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Seltsam & Fesselnd – Das Werk des Denis Kitchen

Ein wahres Wunderwerk hat U-Comix-Chef Steff Murschetz herausgebracht. Es wäre schon großartig gewesen, wenn es ihm gelungen wäre, eine deutsche Übersetzung des 2010 beim US-Verlag Dark Horse erschienenen Buchs The Oddly Compelling Art of Denis Kitchen herauszubringen. Doch Murschetz ließ den Übersetzer Christof Bango das Buch sogar noch bis in die Gegenwart fortschreiben.

Seltsam & Fesselnd – Das Werk des Denis Kitchen

Das erste Viertel des Softcover-Bandes bietet einen Einblick in Leben und Werken von Denis Kitchen. Dieser war seit frühster Jugend nicht nur ein manischer Zeichner, sondern auch immer daran interessiert seine Bildergeschichten gegen Bezahlung an den Leser zu bringen. Daher war es kein Wunder, dass er schließlich nicht nur zum Freund, sondern auch zum Verleger von Comic-Legenden wie Robert Crumb, Will Eisner und Harvey Kurtzman wurde. Diese Tätigkeit ging jedoch zu Lasten von Kitchens Output als Zeichner.

Seltsam & Fesselnd – Das Werk des Denis KitchenDas Kitchen auch ein versierter, ständig besser werdender Zeichner und ein scharfer Beobachter der gesellschaftlichen Verhältnisse ist, beweisen die zahlreichen in diesem Buch abgedruckten Comics. Lobend ist hierbei zu erwähnen, dass diese Geschichten von Denis Kitchen persönlich kommentiert und ebenfalls von Christof Bango in Deutsche übersetzt wurden. Seltsam & Fesselnd erschien anlässlich der Ausstellung von Denis Kitchen auf dem Comicfestival München 2017. Das Buch ist limitiert auf 222 Exemplare und es wäre eine Schande für die deutschsprachige Comic-Landschaft, wenn sich diese kleine Auflage nicht in Windeseile verkaufen würde!

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David Boller: AÏR

Am 6. April 2012 rief die Nationale Bewegung für die Befreiung des Azawad (MNLA) den unabhängigen Staat Azawad aus. Hinter der MNLA stehen Gruppen des Wüstenvolks der Tuareg, das Teile der Sahara und den Sahel bewohnt. Das Thema bewegt zur Zeit die Medien, doch David Boller (Ewiger Himmel, Die Legende von Wilhelm Tell), der bekannte Schweizer Zeichner, beschäftigt sich schon viel länger mit der Kultur und Geschichte der Tuareg. Die erste Berührung kam durch seine Patentante zustande, welche die Lebensräume der Tuareg bereiste und ihrem Patenkind einen Tuareg-Speer schenkte.

David Boller: AÏR

Boller setzte sein Wissen um dieses Volk in einer hinreißenden Geschichte um, die nach einem Erstabdruck im Magazin Comix nun als Album in Bollers eigenem Verlag erschienen ist. Boller: „Seit meiner Kindheit faszinierten mich die Tuareg. Für mich ging ein Traum in Erfüllung, dieses Projekt endlich in Buchform vorliegen zu haben.“ Es ist ein gelungenes Werk, das in Zeitsprüngen vom Beginn der 80er Jahre bis zum Zweiten Tuareg-Aufstand Mitte der 90er Jahre anhand der Protagonisten das schwierige Leben der Tuareg treffend beschreibt. Die sogenannten „Ritter der Wüste“ überleben tagtäglich in einer der härtesten und lebensfeindlichsten Klimazonen der Erde in der Regel nur durch das was ihnen die Natur bietet. Seit Jahrhunderten stehen sie unter fremder Herrschaft und sind heute damit konfrontiert, dass ihre Bodenschätze von Fremden ausgebeutet werden. Das sich daraus ergebende Elend provozierte den zweiten Tuareg-Aufstand, vor dessen Hindergrund die Geschichte abläuft.

David Boller: AÏR

Schon Bollers plakatives Titelbild versetzt den Leser in Neugier. Trotz einiger Zeitsprünge innerhalb der Geschichte liest sie sich sehr gut und ist stringent erzählt. Lob erhielt der Autor für sein Werk auch von der Wiener Kultur- und Sozialanthropologin Dr. phil. Anja Fischer, welche sich seit vielen Jahren mit den Tuareg auseinandersetzt und sich zu Bollers Werk wie folgt äußerte: „Sie haben da sehr gut recherchiert. Bei manchen Details hab ich mich echt gefragt, woher Sie das wissen. Also rundum ein wunderbarer Band, ich werde das Buch unbedingt weiter empfehlen.“ Dem ist wenig hinzuzufügen, außer dass der zweite Band, der die Geschichte abschließt, voraussichtlich im Januar 2013 erscheinen wird.

