Beim monatlichen Treffen von Gothams Unterwelt, zu dem fast alle Gegner von Batman erschienen sind, läuft etwas gewaltig aus dem Ruder. Die Anwesenden werden arg zugerichtet und das Ganze endet in einem fürchterlichen Gemetzel mit vielen Toten. Doch wer dahintersteckt, das bleibt im Dunklen. Wer ist fähig, Batmans Widersachern derart brutal mitzuspielen? Selbst der Joker dreht durch vor Angst.
Graphic Novels unter dem DC Black Label sind Garanten für außergewöhnliche Geschichten abseits des Mainstreams. Das trifft auch auf diesen Band zu. Die Bilder des Briten Liam Sharp (Wonder Woman, Judge Dredd) sind düster und bunt. Dabei sind unverkennbar Anleihen an Dave McKeans Arkham Asylum zu erkennen (auch in der Panelaufteilung), freilich ohne dessen Klasse zu erreichen.
Garth Ennis setzt – genau wie zuvor bei Preacher, The Boys, Hellblazer, Punisher oder Hitman – auch hier seinen unverkennbaren beißenden schwarzen Humor ein. So ist Batman diesmal erstaunlich sarkastisch und witzig.
Da dieser Panini-Band nur die erste Hälfte der Geschichte enthält, bleibt die spannende Frage, wer das unbekannte grausame Wesen ist, und was seine Beweggründe sind.
Der nach Jahrzehnten gegliederte Kino-Canon des Taschen Verlags wird nach reiflicher Überlegung des Herausgeber Jürgen Müller und seines Teams um einen achten Band erweitert. Diesmal trägt das 880-seitige Buch nicht den Titel Filme der 20er oder Die besten Filme der 90er, sondern präsentiert werden 100 Filme der 2010er.
Doch dies stimmt nicht ganz, denn den Reigen der 100 ausgewählten Werke, die zwischen Anfang 2011 und Ende 2020 in die Kinos kamen, eröffnet die Würdigung eines zusätzlichen Films. Ein sehr ausführliches und reich bebildertes Essay setzt als Einleitung zu einem Lobgesang auf Once Upon A Time … in Hollywoodan.
Obwohl er im Jahre 1969 spielt hat Quentin Tarantinos neunter Kinofilm für Jürgen Müller und Philipp Bühler auch sehr viel mit dem Zustand des heutigen Kinos zu tun. Auch damals musste sich der in großen Sälen projizierte Film gegen neuen Medien behaupten. Dazu gehört nach wie vor das Fernsehen, aktuell kommen aber auch die häufig in Kinoqualität produzierten Serien hinzu, die und um die Uhr verfügbar sind.
Das Konzept des Buchs ist gleichgeblieben und das ist gut so. Das Cover zeigt ein im Pop-Art-Stil verfremdetes Foto von Joaquin Phoenix als Joker. Zu jedem der chronologisch, gelisteten Filme kommt ein oft erstaunlich einfallsreich gestaltetes Plakatmotiv zum Abdruck und es folgen mehr oder weniger pointierte Texte der zehn Autoren.
Bereits die Aufnahme der Brachial-Komödie Brautalarm von 2011 ins Buch überrascht, doch der Film zeigt, dass vulgärer Klamauk keine Domäne der Männerwelt ist. Erstaunlich gut weg kommen in Sammel-Rezis die Avengers– Filme und die (bisher?) letzte Star-Wars-Trilogie.
Platz finden auch der Animationsfilm mit Coco: Lebendiger als das Leben und Soul, der Experimentalfilm mit Boyhood sowie – nicht nur durch Parasite oder Toni Erdmann – das Weltkino. Es ist sehr schade, dass erst in einem Jahrzehnt wieder ein neuer Band dieser Reihe erscheinen wird.
Die Wartezeit könnte jedoch vertrieben werden, durch Neuauflagen der oftmals schon lange vergriffenen Bände, die sich mit den Filmen des letzten Jahrhunderts beschäftigen.
