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Azzarello / Risso: Moonshine

Der US-Autor Brian Azzarello und der Argentinier Eduardo Risso gelten seit ihrer Comic-Serie 100 Bullets und diversen Batman-Comics, wie Kaputte Stadt, als Dreamteam. Doch im Laufe der Zeit entstand immer mehr der Eindruck, dass Azzarellos nicht unclever mit Genre-Versatzstücken jonglierenden Geschichten erst durch Rissos beindruckendes Artwork frisch und originell wirken.

Azzarello / Risso: Moonshine

Auch die Grundidee zu Moonshine ist nicht ohne. Eine Inspirationsquelle könnte das blutrünstige Prohibitions-Drama Lawless – Die Gesetzlosen mit Tom Hardy gewesen sein. Auch Azzarello lässt seine kleinen und sich für groß haltenden Gangster Anno 1920 irgendwo im Hinterland von Virginia aufeinander los. Der von Schwarzbrennern fabrizierte, oft über 80-prozentige, Fusel wird auch Moonshine genannt. Daher lag es recht nahe die Story durch Versatzstücke des Werwolf-Mythos aufzupeppen. Doch vor Azzarello ist bisher noch niemandauf diese Idee gekommen.

Azzarello / Risso: Moonshine

Hauptfigur ist der zur Bande des New Yorker Paten Joe Masseria gehörende Kleinganove Lou Pirlo, der nach Spine Ridge in West Virginia geschickt wird, um einem gewissen Hiram Holt ein Angebot zu machen, dass dieser nicht ablehnen kann. Holt brennt irgendwo in den Appalachen einen sagenhaften Fusel und Masseria möchte diesen exklusiv beziehen…

Azzarello / Risso: Moonshine

Doch Holt ist vom Angebot keineswegs beeindruckt und Pirlo gerät zwischen die Fronten von Regierungsagenten, gewaltbereiten Hinterwäldlern, seiner eigenen Gang und plötzlich auftauchenden Werwölfen. Das bunte Chaos wird immer wieder ausgebremst durch clever gemeinte Dialoge oder nicht unbedingt erforderliche innere Monologe.

Azzarello / Risso: Moonshine

Doch Brian Azzarellos ebenfalls die Geschichte verzögernden Rückblenden geben Eduardo Risso die Möglichkeit – genau wie im von Paul Dini geschriebenen biografischen Comic Dark Night – Eine wahre Batman-Geschichte – in zwei unterschiedlichen Stilen zu arbeiten. Die Haupthandlung setzt er knallhart mit vielen Schwarzflächen und monochromen Farben in Szene, während er bei den Rückblenden mit sanften Konturen und plastischer Kolorierung arbeitet.

Azzarello / Risso: Moonshine
Variant-Cover von Frank Miller

Dank Rissos meisterlichem Artwork sollte sich kein Comic-Freund Moonshine entgehen lassen. Cross Cult veröffentlicht die Serie in Hardcover-Bänden, die jeweils sechs US-Hefte enthalten. Im ersten Band kommen die Variant-Cover von prominenten Zeichnern wie Frank Miller oder Jock leider nur recht klein zum Abdruck.

Azzarello / Risso: Moonshine
Variant-Cover von Gabriel Bá

Doch in Band 2 sind die alternativen Titelbilder von Künstlern wie dem Brazilianer Gabriel Bá (The Umbrella Academy) oder dessen Zwillingsbruder Fábio Moon in voller Größe zu bestaunen.

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Dr. Jekyll und Mr. Hyde (1920)

1920 drehte Nosferatu-Regisseur Friedrich Wilhelm Murnau unter dem Titel Der Januskopf eine recht freie Verfilmung von Robert Louis Stevensons Erzählung Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Im selben Jahr entstand auch die erste wirklich bemerkenswerte Verfilmung des Stoffes. Hauptdarsteller war John Barrymore, ein Vorfahre von Drew.

Dr. Jekyll und Mr. Hyde (1920)

Es wurde immer wieder behauptet Barrymore spiele den bösen Hyde, in den sich der gute Jekyll verwandelt, ohne jegliches Make-up. Doch im Film schüttelt der gute Barrymore bei der Verwandlung zunächst in der Totalen ganz heftig seine Haare, zuckt recht anmutig mit dem ganzen Körper und zieht dabei auch noch Fratzen. Anschließend gibt es eine Großaufnahme von Barrymores eher lächerlich auf länglichen geschminkten Schädel. Dann noch eine simple Überblendung von einer ganz normalen Hand auf eine Klaue mit ganz langen Fingern, und ab geht’s ins Londoner Nachtleben.

Dr. Jekyll und Mr. Hyde (1920)

Bemerkenswert ist jedoch, dass Hyde von Barrymore nicht (was ja naheliegend wäre) als Affenmensch oder Werwolf angelegt wird, sondern eher wie ein klebriges Insekt wirkt. So gibt es auch eine halbwegs beeindruckende Einstellung, in der (per Doppelbelichtung) eine Riesenspinne über Jekyll Bett kriecht und dieser sich anschließend in Hyde verwandelt.

Dr. Jekyll und Mr. Hyde (1920)

Von der Gestaltung des Drehbuches ist diese frühe Verfilmung durchaus wegweisend und beeinflusste die Tonfilmversionen von 1932 und 1941 mit Fredric March bzw. Spencer Tracy. Am Anfang des Filmes befindet sich Jekyll auf einem Club-Abend. Nachdem die Damen gegangen sind, wird er von einer Altherren-Runde zunächst auf dumme Gedanken über das Gute und das Böse im Menschen gebracht und anschließend auch noch in einen Nachtklub geschleppt. Unmittelbar danach beginnt er mit seinen Experimenten.

Dr. Jekyll und Mr. Hyde (1920)

Auch die „gute“ und die „verruchte“ Frau gibt es in diesem Film zum ersten Mal zu bewundern. Da wäre zum einen die etwas langweilige Millicent (Martha Mansfield), die Henry Jekyll auf ihre schüchterne Weise liebt, und dann haben wir noch die temperamentvolle Nachtclubtänzerin Gina (Nita Naldi), an die sich Jekyll erst nach der Verwandlung herantraut.

Dr. Jekyll und Mr. Hyde (1920)

Eine DVD von Voulez Vous Film präsentiert eine teilweise eingefärbte (blau bei nächtlichen Außenaufnahmen, gelblich bei Innenaufnahmen) Version des Filmes in recht guter Bildqualität. Das Format ist 16 : 9 wofür die Einstellungen oben und unten abgeschnitten wurden. Zu sehen sind englische Untertitel (wahlweise deutsch untertitelt) und zu hören gibt es eine halbwegs passende Orgelmusik. Nicht als Extra aufgeführt sind die letzten 5 Minuten des Hauptfilm-Streams, die zunächst einige erklärende Texttafeln enthalten und dann die nur knapp 2 Minuten lange erste US-Verfilmung von Dr. Jekyll and Mr. Hyde aus dem Jahre 1912 mit James Cruze enthalten.

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