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Für das Imperium

Bastien Vivès wurde 2009 für sein Album Der Geschmack von Chlor auf dem Comic Salon als bester Newcomer prämiert. Seitdem ist er hauptsächlich für Geschichten, die – wie Polina oder Die Liebe – sensibel unseren Alltag reflektieren. Doch er kann auch ganz anders, wie Corto Maltese: Schwarzer Ozean und dieser wuchtige Sammelband mit allen drei Alben seines nach Texten von Merwan Chabane entstandenen Epos Für das Imperium belegen.

Für das Imperium

Wenn im ersten Band Ehre der erfolgreiche Feldherr Glorim Cortis im Auftrag des Kaisers eine Elitetruppe zusammenstellt, um neue Welten zu entdecken, dann lässt diese Zurschaustellung militärischer Stärke und Disziplin an Frank Millers Sparta-Epos 300 denken. Unterstrichen wird dieser erste Eindruck auch noch durch die Arbeit der Koloristin Sandra Desmazières, die mit ihren erdigen Farben voller Patina, ähnlich wie Lynn Varley in 300, die Zeichnungen zu Aufzeichnungen aus einer ebenso vergangenen wie fremden Welt macht.

Für das Imperium

Der erste Eindruck, bzw. das erste Album täuscht und daher sollte die Serie in einem Stück gelesen werden. Im zweiten Band Frauen beginnt die Demontage der Super-Soldaten. Die Legionäre treffen auf ein Amazonen-Volk und ihnen wird sehr schmerzhaft klargemacht, dass es hier nicht die Männer sind, die sexuell den Ton angeben.

Für das Imperium

Im dritten Band Schicksal schließlich, wird klar, dass es sich bei Für das Imperium weniger um ein Historien- als vielmehr um ein Fantasy-Epos handelt. Die geschilderten Zweifel daran, ob das Ziel schon erreicht und eine Rückkehr überhaupt möglich ist, machen den Comic zudem zu einem zeitlosen Gleichnis.

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Bastien Vivès: Polina

Im Gegensatz zu seinen vorherigen (ebenfalls bei Reprodukt erschienenen) Werken In meinen Augen, Für das Imperium und dem 2009 auf dem Comic-Festival in Angoulême preisgekrönten Album Der Geschmack von Chlor verkneift sich Bastien Vivès (Die Liebe, Corto Maltese: Schwarzer Ozean) diesmal eine ausgeklügelte Farbdramaturgie. Vor einem zumeist beige getönten Hintergrund und erleben wir, wie die junge Polina eine knallharte Ausbildung an einer russischen Ballettschule absolviert.

Bastien Vivès: Polina

Sie zerbricht dabei fast an den Rivalitäten zwischen ihrer konservativen Lehrerin und dem genialen Choreografen Nikita Bojinski, die Polinas tänzerisches Potential in unterschiedliche Richtungen lenken wollen. Die junge Frau sucht ihr Heil im westlichen Ausland und startet von Berlin aus eine erfolgreiche Karriere mit einer experimentellen Tanzgruppe. Als ihre alte russische Schule sie als Ehrengast einlädt, kommt es zu einem Wiedersehen mit Bojinski, das ganz anders verläuft als erwartet…

Bastien Vivès: Polina Polina ist alles andere als eine konventionell erzählte Geschichte vor dem pittoresken erotisch aufgeladenen Hintergrund einer Ballettschule. Bastien Vivès macht es dem Leser nicht leicht und bevölkert seinen Comic fast ausschließlich mit kaum wieder erkennbaren Figuren. Nur den Charakteren von Polina und Bojinski verleiht er Tiefe, verkneift sich jedoch eine (ausgelebte) Liebesgeschichte zwischen Lehrer und Schüler. Vivès geht es hauptsächlich darum zu zeigen, dass eine solide Ausbildung wichtig ist, aber auf keinen Fall der richtige Zeitpunkt verpasst werden sollte um eigene Wege zu beschreiten.