Tommy Monaghan ist einer der besten Auftragskiller in Gotham City. Er hat sich eine gewisse Rest-Moral bewahrt und erschießt nur Menschen, die dies seiner Meinung nach auch verdient haben. Nach dem Angriff eines Aliens verfügt er über einen Röntgenblick und kann Gedanken lesen.
Diese Fähigkeiten helfen Monaghan zwar dabei seine zweifelhafte Tätigkeit auszuüben, konfrontieren ihn aber auch mit mächtigen Regierungsstellen sowie Superhelden wie Green Lantern oder mit Batman, der ja bekanntlich niemals zur Schusswaffe greift und selbst psychopathische Schurken wie den Joker niemals töten würde…
Hitman betrat 1993 die Comicbühne und ist ganz gewiss der Versuch von DC eine eigene Variante zu gewaltbereiten Marvel-“Helden“ wie Wolverine oder Punisher zu schaffen. Hitman wäre heute wohl in Vergessenheit geraten, wenn ihr Schöpfer nicht der aus Nordirland stammende Autor Garth Ennis (Preacher, The Boys) gewesen wäre und nicht seinen Landmann John McCrea zum Stammzeichner gemacht hätte. Von Ennis stammt dieses Zitat: “Meine Zuneigung für die Serie und die Figuren übertrifft alles andere, woran ich gearbeitet habe.“
Ennis versah Tommy Monaghan mit einem irischen Background und belebte die Serie durch zahlreiche interessante Nebenfiguren, die sich häufig in der Kneipe Noonan’s Sleazy Bar treffen und deren Schicksale dem Leser nicht egal sind. Die Trauer über den Tod seines besten Freundes und der Schmerz nach dem Ende einer gescheiterten Beziehung verleihen der alles andere als klischeefrei konstruierten Figur Tiefe und Menschlichkeit.
Bezeichnenderweise tauchte Hitman im DC-Universum nur noch sehr selten auf, nachdem Ennis die Serie 2001 mit Heft 60 zu einem “Closing Time“ genannten Abschluss gebracht hatte. Bei uns wurde Hitman zunächst als Zweitstory in den Lobo-Heften des Dino Verlags veröffentlicht und dann in Form von Sammelbänden bei Dino und Panini fortgeführt.
Es ist sehr erfreulich, dass Panini eine vierbändige gebundene DeLuxe Edition im Überformat von 19 x 28 cm gestartet hat. Der erste Band präsentiert nicht nur die ersten 14 Hefte, inklusive der Wahnsinns-Story Zombie Night at the Gotham Aquarium über sich in Zombies verwandelnde Meeresbewohner. Enthalten sind auch Hitmans erste Auftritte in The Demon Annual 2 und The Batman Chronicles 4, sowie das Sonderheft Coffin Full of Dollars mit einer teilweise vom großartigen Carlos Ezquerra (Judge Dredd, War Stories: Condors) gezeichneten Italo-Western-Hommage.
Es darf sich auf die drei weiteren Ausgaben der DeLuxe Edition gefreut werden!
Die vorliegende Anthologie ist der zweite Band der US-Geschichten aus Batman: Gotham Nights von 2020. Während im ersten Band, der bei uns unter dem Titel Die Nächte von Gotham erschienen ist, noch Batman allgegenwärtig war, stehen jetzt auch andere Charaktere im Focus der Geschichten.
In insgesamt 15 Storys dreht es sich um die Stadt Gotham City und ihre Bewohner: Kriminelle und Helden: Hier haben alle ihren Auftritt. Two-Face, Joker, Clayface, Killer Croc, Pinguin, Lord Death Man u.a auf der Seite der Schurken und alle Robins, Red Hood, Supergirl, Wonder Woman, Green Lantern, Batwoman, Batgirl, Creeper und Catwoman auf der Seite von Batman.
Die Bandbreite überzeugt – sei es, dass Batman in seiner ganz klassischen Rolle als Meisterdetektiv brillieren muss, oder dass Damian am „Bring-Dein-Kind-zur-Arbeit-mit“-Tag sein Recht einfordert.
