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Reinhard Kleist: Starman – David Bowie’s Ziggy Stardust Years

Nach seinen biografischen Comics zu Johnny Cash, Elvis Presley und Nick Cave hat sich Reinhard Kleist einen weiteren Musiker vorgenommen. Bereits vor eineinhalb Jahren erschien bei Cross Cult unter dem Titel Sternenstaub, Strahlenkanonen und Tagträume ein Comic, der sich mit jener Zeit in den frühen 70er-Jahren beschäftigt, als David Bowie in der schillernden Rolle von Ziggy Stardust der große Durchbruch gelang.

Reinhard Kleist: Starman - David Bowie's Ziggy Stardust Years

Der detailfreudig von Mike Allred (Madman) in Szene gesetzte Comic konzentriert darauf, jeden Prominenten vorzustellen, den Bowie seinerzeit traf. Auch Kleist gelingen gut erkennbare Portraits von Andy Warhol, Lou Reed oder Iggy Pop, stärker aber noch ist er aber am Menschen David Bowie interessiert.

Reinhard Kleist: Starman - David Bowie's Ziggy Stardust Years
Cover der Luxusausgabe

Eins die zentralen Themen von Kleists Comic ist dessen Beziehung zu seinem lebenslustigen Bruder Terry, der den halbwüchsigen Bowie nach London zu Jazz-Konzerten mitnahm und immer wieder ermutigte seinen eigenen Weg zu gehen. Als David Bowie erfolgreicher wurde, ließ Terrys geistige Gesundheit zunehmend nach und der aufstrebende Star fand nur noch selten Zeit, sich um seinen Bruder zu kümmern.

Reinhard Kleist: Starman - David Bowie's Ziggy Stardust Years

Nachdem er zuvor meist in Schwarzweiß arbeitete, setzte Kleist diesmal sehr stark auf eine passende Kolorierung. Bei der Schilderung der frühen Erlebnisse Bowies kommen nur bräunlich-graue Schmuckfarben zum Einsatz, doch bei der Visualisierung der Texte von Songs wie Five Years oder Major Tom lässt es Kleist so richtig grell krachen. Dabei wird er kongenial unterstützt von Thomas Gilke.

Reinhard Kleist: Starman - David Bowie's Ziggy Stardust Years

Auch die mitreißend eingefangenen Live-Auftritte von Bowie in krassen Kostümen bekommen durch Gilkes kontrastreiche Farbgebung einen gewaltigen Drive.

Reinhard Kleist: Starman - David Bowie's Ziggy Stardust Years

Erwartungsgemäß endet der Comic mit jenem Konzert im Londoner Hammersmith Odeon, auf dem sich Bowie 1973 auch zur Überraschung seiner Spiders-from-Mars-Band von der ihm immer unheimlicher werdenden Kunstfigur Ziggy Stardust verabschiedete.

Reinhard Kleist: Starman - David Bowie's Ziggy Stardust Years
Aus „Berliner Mythen“

Eine kleine Überraschung hingegen ist die Ankündigung am Ende des Albums, die mitteilt, dass sich Kleist in der Fortsetzung LOW mit David Bowie’s Berlin Years beschäftigen wird. Einen Vorgeschmack darauf bietet eine entsprechende Episode aus Kleists Sammelband Berliner Mythen.

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Basquiat

Auf der Liste der teuersten Gemälde der Malerei, die offiziell mit Kaufvertrag verkauft wurden, steht aktuell auf Platz 12 ein Bild ohne Titel aus dem Jahr 1982, das am 18. Mai 2017 der japanische Milliardär Yusaku Maezawa bei Sotheby’s in New York kaufte. Der Name des Künstlers: Jean-Michel Basquiat. Seine Bilder spielen auf dem Kunstmarkt also eine wichtige Rolle.

