Alle Beiträge von Heiner Lünstedt

Siggi und Babarras

Lange bevor die Comics über die Gallier Asterix und Obelix bei uns zum absoluten Bestseller wurden, traten das ungleiche Duo als Germanen unter dem Namen Siggi und Barbarras auf. Rolf Kauka, der ab 1953 mit Fix & Foxi eine erfolgreiche Konkurrenz zu den Micky-Maus-Heften aufgebaut hatte, kaufte in den 60er-Jahren verstärkt Lizenzen aus dem frankobelgischen Raum ein.

Siggi und Babarras

Bei den Übersetzungen nahm er sich allerlei Freiheiten. So hießen Spirou & Fantasio bei ihm Pit und Pikkolo, ihr originelles Haustier Marsupilami wurde zu Kokomiko, Gaston stotterte unter dem Namen Jojo, während Boule & Bill zu Schnieff und Schnuff wurden. Die Piloten Tanguy & Laverdure hießen bei Kauka Rolf Randers & Miki Kabel und wurden zu „zwei deutschen Jagdfliegern in einer geheimen Spezialstaffel.“  Doch so radikal wie bei Asterix – ja man kann durchaus sagen: rechtsradikal – fiel bei keiner anderen Serie die deutsche Bearbeitung aus. Diese „freie Übersetzung “ nahm das vorweg, was später – unter anderem politischen Vorzeichen – in Raubdrucken wie Asterix und das Atomkraftwerk mit der Erfolgsserie angestellt wurde.

Siggi und Babarras

1965 in Ausgabe 6 des Comic-Magazins Lupo, das kurz darauf in Lupo modern umbenannt wurde, startete der Comic Siggi und die goldene Sichel. Auf der einleitenden Seite mit der Landkarte liegt das kleine Dörfchen “so um die Zeitenwende herum“ nicht etwa an der Küste des heutigen Frankreichs, sondern “am rechten Ufer des Rheins“ und heißt Bonhalla. Dort leben “Restgermanen“, die von den “Feinden nicht ernsthaft behelligt werden“, doch vielleicht als “Verbündete oder Gladiatoren“ gebraucht werden könnten.

Siggi und Babarras

Die römischen Legionäre sprechen bei Siggi und Barbarras nicht etwa lateinisch, sondern englisch, genau genommen amerikanisch und die Serie wurde in Lupo zu einer “Satire“ auf das Nachkriegsdeutschland. In Kaukas Version von Die goldene Sichel brachen Siggi und Barbarras auf, um den Druiden Wernher von Braunsfeld (der später Talentix hieß) zu finden, den auch die römischen Besatzer suchten, ähnlich wie Russen und Amerikaner kurz vor Kriegsende nach dem für die Nazis tätigen Raketen-Pionier Wernher von Braun fahndeten.

Siggi und Babarras

Die großteils von Rolf Kauka persönlich durchgeführte Verfremdung ging sogar so weit, dass eine schurkische Figur mit jiddischen Akzent sprach und der Hinkelstein von Barrabas alias Obelix zum (Auschwitz-) Schuldkomplex wurde. Zitat: „Babarras, musst du denn ewig diesen Schuldkomplex mit rumschleppen? Germanien braucht Deine Kraft wie nie zuvor.“

Siggi und Babarras

In Lupo modern folgte direkt im Anschluss an Siggi und die goldene Sichel unter dem Titel Kampf um Rom eine verfremdete Version von Asterix als Gladiator. Besonders extrem fiel die deutsche Bearbeitung von Asterix und die Goten aus.

Siggi und Babarras

Unter dem Titel Siggi und die Ostgoten treffen hier die freiheitsliebenden Bewohner von Bonhalla auf die bösen Ostgoten und ihren “Führer Hulberick“, deren Sprechblasen nicht – wie im französischen Original – mit Texten in Fraktur gefüllt sind, sondern mit sächsischen Dialekt in roten Maschinensatz-Buchstaben.

Siggi und Babarras

Dem Magazin PARDON war schon recht bald aufgefallen, dass hier “Politische Bildung für die Kleinen“ (so der Titel eines Artikels in Ausgabe 6 von 1965) betrieben wurde. Peter Sulzbach verglich Lupo modern mit Landser-Heften und bezeichnete es als “rechtsradikales Kindermagazin“.

