätzliche (von “Putzi der Kinderzahnpasta“ präsentierte) 11-seitige Comic-Kurzgeschichte sowie 8 Seiten mit Entwurfszeichnungen von Sascha Wüstefeld.

Das UpGrade

Sehr lange war ein vierter Band von Das UpGrade angekündigt, doch im April 2019 kündigten Wüstefeld und Graupner an, dass sie die Arbeit an der Serie eingestellt haben. Auf der Facebook-Seite des Tagesspiegel begründete Wüstefeld seine Entscheidung wie folgt: “Wenn zu Signierstunden letztlich nur ein oder zwei Interessenten auftauchen, muss man sich irgendwann eingestehen, dass man was falsch gemacht oder zumindest nicht so richtig den Nerv der Leser getroffen hat. Uns fehlt es an Motivation. Die Frage „Wozu?“ wurde immer lauter. Wir machen das letztlich nicht für uns, sondern für ein Publikum. Und der Gegenwind wurde irgendwann einfach zu stark. Last but not least bin ich immer weniger gern ein Bestandteil der hiesigen Comicszene. Viel zu viele Selbstdarsteller, zu viele Befindlichkeiten, zu viel Gift. Macht halt keinen Spaß mehr, deutscher Comiczeichner zu sein.“

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