Basquiat

Jean-Michel Basquiat wurde am 22. Dezember 1960 in New York City als zweiter Sohn von Matilda Basquiat, deren Familie aus Puerto Rico stammte, und Gerard Basquiat, der in den fünfziger Jahren Haiti verlassen hatte, geboren. Er war der erste afroamerikanische Künstler, der in der hauptsächlich weißen Kunstwelt den Durchbruch schaffte. Er starb am 12. August 1988 im Alter von 27 an einer Überdosis Heroin in New York. Seine Einordnung und sein Stellenwert sind bis heute schwierig und die Kritik über ihn reicht von „Basquiats Bedeutung ist so gering, dass sie praktisch null sei“ bis hin zu der Einschätzung, dass er die Kunst revolutionierte und eine neue Sicht auf Bilder, Zeichen und Kreativität ermöglichte.

Basquiat

Der in Münster geborene Julian Voloj ist ein sehr vielseitiger Comic-Autor. Claudia Ahlering illustrierte seine Geschichte Ghetto Brother: Bronx, NY (avant) und seine Adaption von Annette von Droste-Hülshoffs Erzählung Die Judenbuche (Knesebeck). Carlsen veröffentlichte seinen vom Australier Thomas Campi gezeichneter Comic Joe Shuster – Der Vater der Superhelden und die vom Polen Marcin Podolec in Szene gesetzte Biografie Ein Leben für den Fußball über Deutschlands ersten Profi-Kicker Oskar Rohr.

Basquiat

Voloj lebt seit 2002 in New York, genauer gesagt in Brooklyn, wo das Leben von Basquiat anfing und endete. Hier kam Voloj mit dem spannenden Werk des Künstlers näher in Berührung und ließ ihn nicht mehr los. Seine Biografie über Basquiat gibt einen ersten kurzen Abriss einiger Stationen wieder. In einem extremen Galopp kann miterlebt werden, wie Basquiat mit seinen SAMO-Graffitis in die New Yorker Kunstszene drängte, wie er noch rasanter porträtierte als Andy Warhol und sich dabei ganz selbstbewusst neben den Pop-Art-Meister platzierte. Klar, ist es nicht einfach, auf nur 136 Seiten  Basquiats Leben annähernd gerecht zu werden. Daher finden wichtige Ereignisse keine Erwähnung (documenta 7, 19. Juni bis 28. September 1982; seine Arbeit mit Joseph Beuys).

Basquiat

Der Autor nähert sich mehr poetisch und in kleinen Versatzstücken dem komplizierten Phänomen, was durchaus Charme hat. Nach dem Lesen des Comics könnte der Eindruck entstehen, Basquiats Leben bestand nur aus Arbeiten, das Einnehmen aller Arten von Drogen und das Gequält sein von Inneren Dämonen, die ihn unablässig begleiteten; er scherte sich einen Dreck um sein Umfeld und sich selbst und er war sexuell extrem aktiv, In seiner kurzen Karriere produzierte Basquiat rund 1500 Zeichnungen sowie rund 600 Gemälde und viele Skulpturen. Basquiat zeichnete ständig und benutzte oft Objekte um sich herum als Oberflächen, wenn Papier nicht sofort zur Hand war.

Basquiat

Zu den bekanntesten Sammlern seiner Werke gehören neben „professionellen“ Kunst-Mäzenen auch David Bowie, Johnny Depp, Dave Stewart, Dennis Hopper, John McEnroe,   Leonardo DiCaprio oder Madonna mit der Basquiat ein Verhältnis hatte. Ein Anhang mit Biografien von Basquiat-Weggefährten wie Keith Haring, Debbie Harry oder den Talking Heads vertiefen  die Lektüre des Comics.  Hilfreich ist auch das Nachwort von Voloj, in dem er u.a. erklärt, welch aktuelle politische Brisanz Basquiat hat und darlegt, was er im Comic-Teil aussagen wollte.

Basquiat

Das Artwork des Dänen Søren Glosimodt Mosdal ist bunt und wild. Zusammen mit dem Text eine gelungene Symbiose für solch ein spannendes Leben eines Ausnahmekünstlers. Die englische Ausgabe von Basquiat wurde 2019 vom renommierten The Comics Beat sowohl zu einem der besten Comics des Jahres als auch zu einem der 100 besten Comics des letzten Jahrzehnts ernannt.

