Wenn der Wind weht

Jim und Hilda sind ein ganz reizendes altes Pärchen, das in netter ländlicher Umgebung ein friedliches Leben führt. Doch plötzlich erfahren sie aus dem Radio, dass ein nuklearer Krieg droht. Die beiden alten Herrschaften haben den Zweiten Weltkrieg als oftmals auch romantische Zeit noch gut in Erinnerung. Recht sorglos halten sie sich an die Anweisungen der Regierung, doch gegen die Nachwirkungen einer atomaren Explosion haben sie keinerlei Chancen…

Wenn der Wind weht

Raymond Briggs hatte sich auf nette Bilderbücher über Weihnachts- oder Schneemänner spezialisiert. Doch 1982 überraschte er mit dem Comic Strahlende Zeiten. Dieser ist genauso liebevoll wie seine Kinderbücher gezeichnet, schockiert jedoch zugleich durch die detaillierte Darstellung der Auswirkungen eines Atomkriegs auf zwei Durchschnittsbürger. Als Vorlage für Jim und Hilda, die Briggs als “naiv, aber nicht dumm“ charakterisierte, dienten dem Künstler seine eigenen Eltern, denen er später mit ein Ethel & Ernest ein ebenfalls verfilmtes Denkmal setzte.

Wenn der Wind weht

Aus Briggs Buch machte Jimmy T. Murakami (Sador – Herrscher im Weltraum) einen beeindruckenden Zeichentrickfilm, zu dem Roger Waters (Pink Floyd) und David Bowie die Musik beisteuerten. Das Resultat ist genauso anrührend ist, wie Isao Takahatas thematisch verwandtes Anime Die letzten Glühwürmchen.

Die ländliche Umgebung von Jim und Hilda wurde sehr liebevoll gestaltet, teilweise kamen hierzu maßstabsgetreue Modelle der Wohnung zum Einsatz, die kunstvoll mit den animierten Figuren verknüpft wurden. Die Träume und Sehnsüchte des Pärchens wurden durch direkt aufs Papier gezeichnete oft sehr wilde Phantasien dargestellt. Es tut richtig weh dabei zuzusehen, wie diese schöne Welt scheinbar grundlos zu Grunde geht.

Dank Turbine liegt Wenn der Wind weht jetzt auch endlich in sehr guter Bildqualität auf Blu-ray vor. Im Bonusmaterial ist eine Doku enthalten, die nicht nur ebenso lang, sondern ebensp interessant wie der Hauptfilm ist. Im Zentrum steht Regisseur Jimmy T. Murakami, der genau wie George Takei (They Called Us Enemy) als Amerikaner japanischer Abstammung nach dem Angriff auf Pearl Harbor im Dezember 1941 zusammen mit seiner Familie als potentielle Spione und Attentäter verhaftet und für mehrere Jahre interniert wurde.

Diese bittere Erfahrung entfremdete Murakami von seinem Heimatland USA, auch ein Versuch in Japan Wurzeln zu finden scheiterte. Erst in Irland fand er eine Wahlheimat und privates Glück. Die beeindruckende Doku Jimmy Murakami: Non-Alien entstand 2010 und begleitet den vier Jahre später verstorbenen Regisseur auf einem Trip zum ehemaligen Lager Tule Lake, in dem er auf Schicksalsgenossen trifft und über seine verlorenen Jugendjahre spricht.

Außerdem enthält die Blu-ray zu “Wenn der Wind weht“ noch dieses Bonusmaterial: Audiokommentar mit First Assistant Editor Joe Fordham und Filmhistoriker Nick Redman (wie alle Extras wahlweise mit deutschen Untertiteln), Extratonspur mit isolierten Soundtrack und Geräuscheffekten, Dokumentation „The Wind and the Bomb“ (25:23 min), Interview mit Raymond Briggs (13:50 min), Deutscher Vorspann (4:14 min), Englische Trailer (2:07 min + 3:15 min), Japanischer Trailer (1:30 min), Wendecover

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