Das hohe Niveau der Geschichten weiß zu überzeugen – ebenso die Zeichnungen.
Große Beachtung fand bereits einige Monate vor dem Erscheinen dieser Anthologie die Meldung, dass einer der darin enthaltenen Batman-Comics von einem deutschen Team stammt.
Thomas von Kummant
Thomas von Kummant und Benjamin von Eckartsberg sind hierzulande wahrscheinlich die “internationalsten“ Comickünstler, denn ihre Serien Die Chronik der Unsterblichen und Gung Ho erlebten ihre Premieren in Frankreich.
Thomas von Kummant
Ihr Batman-Comic A Better Tomorrow trägt den Untertitel Rauhnacht. Dieses um den Jahreswechsel herum von als Hexen und gehörnten Perchen verkleideten Alpenbewohnern gefeierte Brauchtum bildet den Hintergrund einer auch von Ökologie handelnden Geschichte. Ein reicher Umweltsünder hat sich ausgerechnet in einem verschneiten Naturschutzgebiet niedergelassen. Er bekommt es nicht nur mit radikalen Klimaschützern, sondern auch noch mit dem Joker zu tun…
Dieser signierte Druck liegt der auf 666 Exemplare limitierten Premium Edition bei.
Auf nur zwölf Seiten gelingt von Kummant und von Eckartsberg atmosphärisch und inhaltlich ein großartiges Minidrama, in dessen Finale natürlich auch noch Batman auftaucht. Panini feiert diese Episode mit zwei gebundenen und auf 666 bzw. 999 Exemplaren limitierten Sonderausgaben der Anthologie, für die von Kummant exklusive Cover gestaltet hat.
Lee Bermejo
Die Softcover-Ausgabe von Batman: The World ziert jedoch ein Titelbild vom US-Zeichner Lee Bermejo. Dieser eröffnet den internationalen Anthologie-Reigen mit der von seinem Landsmann Brian Azzarello geschriebenen Story Global City, die eher optisch als inhaltlich überzeugt. Einmal mehr wird hier versucht, möglichst viele opulent in Szene gesetzte Key Moments aus der Mytholgie des Dunklen Ritters in eine Story zu quetschen.
Paco Roca
Unter den dann folgenden 13 Stories ist so manche Perle zu finden. Der Spanier Paco Roca (Rückkehr nach Eden, Der Winter des Zeichners) etwa versucht in Wegen Urlaubs geschlossen herauszufinden, wie lange es Bruce Wayne unkostümiert in angenehmer mediterraner Umgebung aushält.
Natalia Zaidova
Interessant sind auch die Beiträge aus Polen, Tschechien und Russland, die sich mehr oder weniger deutlich mit den politischen Veränderungen in den jeweiligen Ländern beschäftigen. Ziemlich unverblümt hingegen prangern Carlos Estefan und Pedro Mauro im Gewand der Batman-Story Wo sind die Helden? die tödliche Mischung aus Kriminalität in ihrem Heimatland Brasilien an.
Junggi Kim
Zum Abschluss enthält der Band mit Beiträgen aus Südkorea, China und Japan noch eine optisch sehr vielfältige Asien-Trilogie. Zwar ist Okadaya Yuichis schwarzweißer, anscheinend im japanischen Mittelalter spielender, Manga Batman Unchained ansprechend skurril, doch der vielleicht interessanteste Comic des gesamten Buchs stammt aus dem Reich der Mitte.
Qiu Kun
In Batman und Panda Girl entfesseln die Autoren Xu Xiaodong und Lu Xiaotong sowie der Zeichner Qiu Kun auf nur zehn Seiten einen ziemlichen Wahnsinn. Mit optischer Wucht wird hier nicht nur eine chinesische Robin-Variante mit Micky-Maus-Ohren vorgestellt und Appetit auf höllisch scharfen Feuertopf gemacht, sondern in die Story floss auch noch eine etwas seltsame Art von Kapitalismus-Kritik ein.