Siggi und Babarras

Im seinem Buch Albert Uderzo erzählt sein Leben schildert der Asterix-Zeichner, wie er durch PARDON erfuhr, dass die deutsche Asterix-Übersetzung “rechtsradikale Propaganda verbreitete“. Rolf Kauka wurde daraufhin die Asterix-Lizenz entzogen und dieser hat sich danach laut Uderzo “bei Pressekonferenzen in Deutschland unter die Journalisten gemischt, um mich zu beschimpfen. Jedes Mal wurde er resolut vor die Tür gesetzt.

Siggi und Babarras

1966 erschien in Lupo modern unter dem trotzigen Titel Siggi der Unverwüstliche noch eine halbwegs moderat eingedeutschte Version des ersten Albums Asterix der Gallier, in dem die Römer auch schon einmal lateinisch sprachen. Doch danach war Schluss mit Asterix bei Kauka. Auf der Suche nach Ersatz wurden Die Pichelsteiner als die “legendären Vorfahren von Siggi und Barbarras“ aus der Steinzeit präsentiert.

Siggi und Babarras

Auch mit der Eigenproduktion der Serie Fritze Blitz und Dunnerkiel versuchte Kauka ab 1967 die Lücke zu schließen, wobei diese auch nicht mehr Erfolg hatte, nachdem  die Germanen zwei Jahre später in Siggi und Barbarras umbenannt wurden. Zeitgleich feierte Asterix passabel übersetzt in Kaukas Konkurrenz-Magazin MV Comix erste Erfolge. Doch erst nachdem Gudrun Penndorf ab 1968 als Übersetzerin fungierte, stellte sich nach und nach der große Erfolg ein.  Die Veröffentlichung einer kritisch kommentierten Gesamtausgabe der Kaukaschen Asterix-Verunglimpfung wäre dennoch wünschenswert!

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Albert Uderzo erzählt sein Leben

Anstatt mit witzigen Anekdoten garnierte Albert Uderzo seine Autobiographie lieber mit reaktionären Seitenhieben (á la “Wer Wehrdienst schiebt, zündet keine Autos an“) und persönlichen Abrechnungen. Hauptschurke des Buches ist der Verleger Georges Dargaud, der laut Uderzo öffentlich gerne so tat, als wenn hauptsächlich er für den Erfolg von Asterix gesorgt hätte. Doch auch Kollegen wie etwa Morris und Greg kommen zum Teil nicht allzu gut weg.

Albert Uderzo erzählt sein Leben

Witzig hingegen sind die kurzen Passagen über Rolf Kaukas “verdrehte Übersetzung“. Der Fix und Foxi-Schöpfer hatte 1965 die Gallier Asterix und Obelix in die Germanen Siggi und Barbarras verwandelt. Diese traten in Lupo modern gegen Besatzer an, die nicht lateinisch, sondern amerikanisch sprachen. Uderzo erfuhr davon durch die Satirezeitschrift Pardon, die berichtete, dass hier ein Comic “rechtsradikale Propaganda verbreitete“. Uderzo entzog Kauka die Asterix-Lizenz und dieser hat sich danach laut Uderzo “bei Pressekonferenzen in Deutschland unter die Journalisten gemischt um mich zu beschimpfen. Jedes Mal wurde er resolut vor die Tür gesetzt.

Albert Uderzo erzählt sein Leben
Wer nicht jedes Wort in diesem Buch für bare Münze nimmt, bekommt (auch durch die interessant ausgewählten Fotos) immerhin einen recht lebendigen Eindruck in die wilden Gründerjahre des Comicmagazins Pilote und in die äußerst produktive Freundschaft zwischen dem genialen Zeichner Uderzo und dem unersetzlichen René Goscinny.

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Joe Hembus: Das Western-Lexikon

Für jeden am Kino Interessierten war es sehr erfreulich, als 1995 endlich eine Neuauflage dieses Standartwerks erschien. Zum einen war die alte 1976 erstmals erschienene Taschenbuch-Ausgabe durch beständiges Festschmökern mittlerweile völlig zerlesen und zum anderen war doch der eine oder andere neue Western mittlerweile in die Kinos gekommen.

