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In 80 Tagen um die Welt (2021)

Basierend auf Jules Vernes wohl besten Roman entstand 1956 eine Verfilmung  mit David Niven. 30 Jahre später überzeugte Pierce Brosnan als weltreisender britischer Gentleman Phileas Fogg. Foggs französischer Diener Passepartout wurde von Eric Idle gespielt, dessen Monty-Python Kollege Michael Palin 1988 ebenfalls in 80 Tagen um die Welt reiste, dies allerdings wirklich im Rahmen einer BBC-Doku. 2004 wurde Phileas Fogg von Steve Coogan aus Stan & Ollie verkörpert, stand jedoch im Schatten von Jackie Chan, der Passepartout mit großem Körpereinsatz spielte.

In 80 Tagen um die Welt (2021)

Bei soviel Versionen stellt sich die Frage, ob eine Neuverfilmung dem 1873 erschienen Roman noch neue Aspekte abtrotzen kann. Doch einer TV-Serie, die als deutsch-französisch-italienische Co-Produktion hauptsächlich in Südafrika entstanden ist, gelingt genau dies. David Tennant, der 10. Doctor Who, ist als Phileas Fogg anfangs gewöhnungsbedürftig, denn er tritt seine Weltreise sehr unsicher und zögerlich an. Doch im Laufe der acht Episoden werden die Gründe für Foggs Selbstzweifel sehr plausibel erklärt.

In 80 Tagen um die Welt (2021)

Die Geschichte spielt zwar weiterhin am Ende des vorletzten Jahrhunderts, doch Foggs Reisebegleiter wirken alles andere als gestrig. Passepartout (Ibrahim Koma) ist zwar weiterhin Franzose, diesmal allerdings People of Colour. Anstelle des Detektivs Fix und der Prinzessin Aouda, die Fogg bei Verne in Indien davor rettet, als Witwe verbrannt zu werden, ist Abigail Fix (Leonie Benesch) von Anfang an bei der Umrundung der Erde dabei. Die junge Dame ist Journalistin, fühlt sich zu Passepartout hingezogen und analysiert in einem ihrer Artikel – sehr zum Ärger von Fogg – äußerst treffend dessen Innenleben.

In 80 Tagen um die Welt (2021)

Durch dieses interessant zusammengesetzte Personal können in die spannende Geschichte Themen wie Rassismus, Gleichberechtigung und Kolonialismus eingearbeitet werden. Für die liebevoll ausgestattete Serie spricht auch die interessante Struktur, die ermöglich aus jede der acht Episoden einen kleinen in sich abgeschlossenen Spielfilm  – mal Romanze, mal Krimi, mal Western – zu machen.

In 80 Tagen um die Welt (2021)

Es überrascht ein wenig, dass eine zweite Staffel von In 80 Tagen um die Welt bereits beschlossene Sache ist, obwohl die Romanvorlage komplett verfilmt wurde. Doch am Ende der letzten Episode zeigt sich Fogg fasziniert von Zeitungsberichten über ein gewaltiges Ungeheuer, das die Weltmeere unsicher macht. Der Weltreisende steht kurz davor zu einer zweiten Expedition aufzubrechen, die ihn 20.000 Meilen unter die Meere führen könnte…

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Deutsche Comicforschung 2021

Auch der 17. Band der seit 2005 alljährlich erscheinenden Reihe Deutsche Comicforschung bietet wieder die gewohnte Qualität. Zehn chronologisch angeordnete Artikel laden ein, zu einer reich bebilderten Zeitreise durch sechs Jahrhunderte deutsche Comicgeschichte.

Deutsche Comicforschung 2021

Im ersten Beitrag beschreibt Herausgeber Eckart Sackmann den Anfang des 15. Jahrhundert entstandenen Schneiderbalken im Kölner Dom, der die Basis von 5 Kerzenständern ist. Auf dem Balken befindet sich ein langes Gemälde, das in elf in einander übergehenden Bildern die Passionsgeschichte Christi erzählt und durchaus als Comic ohne Sprechblasen gedeutet werden kann.

Deutsche Comicforschung 2021

Unter dem Motto “Zwischen Mythos und Vergessen“ beschäftigt sich Tomas Prokupek sehr ausführlich mit dem böhmischen Multitalent Karel Václav Klíč. Dieser arbeitete im 18. Jahrhundert nicht nur daran, die Drucktechnik zu optimieren, sondern zeichnete auch politische Karikaturen und Bildgeschichten.

Deutsche Comicforschung 2021

Abgesehen vom letzten Beitrag “Emanzipation und Berufung“ über Comiczeichnerinnen, beschäftigen sich die restlichen sieben Artikel mit Comic-Aktivitäten aus dem letzten Jahrhundert.. Dabei geht es um die bunten “Wichtel-Welten“ von Fritz Baumgarten, einen die Kolonialpolitik anprangernden Bildroman von Adolf Uzarski, den österreichischen Zeitungscomic Herr Adabei, den ab 1937 in der Romanzeitschrift Blütenregen veröffentlichten Strip Onkel Tapps auf der Weltreise und die Automobil-Comics von Jonny Reinisch.

Deutsche Comicforschung 2021

Bemerkenswert ist auch Sackmanns akribische Rekonstruktion der Entstehungs- und Publikationsgeschichte des Sachbuchs Comics. Anatomie eines Massenmediums, das in zahlreichen verschiedenen Editionen und in hohen Auflagen auch im Ausland erschienen ist. Nicht zu Unrecht wird hier bemängelt, dass sich Reinhold Reitberger und Wolfgang J. Fuchs stark auf die USA konzentrierten und die Entwicklung der Comics in Europa vernachlässigten.

Deutsche Comicforschung 2021

Sehr gelungen ist auch der Beitrag von Andreas Dierks, der sich mit den Comics von Bernd Pfarr (Sondermann) beschäftigt. Obwohl dieser in seinem viel zu kurzen Leben über 700 Comicseiten gezeichnet hat, ist er heute fast ausschließlich für seine schrägen Cartoons und Gemälde bekannt.

Deutsche Comicforschung 2021

Einmal mehr gelang es dem Team von Sackmann zu belegen, wie vielfältig die deutsche Comiclandschaft war und ist.