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Bastien Vivès: Die Liebe

Auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht, bei diesem Büchlein auf dessen Cover der Titel Die Liebe mit kitschig anmutenden Regenbogenfarben unterlegt ist, handelt es sich nicht um ein nettes kleines unverbindliches Geschenkbuch mit lustigen Cartoons rund um Beziehungs-Schwierigkeiten. Dies deutet auch schon die Widmung von Bastien Vivès (Polina, Für das Imperium, Corto Maltese: Schwarzer Ozean) an: “Für die ganzen Frauen, die mich kaputt gemacht und mit meiner Verzweiflung alleingelassen haben, um ein armseliges und belangloses Leben zu führen, das ich mir heute auf ihrem Facebook-Profil ansehen kann.“

Bastien Vivès: Die Liebe

Ein Frauenhasser-Buch ist Die Liebe dennoch nicht geworden, sondern vielmehr eine Ansammlung von Tragikomödien. In 20 oftmals ganz schön schwarzhumorigen Kurzgeschichten erzählt Vivès davon, wie ein Mann beim ersten Rendezvous gleich eine komplette von ihm erstellte Checkliste abarbeiten möchte, oder wie scheinbar harmlose Fragen vor dem Schlafengehen gleich die gesamte Beziehung in Frage stellen, aber auch davon wie wichtig es ist zunächst am Computer seine Daten zu sichern, bevor über den Fortbestand einer Ehe diskutiert wird.

Bastien Vivè

Eine ideale Ergänzung zu den pointierten Dialogen sind Bastien Vivès’ lässig hingeworfenen Zeichnungen. Der 2009 auf dem Comic Festival in Angoulême für sein Album Der Geschmack von Chlor prämierte Zeichner, erzählt seine Geschichten durch sich im Laufe der Handlung kaum verändernde Einzelbilder und zeigt fast nie die Mimik seiner reduziert dargestellten Hauptfiguren. Dennoch ist alles da, um Die Liebe zu einer vielfältigen Bestandsaufnahme des immer währenden Krieges der Geschlechter zu machen, bei dem keiner weiß worum es eigentlich geht und den niemand gewinnen kann.

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Marine Blandin: Eine nautische Fabel

Auf dem Grundstück eines „Friedhofs der Kuscheltiere“ ein großes Erlebnis-Schwimmbad zu errichten, ist keine gute Idee. Dass dann ständig eine alte Dame ins Schwimmbad kommt, die für ihr totes Karnickel eine Möhre ins gechlorte Becken wirft, ist danach noch das kleinste Problem. Sehr viel schlimmer ist es, dass in dem verfluchten „Nautiland“ niemand in den letzten Jahren den den Ausgang gefunden hat und dass daher das Badevergnügen kein Ende nimmt.

Marine Blandin: Eine nautische Fabel

Eine nautische Fabel ist nach Bastien Vivès‘ Der Geschmack von Chlor ein weiterer Comic über das Faszinosum Hallenbad. Das Comicdebüt der 1980 in Paris geborenen Marine Blandin (nomen est omen?) kam 2013 beim Festival International de la Bande Dessinée d’Angoulème in der Auswahl der vielversprechendsten Neuerscheinungen.

Marine Blandin: Eine nautische Fabel
Marine Blandin erzählt die Geschichte in erster Linie durch ihre ungewöhnlichen Bilder und legt es auch gar nicht darauf an für alles oder für überhaupt irgendetwas eine Erklärung zu finden. Ihre blau gekachelte von seltsam vertrauten Gestalten wie überforderten Bademeistern, alten Damen mit Badekappen oder Wasserballett-Ratten bevölkerte Badewelt atmet den Geist der besten Filme von Terry Gilliam, beflügelt die eigene Phantasie und ist erfrischend wie ein Sprung ins kühle Nass.

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