Joe Hembus: Das Western-Lexikon
Ausgabe von 1995

Leider war Joe Hembus mittlerweile bei einer Bergwanderung ums Leben gekommen und so hatte sein Sohn Benjamin das Lexikon recht behutsam (mit sehr verhaltenen Kritiken, lediglich Der mit dem Wolf tanzt kann er überhaupt nicht ausstehen) aktualisiert.

Western Lexikon
Erstausgabe von 1976

Besonders bemerkenswert am Western-Lexikon ist, dass immer zu spüren ist, wie sehr Joe Hembus, der auch die TV-Reihe Western von Gestern organisierte, das Genre liebte. Wenn er etwas zu meckern hatte (so mochte er z. B. Mein großer Freund Shane überhaupt nicht), dann wurde auch eine schlüssige Begründung mitgeliefert.

Joe Hembus: Das Western-Lexikon
Ausgabe von 1978

Dies ist leider bei vergleichbaren Nachschlagewerken (z. B. den SF-, Horror- und Fantasy-Film von Hahn und Jansen) oder bei Oneline-Rezis nur sehr selten der Fall. Es bleibt zu hoffen, dass recht bald wieder eine (am besten aktualisierte) Neuauflage dieses unverzichtbaren Buchs erscheint.

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Robert Bloch: Psycho

“Das Licht schien auf sein feistes Gesicht, spiegelte sich in der randlosen Brille und badete die rosige Kopfhaut unter dem dunkelblonden sich lichtenden Haar, als er den Kopf senkte um weiterzulesen.“ So beschreibt Robert Bloch in seinem 1959 erschienen Roman Psycho Norman Bates. Im Film von Alfred Hitchcock wurde Bates dann vom schlaksigen und jungenhaften Darsteller Anthony Perkins verkörpert, der von der Rolle des persönlichkeitsgespaltenen Massenmörders nicht mehr loskam und diesen noch in drei Fortsetzungen spielte.

Robert Bloch: Psycho

Der 1960 entstandene Filme Psycho ist ganz zweifelsohne ein Meisterwerk des Spannungskinos. Der im Stile eines kleinen dreckig und billig gedrehten B-Pictures entstandene Schocker ist eine absolute Ausnahme im ansonsten eher wohlfeil durchgestylten Werk von Alfred Hitchcock.

Robert Bloch: Psycho

Doch leider hat der Autor Robert Bloch sehr wenig vom Ruhm des Filmes profitiert, obwohl seine Geschichte fast 1:1 für die Leinwand aus seinem immer noch höchst lesenswerten Roman übernommen wurde. Mit dem Verfassen des Drehbuchs wurde der in diesem Metier durchaus erfahrene Bloch nicht beauftragt. Ganz anders verlief es als 21 (!) Jahre später eine Fortsetzung in die Kinos kam und Bloch das Buch Psycho 2 veröffentlichte. Hier haben Film und Buch keinerlei Gemeinsamkeiten mehr, dies trifft auch auf Blochs Roman Psycho House zu.

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Psycho

Mit Psycho verfilmte Alfred Hitchcock 1960 mit dem Team seiner TV-Serie einen Roman von Robert Bloch, der lose auf dem Fall des Serialkillers Ed Gein basierte. Dieser kleine dreckige Thriller mit dem meisterlich in Szene gesetzten Duschmord sollte Hitchcocks wohl einflussreichstes Werk werden.

Psycho

Dies schlug sich auch in der Tatsache nieder, dass anschließend drei Fortsetzungen und ein 1:1-Remake von Gus Van Sant 1987 gedreht wurden. 1987 entstand zudem noch der TV-Film Bates Motel mit Bud Cort (Harold und Maude) als Norman Bates. Dieser war eigentlich als Pilotfilm für eine TV-Serie geplant, die jedoch erst mehr als ein Vierteljahrhundert später zustande kam.

Psycho

Eine preisgünstige DVD-Box enthält jene vier Psycho-Filme in denen Anthony Perkins als mörderischer Norman Bates zu sehen ist. Hitchcocks Original liegt in guter Bildqualität (16 : 9, anamorph) vor, wurde jedoch (im Gegensatz zu den aktuellen TV-Ausstrahlungen) geringfügig gekürzt. Als Extra gibt es nur jenen spaßigen Trailer in dem Alfred Hitchcock den Zuschauer durch das Bates Motel führt.