Norbert Elbers

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Men in Black

MIB war 1997 der absolute Kassenknüller. Dank eines originellen Trailers (Will Smith und Tommy Lee Jones ziehen ihr Blues-Brothers-Outfit, inklusive schwarzer Unterhosen, an und gehen seelenruhig mit dicken Wummen auf Alien-Hatz) konnten der Film und sein zugehöriger Soundtrack in die vordersten Chartpositionen gepusht werden.

Men in Black

Nun war zu vermuten, dass sich hinter diesem cleveren Marketing-Konzept ein ziemlich mickriger, notdürftig und hastig zusammengestoppelter Film verstecken würde. Doch aus einer Comic-Serie entsprungenen Men in Black schlagen sich mehr als wacker und brauchen eine ganze Weile bis ihnen, beim unerwartet schlappen Finale, schließlich doch noch die Luft ausgeht.

Men in Black

Zuvor erzählt uns Regisseur Barry Sonnenfeld, der nach seinem unverdient hochgelobten Schnappt Shorty wieder – wie zuvor bei seinen Filmen mit der Addams Family – wieder Vollgas gibt. Absolut plausibel und nachvollziehbar wird von zahlreichen außerirdischen Emigranten erzählt, die New York ganz unauffällig bevölkern. Die unscheinbaren schwarzen Männern achten darauf, dass dich die ETs an die Spielregeln halten.

Men in Black

Der von Steven Spielberg produzierte Film, der niemals direkt zugibt eine Komödie zu sein, ist mindestens so komisch wie Ghostbusters, funktioniert aber auch als halbwegs ernsthafter Buddy-Krimi mit Tommy Lee Jones (trocken und verantwortungsbewusst) und Will Smith (noch nicht ganz trocken und risikofreudig) als ungleiche Partner, die sich aneinander gewöhnen müssen.

Men in Black

Nachdem MIB weltweit fast 600 Millionen Dollar einspielte, war die Fortsetzung eigentlich eine reine Formsache. Zwar ist im Vorspann zu lesen, dass auch der zweite Film „nach dem Malibu-Comic von Lowell Cunningham“ entstand, doch eigentlich speist sich „Men in Black“ eher aus den allgemeinen Mythen rund um die Ufo-Sichtungen. So wollen sehr viele Augenzeugen in den USA nicht nur allerlei unmöglichen Dinge gesehen haben, sondern auch immer wieder diese mysteriösen Männer in ihren schwarzen Anzügen. Hierbei soll es sich um Mitarbeiter einer geheimen Regierungsbehörde handeln, die immer alle Spuren beseitigen und daher unverzichtbare Zutaten für sehr viele Verschwörungstheorien sind.

Men in Black

Die Schöpfer des ersten MIB-Filmes hatten dann auch noch die ziemlich geniale Idee, aus New York City ein Asyl für Aliens zu machen, weil diese dort ja am wenigsten auffallen. Dieser nicht so weit von der Realität entfernte Einfall, das Zusammenspiel zwischen dem coolen Tommy Lee Jones als Agent K und dem plappermäuligen Will Smith als Agent J, Barry Sonnenfelds sehr eigener visueller Stil, sowie ein ganzes Bataillon cooler Aliens machte MIB zu einem einzigen Vergnügen. Doch viele tolle Dinge sind beim zweiten Mal schon sehr viel weniger toll. Das gilt leider auch für MIB 2 oder MIIB wie auf manchem Plakat zu lesen ist. Meistens wiederholt der zweite Teil nur jene Situationen, die im Vorläufer so erfrischend wirkten.

