Barry Windsor-Smith: Monster

Aus dem, was einst als Hulk-Story geplant war, ist ein gewaltiges Monster geworden. Mehr als drei Jahrzehnte hat der schon lange nicht mehr für Superhelden-Verlage tätige Brite Barry Windsor-Smith (Conan, Weapon X) an seiner 360-seitigen Graphic Novel gearbeitet. Speziell den letzten etwa hingehauen wirkenden Seiten ist anzumerken, dass Windsor-Smith Monster endlich fertigstellen wollte.

Doch das ist Jammern auf hohem Niveau. In wuchtiger Schwarzweiß-Grafik setzt Windsor-Smith eine Verfolgungsjagd in Szene, die bei jedem Action-Blockbuster mithalten kann. Auch mit der Darstellung von blutigen Gewalttätigkeiten wird nicht eben sparsam umgegangen, und wegen der virtuosen Darstellung von schrecklichen Ereignissen mag der Leser auf mancher Seite nicht allzu lange verweilen.

Doch das Monster von einem Buch hat auch ein Herz. So wird im Mittelteil in sorgsamer Inszenierung und mit glaubhaften Dialogen die bittersüße Love Story zwischen dem Geheimdienstler Jack Powell und Janet Bailey erzählt. Janet hatte sehr lange auf ihren Ehemann Tom gewartet, der erst 1949 aus dem Zweiten Weltkrieg zurückkehrte.

Tom erlebte in Deutschland schreckliche Dinge und war nicht mehr der freundliche Mann, den Janet geheiratet hatte. Nach seiner Rückkehr trank er und verprügelte seine Ehefrau und den kleinen Sohn Bobby. In zu Herzen gehenden Tagebuch-Eintragungen lässt Windsor-Smith Janet erzählen, wie ihr einstiges Familienidyll im hübschen Häuschen immer mehr zur Horrorshow wird und wie stark sie sich zu Jack hingezogen fühlt.

Monster ist geschickt verschachtelt erzählt. Geschildert werden Ereignisse, die sich zwischen 1945 und 1965 abspielen. Diese gipfeln darin, dass der zum Vollwaisen gewordene Bobby Bailey in einem geheimen Labor der US-Army landet und dort in ein gewaltiges Monster verwandelt wird.

Wer sich auf Monster einlässt, wird emotional so stark gefesselt, wie in kaum einem anderen Comic, Film oder Roman.

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