Psycho

1983 drehte Richard Franklin eine erste Fortsetzung zu Psycho in der neben Anthony Perkins auch wieder Vera Miles dabei war. Der elegant inszenierte Film spielt nicht ungeschickt mit dem Mythos, genau wie Jerry Goldsmiths Soundtrack recht ansprechend Bernard Herrmanns unvergessliche Originalmusik variiert. Auch die gute Besetzung mit Robert Loggia, Dennis Franz und einer sehr schönen blutjungen Meg Tilly, sowie die stimmungsvollen Matte-Painting von Albert Whitlock tragen viel dazu bei, dass “Psycho II“ besser ausfiel als zu erwarten war. Die DVD enthält leider nur eine Vollbildversion des Filmes, doch dafür ist der deutsche Ton in Dolby 5.1.

Psycho

Die Box enthält außerdem Psycho III in nicht anamorphen 16 : 9 – Format und mit deutschen Stereoton. Der Film entstand 1986 unter der Regie von Anthony Perkins und ist eher eine Fortsetzung seines Vorgängers als von Hitchcocks Original. Die Inszenierung ist ziemlich trashig und Diana Scarwid in der weiblichen Hauptrolle als abtrünnige Nonne kommt ziemlich unsympathisch rüber.

Psycho

Erstaunlicherweise geriet der vierte 1990 vom Stephen-King-Regiseur Mick Garris (The Stand) fürs Fernsehen gedrehte Film deutlich ansprechender. Dies könnte u. a. daran liegen, dass Joseph Stefano, der auch das Drehbuch zum ersten Psycho-Film schrieb und dies auch diesmal wieder tat. Erzählt wird hauptsächlich aus der Jugendzeit von Norman Bates, den Henry Thomas (der kleine Elliott aus Steven Spielberg E. T.) eher sympathisch als düster spielt, während Anthony Perkins in einer spannenden Rahmenhandlung zu sehen ist. Der Film ist kein schlechter Abschluss der Psycho-Reihe.

Psycho

Mittlerweile gibt es auf Blu-ray eine Psycho Legacy Collection , die keine Wünsche offen läßt.

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Rhea M … Es begann ohne Warnung

Insgesamt scheinen sich immer weniger Menschen dafür zu interessieren, Filme auf DVD oder Blu-ray zu sammeln. Dennoch boomt das Geschäft mit den nicht eben preiswerten Mediabooks. Dabei handelt es sich um dekorativ aufgemachte Editionen, die in einer Box mit einigen Buchseiten den jeweiligen Film in möglichst guter Bildqualität auf Blu-ray und DVD enthalten. Oft handelt es sich dabei um betagte Horrorfilme, die einst indiziert waren und nach einer Neubewertung durch die FSK plötzlich ab 16 Jahren freigegeben sind.

Rhea M … Es begann ohne Warnung

Dies ist auch bei der Neuauflage von Rhea M …Es begann ohne Warnung der Fall. Dieser Film von 1986 ist schon dadurch bemerkenswert, dass es sich um die einzige Regiearbeit von Stephen King handelt. Dieser adaptierte hierfür seine Kurzgeschichte Trucks über Amok fahrend LKWs aus der Storysammlung Nachtschicht und ließ im Film auch noch weitere (aber nicht alle) Gerätschaften auf die Menschheit los. (Empfehlenswert ist übrigens auch das Mediabook zur Stephen-King-Verfilmung Needful Things.)

Rhea M … Es begann ohne Warnung
Stephen King absolviert auch einen Gastauftritt

Seinerzeit erregte Maximum Overdrive, wie das Werk im Original heißt, wenig Aufsehen. King selbst, der später zugab “während der Produktion völlig zugekokst gewesen zu sein“ hält Rhea M für einen Film “für Trottel“ und für “die schlechteste Adaption“ seiner Arbeit. Doch die Zeit ist mit dem Film recht gnädig umgegangen. Ein großer Pluspunkt ist der durchgehend aus Rockmusik von AC/DC bestehende Soundtrack, die sympathische von einem sehr souverän agierende Emilio Estevez angeführte Besetzung und die sorgfältig handwerkliche Machart, die ganz ohne am Computer erzeugte Tricks auskommt.