Men in Black
Wir erinnern uns, am Ende von MIB hatte Agent Jay seinen Kollegen Kay in den verdienten Ruhestand geschickt und ihn mittels dieses blitzenden Stabes alles vergessen lassen. In „MIIB“ arbeitet Agent Kay jetzt seltsamerweise bei der Post, was ja nicht wirklich ein toller Ruhestand für einen verdienten Weltenretter ist. Dann kommt auch noch heraus, dass alle seine Kollegen auf dem Provinz-Postamt Aliens sind, was zwar visuell ein bisschen was hermacht, aber völlig sinnlos ist. Tja, und so schleppt sich MIIB von pseudo-originellem Höhepunkt zu pseudo-lustigem Einfall über die eigentlich eher kurze Laufzeit und endet schließlich in einem Finale, das wahrscheinlich auch nicht gelungener gewesen wäre, wenn es sich im Bereich des World Trade Centers zugetragen hätte.

Men in Black

Doch ein paar gute Haare wollen wir doch noch am Film lassen: Die Eröffnungsnummer mit dem Riesenwurm in der U-Bahn hat Drive, Michael Jacksons Gastauftritt ist witzig und Lara Flynn Boyle (Twin Peaks) ist eine wirklich außerirdisch gute Bedrohung für unsere Agenten.

Men in Black

Zwischen MIB und MIB2 vergingen 5 Jahre. Da der zweite Teil war weniger erfolgreich (und gelungen) als das Original war, sollten 10 Jahre vergehen, bis Men in Black 3 in die Kinos kam. Doch das Warten hat sich gelohnt, denn der dritte Teil ist vielleicht sogar der beste Film der ganzen Reihe.

Men in Black

Will Smith zweifelt als Agent J noch stärker als zuvor daran, ob sein Partner Agent K wirklich ein Mensch ist oder ob er nicht ein weiterer der zahlreichen Aliens ist, die New York bevölkern. Doch eine Mission zwingt J dazu ins Jahr 1969 zu reisen und dort trifft er den jüngeren K, der ein richtig netter Kerl ist. Was hat ihn nur so verbittert gemacht?

Men in Black

Auch Men in Black 3 gibt es ganz viele lustige Aliens zu bestaunen, die Rick Baker wieder mit viel Liebe zum Detail entworfen hat. Auch in Sachen Action wird Einzigartiges geboten. Unglaublich wie naturalistisch und atemberaubend der große Showdown (Achtung Spoiler!) auf der Startrampe der Apollo-11-Mission in Szene gesetzt wurde. Witzig ist es hingegen die Wahrheit über Andy Warhol zu erfahren.

Men in Black

Doch das ganz große Plus des Filmes ist, dass er viel Herz hat und mit Josh Brolin (Thanos in Avengers Endgame) die Idealbesetzung für den jungen K gefunden wurde.

Men in Black

2019 gab es mit Men in Black International noch einen kleinen Nachschlag, der jedoch eigene Wege ging. Das in Thor 3: Tag der Entscheidung gut harmonierende Duo Chris Hemsworth und Tessa Thompson trat als Agent H und Agent M mäßig erfolgreich in die Fußstapfen von K und J.

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Willi Blöss: Künstler-Biografien als Comics

Der Aachener Zeichner Willi Blöss leistete schon als Herausgeber des Comic-Magazins Outside Beachtliches. Das Heft enthielt nicht nur irre komische Onepager mit seiner Figur Pastor Zipfel sondern auch zahlreiche Erstveröffentlichungen internationaler Zeichner. Seit 2002 hat Blöss mehr als 25 Comic-Biografien von Künstlern herausgebracht.

Willi Blöß: Künstler-Biografien als Comics

Diese erscheinen zum Preis von 3,- Euro als Heftchen mit 24 Comicseiten. Sie sind etwas kleiner als eine Postkarte. Für die Präsentation hat Blöß ein Verkaufsdisplay entwickelt und die Reihe ist in immer mehr Museen und Galerien erhältlich.

