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Johnny & Me – eine Zeitreise mit John Heartfield

Katrin Rothe bezeichnet ihr neues Werk als “dokumentarischen Animationsspielfilm“, das klingt widersprüchlich, das Resultat kann sich jedoch sehen lassen. Rothe arbeitete bereits 2003 in ihrem Erstlingswerk Dunkler Lippenstift macht seriöser Zeichentricksequenzen ein.

Auch in Betongold – wie die Finanzkrise in mein Wohnzimmer kam setzte sie Animationen ein und zwar für Szenen, bei denen sie nicht mitfilmen durfte. Mit 1917 – Der wahre Oktober drehte sie 2017 einen abendfüllenden Animationsfilm über die Russische Revolution, trat zwischendrin aber auch in Realfilm-Sequenzen als Regisseurin in Erscheinung.

Katrin Rothes neuer Film beschäftigt sich mit dem dadaistischen Künstler John Heartfield, der als Kommunist in den Dreißigern mit seinen politischen Fotomontagen gegen den Nationalsozialismus kämpfte. Kollage und Karikatur gegen Nazis ist ein ergiebiges und leider zeitloses Thema für einen abendfüllenden Film. Rothe erzählt zusätzlich noch in einer Rahmenhandlung davon, wie es dem nach England emigrierten Heartfield, schwergemacht wurde, seine Arbeit in der DDR fortzusetzen.

Doch damit nicht genug, Rothe baut in Johnny & Me noch eine als Realfilm realisierte weitere Handlungsebene ein. Hierin geht es um die von Selbstzweifeln gequälte Grafikerin Stephanie (Stephanie Stremler), die in einer Heartfield-Ausstellung anscheinend so stark von dessen Werken fasziniert ist, dass sie plötzlich in einem Atelier landet, wo sie auf einen 30 cm großen Papp-Heartfield trifft. Mit diesem diskutiert sie über dessen Leben und ihre Zukunft.

Wenn Stephanie dann auch noch zu Stabpuppen greift und mit diesen darstellt, wie zwei SED-Apparatschiks beschließen, Heartfield Berufsverbot zu erteilen, wird es etwas albern. Die Tatsache, dass der liebevoll durch Pappflächen animierte Kopf von Heartfield nachvollziehbarer agiert als (die allerdings auch eine undankbare Rolle spielende) Stephanie Stremler, spricht jedoch durchaus für den Film und vor allem für die ebenso engagierten wie fantasievollen Animatorinnen und Tricktechniker.

Durch seine oft etwas verrätselte Erzählweise fordert Johnny & Me beim Publikum volle Aufmerksamkeit ein. Doch wer sich nicht verwirren lässt und dranbleibt, bekommt als Belohnung einen faszinierenden Einblick in ein konsequentes Künstlerleben.

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Paul Klee und die Surrealisten

Noch bis zum 12. März 2017 läuft eine sehenswerte Ausstellung im Zentrum Paul Klee in Bern, und wer eine Gelegenheit findet, sollte sich einen Besuch nicht entgehen lassen. Nicht nur das verhältnismäßig neue Klee-Museum, sondern auch die Stadt Bern ist immer eine Reise wert.

Paul Klee und die Surrealisten

Falls es Euch aber aus zeitlichen oder anderen Gründen nicht möglich sein sollte, möchte ich auf die Publikation zu diesem Event aus dem Hause Hatje & Cantz hinweisen. Dieser opulent ausgestattete Katalog kann zwar einen Museumsbesuch nicht ganz ersetzen ist aber die bestmögliche Alternative. Das Buch mit rund 400 Seiten ist ausgesprochen schön geworden und sehr informativ dazu.

Paul Klee und die Surrealisten

Das erste Kapitel führt uns in die Zeit von Klee und den Surrealisten nach dem Ersten Weltkrieg ein. Ein reichlich bebilderter Beitrag. Es folgt eine umfangreiche Chronologie von Dada und Klee für die Zeit von 1916 bis 1950, womit man seine Kenntnisse vertiefen kann, um dann zum Bildteil des Kataloges zu kommen. Sehr interessant sind hier die Gegenüberstellung von den Klee-Werken mit denen von Max Ernst, Miro und den anderen Surrealisten. Es gibt hier so unendlich viel Schönes zu entdecken.

Paul Klee und die Surrealisten

Das Buch ist unterteilt in acht Kapitel, wie, z. B. ‚Eros und Sexualität‘ oder ‚Surreale Mechanik‘. Die Abschnitte ‚Porträts und Masken‘ sowie ‚Geheimnisse der Objekte‘ erleichtern den Überblick. Wer will kann anschließend mit Hilfe von vier Essays noch tiefer in die Materie eintauchen: ‚Klee und Max Ernst‘, ‚Miro und Arp‘ und ‚Im Lichte der surrealistischen Schriftsteller‘. Ein auch in französischer Sprache übersetzter Anhang enthält neben einer bebilderten Kurzbiografie der ausgestellten Künstler noch eine Werkliste und eine Bibliografie.

Jason Schramm

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