Rhea M … Es begann ohne Warnung

Ein weiterer Pluspunkt ist der originelle “Schurke“ des Films, der LKW einer Spielwarenhandlung mit dem grünen Gesicht von Spider-Mans Gegner Green Goblin. Mit der Wiederentdeckung dieses markanten Kultobjekts beschäftigt sich eine in diesem Mediabook enthaltene Doku. Zu Wort kommen auch sehr ausführlich Darsteller wie Yeardley Smith, die es nach Rhea M als Synchronsprecherin von Lisa Simpson zu einigem Ruhm gebracht hat oder der Makeup-Artist Dean Gates.

Rhea M … Es begann ohne Warnung

Alle Interviewpartner loben die gute Atmosphäre am Set, obwohl Produzent Dino de Laurentiis eine großteils nur italienisch sprechende Crew angeheuert hat. Das hervorragend zusammengestellte Bonusmaterial enthält auch noch ein Audiointerview mit Stephen King und eine interessante Doku über den Drehort Wilmington in North Carolina, der einst eine vitale Filmindustrie beherbergte. Dort entstanden kurz vor Rhea M auch die Stephen-King-Filme Der Feuerteufel, Werwolf von Tarker Mills und Katzenauge.

Rhea M … Es begann ohne Warnung
Mediabook A

Das Mediabook von Koch Media präsentiert den jetzt ab 16 Jahren freigegebenen Film auf Blu-ray (98:08 min) und DVD (94:07 min, meine alte Kinowelt mit FSK 18 hat eine Länge von 93:39 min). Hinzu kommt interessantes Bonusmaterial. Zum Hauptfilm gibt es zwei interessante Audiokommentare (leider ohne deutsche Untertitel): Einmal von den King-Experten Michael Felsher und Tony Magistrale, sowie vom Darsteller Jonah Ray und Blumhouse-Produzent Ryan Turek. Hinzu kommen noch der deutsche Trailer (2:37 min), der von Stephen King anmoderierte US-Trailer (2:01 min), US-TV-Spots (1:03 min) und eine Galerie mit 41 Aushangfotos. Plakaten usw.

Mediabook A
Stephen Kings Rhea M… Es begann ohne Warnung

Auf einer zweiten Blu-ray gibt es noch dieses Bonusmaterial: Audiointerview von Regisseur Mick Garris (“The Stand“) bei seinem Podcast “Post Mortem“ mit Stephen King (15:03 min, wie alle Extras wahlweise mit deutschen Untertitel); Interviews mit Produzentin Martha de Laurentiis (15:39 min); Darstellerin Laura Harrington (9:56 min); den Darstellern John Short und Yeardley Smith (18:18 min); Darsteller Holter Graham (17:09 min) und mit Makeup-Artist Dean Gates (16:32 min); Featurette „Der Wilmington Faktor“ über die Filmtechniker (29:32 min); Featurette über AC/DC (6:32 min); Featurette über das „Goblin Projekt“ (9:48 min); Hinter den Kulissen (8:43 min); Bildergalerie mit seltenem Werbematerial und ein 20-seitiges Booklet mit einem Text von Uwe Anton (“Wer fürchtet sich vor Stephen King“)

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TITANIC – Das endgültige Titel-Buch

2019 wurde im Caricatura Museum Frankfurt eine beeindruckende Ausstellung gezeigt. Hier wurden die Cover des Satiremagazins TITANIC gefeiert, die Monat für Monat immer wieder für einen Aufreger gut sind.

TITANIC - Das endgültige Titel-Buch

Zu sehen waren jene geschmacklosen Titelbilder, die Zonen-Gabi im Glück, immer wieder den Papst in zweifelhaften Situationen, erstaunlich oft Adolf Hitler, aber auch Kanzler Kohl als Birne oder – kurz nach dem Selbstmord von Uwe Barschel – Björn Engholm in der Badewanne zeigen.

TITANIC - Das endgültige Titel-Buch

Mehr als ein Nebenprodukt zur Ausstellung ist der voluminöse im Kunstmann Verlag erschienene gebundene 400-seitige Katalog, der sich nicht darauf beschränkt alle Titelbilder von November 1979 (“Die einzige Ausgabe, bei der keiner meinte, TITANIC war früher besser.“) bis Juli 2019 (“Habeck legt sich fest: Ich bumse auch im Kanzleramt“).