Willi Blöß: Künstler-Biografien als Comics
Romantik: Caspar David Friedrich, William Turner

Blöss schrieb die gut recherchierten und sehr aufschlussreichen Texte dieser Serie immer selbst, war von Anfang an bei den Comic-Biografien auch als Zeichner tätig. So brachte er das Leben von Vincent van Gogh selbst in seinem lockeren und unverwechselbaren Cartoon-Stil zu Papier. Die Biographie von Andy Warhol erzählte Annette Schulze-Kremer in Bildern, die an die immer treffenden Karikaturen des MAD-Zeichners Mort Drucker erinnern. Auch Bernd Jünger fand für das unter dem Titel „Der lächelnde Schamane“ erschienene Comic über Joseph Beuys einen passenden Strich und hat dabei die unverwechselbaren Gesichtszüge des „Fett und Filz“-Künstlers sehr gut im Griff.

Willi Blöß: Künstler-Biografien als Comics
Joseph Beuys

Weitere Höhepunkt waren die beiden von Thomas Thiesen gezeichneten Comics. Während seine Pablo Picasso-Biographie im Stil eines verspielten Kinderbuches gehalten ist, setzte er das Leben von Hieronymus Bosch in einem harten und kontrastreichen Strich um. Beide Comics sind auf ihre Art sehr eigen und gelungen, wobei kaum zu glauben ist, dass sie vom selben Künstler stammen.
Die weiteren Künstler-Biografien hat Willi Blöss fast komplett im Alleingang als Autor und Zeichner in verschiedenen Stilen realisiert. Die Kolorierung stammt von seiner Lebensgefährtin Beatriz López-Caparrós, die für das kurze aber bewegte Leben des Graffiti-Künstlers Keith Haring natürlich auf poppige Kontraste setzte.

Willi Blöß: Künstler-Biografien als Comics
Keith Haring

Die Comic-Biographie von Frida Kahlo ist eine optimale Ergänzung zum erfolgreichen Kinofilm, da sie andere Akzente setzt und etwas mehr auf die politische Entwicklung der Künstlerin eingeht.

Willi Blöß: Künstler-Biografien als Comics
Frida Kahlo

Ein weiterer Höhepunkt ist der Band zu Niki de Saint Phalle. Hier bringt Blöss erstaunlich sensibel (auch in Anbetracht das ihm lediglich 24 kleinformatige Seiten zur Verfügung standen) nicht nur das Werk, sondern auch die tragische Kindheit der von ihrem Vater vergewaltigten Künstlerin zu Papier.

Willi Blöß: Künstler-Biografien als Comics
Niki de Saint Phalle

Auch zum Leben von Salvador Dali hat Willi Blöss einen Band in gewohnter Qualität gezeichnet und veröffentlicht. Unter dem Titel “Die Paranoia-Methode“ wird zugleich Biografie, Interpretation und kritische Würdigung zu Leben und Werk des nicht unumstrittenen spanischen Surrealisten und Franco-Anhänger geboten.

Willi Blöß: Künstler-Biografien als Comics
Egon Schiele

Den Comic “In Wien ist Schatten“ über Egon Schiele setzte Stefan F. in bräunlich kolorierte Zeichnungen um. Hier ist in kompakter aber nicht oberflächlicher Erzählweise auch zugleich einiges über Schieles Zeitgenossen Gustav Klimt und Oskar Kokoschka zu erfahren.

Willi Blöß: Künstler-Biografien als Comics

Danach erschienen Comic-Biografien zu Otmar Alt, Horst Janssen, Nam June Paik und Der Blaue Reiter, die Willi Blöss im Alleingang realisierte. Ein weiterer Band beschäftigt sich mit George Grosz, der Anfang des letzten Jahrhunderts in seinen Gemälden das deutsche Spießbürgertum, den Militarismus und den aufkommenden Faschismus ebenso bissig wie treffsicher attackierte.

Willi Blöß: Künstler-Biografien als Comics
George Grosz

Für diesen Band war ursprünglich Ulf K. (“Neue Geschichten von Vater und Sohn“) vorgesehen, der auch schon einige Seiten anfertigte. Doch dessen eher unverbindlich-harmloser Stil wollte nicht so recht zum Thema passen. Thomas Thiesen sprang ein und illustrierte Leben und Werk von Grosz in einem kunstvoll holzschnittartigen Stil, der gelegentlich an Mike Mignola (“Hellboy“) denken lässt.