Werner Fleischer

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Timo Wuerz: Aaron und Baruch

1993 erschien das erste vom damals 20-jährigen Timo Wuerz gezeichnete Comic-Album im Münchner Splitter Verlag (der mit dem heutigen gleichnamigen Verlag wenig  gemein hat). Die auf drei Bände angelegte Reihe Aaron und Baruch war bereits komplett fertiggestellt, veröffentlicht wurde seinerzeit jedoch nur der erste Band. Wie Timo es diplomatisch ausdrückte, passten zwei junge Freigeister wie der Autor Niki Kopp und er “nicht so recht zu einem rechtskonservativen Berliner Ex-Bäcker“, denn mit dem eigenwilligen Verleger waren “nennen wir es mal Diskussionen“ vorprogrammiert.

Timo Wuerz: Aaron und Baruch
Splitter-Ausgabe von 1993

Nachdem Timos neuer, von Robert Franke geschriebener, Comic Ghost Realm bei Popcom veröffentlicht wurde, erschien dort in einem Hardcover-Band auch erstmals eine Gesamtausgabe von Aaron und Baruch (zuvor wurde die Reihe als Fortsetzung in der Fachzeitung Comix veröffentlicht). Mich persönlich hat Ghost Realm schwer beeindruckt. Von daher vermutete ich, dass ein 25 Jahre zuvor entstandenes Erstlingswerk hier wohl kaum mithalten kann.

Timo Wuerz: Aaron und Baruch
Popcom-Ausgabe von 2016

Doch wie man sich täuschen kann. Von der Optik her ist die Geschichte des Waffenhändlers Aaron und des Waffenbenutzers Baruch ein einziger Rausch. Jede der mit Acryl gemalten Seiten ist ein Kunstwerk für sich. In Sachen Stil und Experimentierfreude liegt Aaron und Baruch auf Augenhöhe mit den gemalten Comics von Dave McKean (Batman: Arkham Asylum) oder Bill Sienkiewicz (Elektra: Assassin). Worte werden Timos visuellem Einfallsreichtum, der immer noch frisch und spontan wirkt, kaum gerecht.

Timo Wuerz: Aaron und Baruch

Doch auch Niki Kopps Geschichte versteht es zu fesseln und ist es wert in einem derart aufregenden Stil erzählt zu werden. Wobei das seinerzeit bei Splitter veröffentlichte erste Drittel teilweise noch etwas dröge daher kommt und die nicht immer knackig kurzen Texte sich manchmal etwas zu angestrengt darum bemühen “anspruchsvoll“ zu sein. Doch anschließend und abschließend wird Aaron und Baruch zu einem gelungenen Psychothriller.

Timo Wuerz: Aaron und Baruch

Die Ausgabe von Popcom enthält den kompletten Aaron und Baruch, so wie der Comic Anfang der 90er Jahre entstanden ist, nur das Lettering wurde erneuert. Hinzu kommen etliche zusätzliche Illustrationen, Comic-Kurzgeschichten und Texte, die sehr viel über die Entstehungsgeschichte verraten und den Kunstgenuss noch vertiefen.

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COMIX Sonderausgabe zu CHARLIE HEBDO

COMIX erscheint seit 2010 mehr oder weniger monatlich. Das in Zeitungsform veröffentlichte Blatt präsentiert eine Mischung aus zumeist einheimischen Comics und Fachartikeln. Ein gewisser Informations- und Unterhaltungswert kann dem gelegentlich gratis im Comicshop oder auch immer mal wieder an Bahnhofskiosken verkauften Magazin nicht abgesprochen werden.

COMIX Charlie Hebdo

Doch zu wirklich großer Form lief COMIX erst nach dem Anschlag auf die Charlie Hebdo Redaktion auf. In einer Auflage von 20 000 Exemplaren wurde eine 16-seitige Gratiszeitung mit französisch übersetzten Beiträgen von deutschen Comic-Künstlern wie Flix (Schöne Töchter), Isabel Kreitz (Rohrkrepierer), Reinhard Kleist (Der Boxer) oder Volker Reiche (Snirks Café) gedruckt. Diese wurde auf dem 42. Comicfestival in Angoulême überall ausgelegt.

COMIX Charlie HebdoEine sehr sinnvolle Ergänzung zu dieser Aktion ist die Ausgabe 47 von COMIX. Diese enthält nicht nur noch sehr viel mehr Beiträge deutscher Zeichnungen zum Thema Je suis Charlie als zuvor in der französischen COMIX-Ausgabe zum Abdruck kamen, sondern auch noch einige interessante Ergänzungen hierzu. Der Charlie-Zeichner Luz schildert, wie er den 7. Januar 2015 er- und überlebte. Art Spiegelman (Maus) bringt in einem Interview zum Ausdruck, dass er es unerträglich findet, dass die New York Times die Charlie-Titelbilder nicht abdruckte, jedoch kein Problem damit hatte einen Gastbeitrag von Marine Le Pen zu veröffentlichen. Enthalten sind auch einige sehr schöne Beiträge aus einer SPIROU-Sonderausgabe.

COMIX Sonderausgabe zu CHARLIE HEBDO

Der Höhepunkt der COMIX-Ausgabe sind die deutsch übersetzten Texte, Cartoons und Comics aus der jetzt schon legendären Charlie Hebdo Ausgabe vom 14. Januar 2015. Hierdurch ist ein direkter Vergleich zwischen  Charlie-Satire und den hiesigen humoristischen Zuständen möglich.

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