TITANIC - Das endgültige Titel-Buch

Hilke Raddatz, von der die die immer treffenden Karikaturen zur Rubrik “Briefe an die Leser“ stammen und die als einzige Künstlerin in jeder TITANIC-Ausgabe dabei war, hat eigens für Ausstellung und Katalog in ihrem unverwechselbaren Stil zu jedem Jahrzehnt ein Panorama-Bild zu Papier gebracht.

TITANIC - Das endgültige Titel-Buch

Otto Waalkes hat sein aus Fotos bestehendes Titelbild “Jugend ’83“ vom Juli 1983 mit der neuen Collage “Alter 2019“ fortgesetzt. Ebenso witzig wie aufschlussreich sind pointierte Textbeiträge, die z. B. erzählen, wie stolz der damals noch als Ministerpräsident von Niedersachsen tätige Gerhard Schröder war, als er im April 1996 auf einem TITANIC-Titelbild zu sehen war und vergeblich versuchte ein Freiexemplar oder gar ein Poster des Covers abzugreifen.

TITANIC - Das endgültige Titel-Buch

Witzig sind auch Dokumente, die belegen, dass in der TITANIC-Redaktion heftig um die Inhalte gerungen wird. So beschwerte sich Ex-Chefredakteur Oliver Maria Schmitt 2001 bei den “lieben Kollegen“ über ein rätselhaftes Titelbild und fragte “Wo ist der Witz?“

TITANIC - Das endgültige Titel-Buch

Auch Humor liegt im Auge des Betrachters und jede Ausgabe von TITANIC mag für sich ein “endgültiges Satiremagazin“ sein, doch die “Titelausstellung“ in Frankfurt ist nicht “endgültig“, denn die Verarsche geht zum Glück im Monatstakt weiter!

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Ich war noch niemals in New York

Nachdem das ABBA-Musical Mamma Mia! sehr erfolgreich lief, war es nicht allzu abwegig danach etwas Ähnliches mit den Songs von Udo Jürgens zu versuchen, denn dessen Fundus an unvergesslichen Hits reicht fast an die Bestände des Schweden-Quartetts heran. Die zugehörige Story für das 2007 gestartete Bühnen-Musical Ich war noch niemals in New York schrieb (nach einer Idee von Hera Lind) Gabriel Barylli (Butterbrot).

Ich war noch niemals in New York

Für die Verfilmung verfasste Philipp Stölzl (Nordwand) ein nahezu komplett neues Drehbuch. Doch auch seine Geschichte ist hart dran an der Musical-Zielgruppe und bedient sowohl Senioren als auch Yuppies, Freaks und Schwule. Es geht hauptsächlich um die amourösen Abenteuer eines Mutter-Tochter-Gespanns. Während Fernsehmoderatorin Lisa Wartberg (Heike Makatsch) sich Sorgen um ihre Karriere macht, verliert ihre vereinsamte Mutter Marie (immer sehenswert: Katharina Thalbach) nach einem Sturz in ihrer Wohnung das Gedächtnis.

Ich war noch niemals in New York

Nach allerlei etwas holperig erzählten Verwicklungen landet das Duo schließlich auf dem nach New York fahrenden Kreuzfahrschiff Maximiliane (der Schiffsname lässt sich übrigens gut zu Aber bitte mit Sahne! singen). Dort lernen Lisa und Maria zwei von Moritz Bleibtreu und Uwe Ochsenknecht verkörperte Herren kennen. Ob das wohl gut geht…

Ich war noch niemals in New York

Zugegeben, sonderlich originell ist das vielleicht nicht, aber umständlicher konstruiert als diese Drei-Väter-Chose bei Mamma Mia! auch nicht. Damit das Ganze nicht zu sehr an das ZDF Traumschiff erinnert und da Kreuzfahrten schlecht fürs Karma sind, wird der ganze Film in bonbonfarbenen kitschigen Bildern erzählt, die gewöhnungsbedürftig sind.

Ich war noch niemals in New York

Die Udo-Jürgens-Songs wurden textlich gelegentlich etwas umgebastelt und halbwegs sinnvoll rund um die Handlung drapiert. Griechischer Wein, Siebzehn Jahr, blondes Haar aber auch Vielen Dank für die Blumen oder besonders schön Alles was gut tut alle Hits finden ihren Platz und es dürfte schwer werden noch ein weiteres Musical mit Songs von Jürgens auszustatten.