Willi Blöß: Künstler-Biografien als Comics

Genau wie George Grosz steht auch bei Klaus Staeck satirische Überzeichnung im Zentrum des künstlerischen und auf politische Aufklärung setzenden Wirkens. Inspiriert von den politischen Collagen John Heartfields hat der als Jurist ausgebildete Staeck auf seinen Plakaten ebenfalls immer wieder über die “Stützen der Gesellschaft“ gespottet. Diese provozierte er u. a. durch gefakte CDU-Plakate mit Slogans wie “Die Reichen müssen noch reicher werden“ oder “Deutsche Arbeiter! Die SPD will euch eure Villen in Tessin wegnehmen.“

Willi Blöß: Künstler-Biografien als Comics
Klaus Staeck

Die von Willi Blöss getextete und gezeichnete Biografie sollte Klaus Staeck eigentlich als Geburtsgeschenk überreicht werden von der Berliner Akademie der Künste, deren Präsident er ist. Doch dann kam es anders und die Comic-Biografie entstand – ein Novum innerhalb der Reihe – in sehr enger Zusammenarbeit mit Staeck. Willi Blöss übernahm in die Veröffentlichung sogar Staecks handschriftlichen Freigabevermerk “gut zum Druck“. Dieser Expertise aus erster Hand kann nur beigepflichtet werden.

Willi Blöß: Künstler-Biografien als Comics

Auf Nummer sicher ging Blöss innerhalb der Reihe nicht. Anstatt im achtzehnten Band (nach “Romantik: Caspar David Friedrich, William Turner„) aus den Leben von mehrheitsfähigen (und eigentlich längst überfälligen) Künstlern wie Monet oder Chagall zu erzählen, kommt er uns mit Paula Modersohn-Becker. Diese dürfte etwas weniger bekannt als Lena Meyer-Landshut sein, doch auf dem Cover ist als Orientierungshilfe noch der Reim “und von Worpswede sei die Rede“ zu lesen.

Willi Blöß: Künstler-Biografien als Comics
Paula Modersohn-Becker

In eine Reihe mit Vincent van Gogh gehört Modersohn-Becker schon dadurch, dass sie zu Lebzeiten fast gänzlich unbekannt und unausgestellt blieb. Erst nach ihrem Tod im Jahre 1907 – sie wurde nur 31 – entdeckte man in ihrem Atelier eine Unzahl höchst bemerkenswerter Gemälde und Zeichnungen. Diese wurden z. T. von ihrem Ehemann Otto Modersohn, einem Mitbegründer der Künstlerkolonie Worpswede, nachsigniert und danach erfolgreich ausgestellt.

Willi Blöß: Künstler-Biografien als Comics

Wer die Comic-Biografie über Paula Modersohn-Becker liest, dem wird sehr schnell klar warum Willi Blöss diese bemerkenswerte Persönlichkeit porträtiert hat. Zwar vermittelt er wie immer auch eine Unmenge von sauber recherchierten Fakten, erzählt aber auch die zeitlos-moderne Geschichte einer selbstbewussten Frau, die gegen den Zeitgeist anschwimmt und alles dransetzt um sich ihre (künstlerische) Freiheit zu bewahren. Wenn Willi Blöss demnächst wieder einen unbekannten Prominenten porträtiert, werde ich mich nicht mehr wundern, sondern mich vertrauensvoll auf das Büchlein stürzen.

Willi Blöß: Künstler-Biografien als Comics
Blauer Reiter

Es folgten ebenso lesenswerte von Blöß gezeichnete und geschriebene Biografien über Hundertwasser, Gustav Klimt, David Hockney, Robert Capa, Peter Paul Rubens, Magritte, Camille Claudel und Wilhelm Busch.

Betreten - Frauen in der Kunst

Einige der Comic-Biografien liegen mittlerweile auch im größeren Format von 17 x 24 cm als Hardcover-Ausgaben vor. Besonders empfehlenswert ist der Sammelband unbefugtes Betreten – Frauen in der Kunst, der die Comic-Biografien zu Camille Claudel, Frida Kahlo, Paula Modersohn-Becker, Tamara de Lempicka und Niki de Saint Phalle enthält.

Willi Blöß: Künstler-Biografien als Comics
Band 37 beschäftigt sich mit Amedeo Modigliani

Aktuell ist der 43. Band der Reihe erschienen, der sich mit Frank Lloyd Wright beschäftigt.

Die Comic-Biografien können hier direkt bei Willi Blöss bestellt werden.

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Superman vs. Muhammad Ali

Der Boxpromoter Don King setzte Muhammad Ali bereits bei dessen Kämpfen gegen George Foreman in Zaire (Rumble in the Jungle) und Joe Frazier auf den Philippinen (Thrilla in Manila) bestens in Szene. Als er vom Erfolg eines großformatigen Comics erfuhr in dem DCs Superman gegen Marvels Spider-Man antrat (bevor beide gemeinsam die Schurken Lex Luthor und Doctor Octopus bekämpften), kam er auf die Idee Ali gegen den Stählernen in den Ring zu schicken.

Superman vs. Muhammad Ali
Cover der Panini-Ausgabe

Bei DC rannte King mit dieser Idee offene Türen ein, zumal Superman in Comicheften bereits Präsident Kennedy oder Jerry Lewis getroffen hatte und gegen den Wrestler Antonino Rocca angetreten war. Auch Muhammad Ali war begeistert und – bescheiden wie er ist – stellte er die Bedingung, dass er er in der Comic-Geschichte nur mitwirkt, wenn er Superman besiegen würde. Die Aufgabe aus dieser eher hirnrissigen Grundidee einen packenden Comic zu machen landete beim Team Denny O’ Neil und Neal Adams, denen es Anfang der Siebziger Jahre gelang soziale Botschaften in ihre Geschichten um Green Lantern und Green Arrow zu packen.

Superman vs. Muhammad Ali

Dem Autoren O’ Neil, der nach einer Weile als Texter vom Zeichner Adams abgelöst wurde, gelang das Wunder eine erstaunlich unblöde spannende Geschichte zu erzählen. Diese handelte nicht nur von einem Boxkampf zwischen Ali und Superman vor dem Hintergrund einer außerirdischen Bedrohung, sondern spielte ganz offensichtlich in einer Welt in der die Gleichberechtigung aller Menschen noch lange nicht vollzogen ist.

Superman vs. Muhammad Ali

Den “Realismus“ der Geschichte unterstrich ein sich über Vorder- und Rückseite ziehendes monumentales Cover, das Ali und Superman bei ihrem Boxkampf vor einem höchst prominenten Publikum zeigte. Rund um den Ring verteilt waren als Zuschauer neben DC-Charakteren und Comiczeichnern auch Promis wie Andy Warhol, Woody Allen oder Frank Sinatra zu sehen, deren Zustimmung von DC einzeln eingeholt werden musste.

Superman vs. Muhammad Ali
Neal Adams

Ehapa brachte den Band bereits 1978 heraus. Die Kolorierung war damals nicht besonders und auch die Reproduktion der Seiten ließ zu wünschen übrig. Panini legt diesen wahrhaft monumentalen Comic als großformatige Hardcover-Edition zum fairen Preis vor. Im Gegensatz zur US-Ausgabe (dort gibt es Bonusmaterial nur im Anhang einer kleinformatigen Edition) enthält der unter der Aufsicht von Neal Adams überarbeitete und neukolorierte Band auch noch einige Seiten mit Skizzen.

Superman vs. Wonder Woman

Neal Adams hält Superman vs. Muhammad Ali für den besten Comic aller Zeiten, ein Stück sehr lebendige Comic-Geschichte ist er auf alle Fälle und dem kurz zuvor entstandenen Superman vs. Wonder Woman haushoch überlegen. Am 28. April 2022 ist Adams im Alter von 80 Jahren verstorben. Es gibt wenige Comic-Schaffende, die man ohne Umschweife als Legenden bezeichnen könnte. Neal Adams gehörte ohne Frage dazu.

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