Ich war noch niemals in New York

Während sich Moritz Bleibtreu gesanglich etwas schwer tut, wirkt Uwe Ochsenknecht schon fast wie eine Inkarnation von Udo Jürgens. Wer anfällig ist für Musicals, der dürfte am Ende des Films durchaus glauben, dass “immer, immer wieder die Sonne aufgeht.“

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Jerks.

Die beiden spätestens durch ihre Tatort-Auftritte zu einiger Prominenz gekommenen Schauspieler Christian Ulmen (Macho Man) und Fahri Yardım (Irre sind männlich) agieren in Jerks. ohne Pseudonym und ohne Rücksicht auf Verluste als Karikaturen ihrer selbst. Sie spielen die halbwegs populären und einigermaßen beliebten Darsteller Christian Ulmen und Fahri Yardım, die recht pompös in den Wohlstandsgebieten von Potsdam leben sich dort nach Kräften lächerlich machen.

Wenn in den einzelnen Episoden im Laufe von knapp 20 Minuten die nah an der Wirklichkeit konstruierten Peinlichkeiten schließlich erstaunlich heftig eskalieren, fühlt sich der Betrachter wie jemand, der nicht aufhören kann, auf einen Autounfall oder Aufnahmen von Naturkatastrophen zu glotzen. Wie die Faust aufs Auge passt dazu, der lässig dahingetrommelte Soundtrack von Tobias Jundt (Birdman lässt grüssen).

Christian Ulmen fungiert bei diesem Serien-Experiment souverän – aber möglicherweise auch mit einer gesunden Prise Selbsthass – als Regisseur und Schnittmeister. Nach 52 Folgen fand die Serie (Vorsicht Spoiler!) einen erstaunlich versöhnlichen Abschluß. Doch auch in der fünften und letzten Staffel trat das Duo zuvor noch in unzählige Fettnäpfchen. Zudem gab es Rückblenden in die Jugendzeit von Christian und Fahri, die zu erklären versuchen, woher sie ihre Macken haben.

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Der Fall Collini

Elyas M’Barek verdankte seinen Starruhm bisher hauptsächlich Komödien wie Willkommen bei den Hartmanns oder der Fack ju Göhte-Trilogie. Bei dem Versuch sich auch in dramatischen Rollen zu bewähren, hat er ein gutes Händchen bewiesen. Der dem Film zugrunde liegende Roman Der Fall Collini von Ferdinand von Schirach (Terror) ist spannend wie ein Gerichtsthriller von John Grisham, widmet sich zugleich aber auch einem in Vergessenheit geratenen Justizskandale der deutschen Nachkriegsgeschichte.

Der Fall Collini

M’Barek spielt den frischgebackenen Anwalt Caspar Leinen, der in seinem ersten Fall den Mörder des Großindustriellen Hans Meyer (Manfred Zapatka) verteidigen soll. Leinen ist nicht wohl dabei, denn Meyer war wie ein Ersatzvater für ihn. Dass der Angeklagte Fabrizio Collini (Franco Nero) sich über seine Motive ausschweigt, macht die Sache auch nicht einfach. Doch Leinen findet schließlich das Motiv für die Tat, das zurückführt in die Zeit des Zweiten Weltkriegs…

Der Fall Collini

M’Barek hatte auch Glück mit der Besetzung des Films. Heiner Lauterbach ist als von sich selbst mehr als überzeugter Anwalt der Gegenseite so gut wie schon lange nicht mehr und mit “Django“ Franco Nero, der in den 70er-Jahren auch einige bemerkenswerte Polit-Thriller drehte, wurde eine Traumbesetzung für den schweigsamen Täter Collini gefunden. Regisseur Marco Kreuzpaintner (Krabat) findet für den Film die im deutschen Kino selten funktionierende Balance aus Leichtigkeit bei den pointierten Dialogen und seriösem Ernst, dort wo es angebracht ist.

Der Fall Collini

Die DVD von Constantin Film enthält neben dem 118-minütigen Hauptfilm noch ein kurzes aber aussagekräftiges Making of (3:35 min), Interviews (insgesamt 24:54 min) und den deutschen Kinotrailer (1:57 min)

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