Es ist ausgerechnet die böse US-Firma des gerade in China weilenden Bruce Wayne, die jenes Viertel gentrifizieren will, in dem sich das Restaurant des Opas der kleinen Kiki alias Panda Girl befindet. Doch Bruce Wayne schlüpft in die „Terrakotta-Krieger-Variante“ seines Batman-Kostüms und prügelt die für ihn arbeitenden Spekulanten windelweich. Schöne neue globale Welt!
Die Initiative #ReleaseTheSnyderCut engagierte sich nicht für Klimaschutz oder Weltfrieden, sondern für die bessere und vor allem sehr viel längere Version eines gefloppten DC-Superheldenfilms. Justice League wurde 2017 weder finanziell noch künstlerisch zu DCs Gegenstück zum Marvel-Blockbuster The Avengers, obwohl dessen Regisseur Joss Whedon am Film beteiligt war.
Das Scheitern von Justice League hat eine sehr tragische Vorgeschichte. Nachdem Zack Snyders 20-jährige Tochter Selbstmord begangen hatte, brach der Regisseur die Dreharbeiten ab und Whedon vollendete den Film. Dieser nahm sehr viele Änderungen am Drehbuch vor und war nicht immer erfolgreich dabei, seinen auch “Josstice League“ genannten Film leichtfüßiger und humorvoller zu machen.
Anscheinend setzten sich genügend Fans dafür ein, dass Zack Snyder, dessen erstaunlich amüsanter Zombie-Film Army of the Dead aktuell bei Netflix zu bewundern ist, die Möglichkeit bekam, Justice League in seinem Sinne umzuarbeiten, damit er seine mit Man of Steelund Batman v Superman: Dawn of Justice begonnene Trilogie vollenden kann.
Snyder entfernte alle von Whedon gedrehten Szenen, darunter auch der großartige Moment mit dem auf Wonder Womans “Lasso der Wahrheit“ sitzenden Aquaman. Dies erinnerte an den “Richard Donner Cut“ von Superman II, dem fast alle vom finalen Regisseur Richard Lester gedrehte Szenen zum Opfer fielen.
Snyder fügte neben nicht verwendeten Sequenzen auch neugedrehte Szenen und bessere Spezialeffekte ein, wofür Warner angeblich 70 Millionen Dollar spendiert hat. Das 242-minütige Resultat kam nicht ins Kino, sondern wurde als vierteilige Miniserie in den USA bei HBO Max und bei uns auf Sky gezeigt. Mittlerweile ist der Film auch auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Ziemlicher Blödsinn ist, dass Snyder seinen Film jetzt in einer Vollbildfassung präsentiert und allen Besitzern von hochgezüchteten Breiwand-TVs damit eine Riesenfreude bereitet. Doch auch das wirre apokalyptische “Ende nach dem Ende“, in dem Jared Leto, wie schon in Suicide Squad, als Joker zu sehen ist, schafft es nicht, den insgesamt sehr positiven Gesamteindruck zu zerstören.
Snyders Version von Justice League ist jetzt ein vielschichtiges, oft auch erstaunlich humorvolles Epos, das tatsächlich in derselben Liga spielt, wie die Filme des Marvel Cinematic Universe.
Die junge Profilerin und Psychiaterin Harley Quinn unterstützt die Polizei bei der Suche nach einem Serienmörder, der seine Opfer als Kunstinstallationen missbraucht.
Vor fünf Jahren wurde ihre Freundin und Mitbewohnerin Edie in der gemeinsamen Wohnung ermordet – alles deutet auf den Joker hin. Die Aufgabe der jungen Profilerin ist es, immer mehr Puzzleteile zusammenzufügen.
Harley Quinn erstellt eine Akte zum Fall „Joker“. Angaben zu allen Opfern, Tatortfotos, gerichtsmedizinische Expertisen, Berichte der Feuerwehr und anderen Rettungskräften vor Ort, Plänen, Zeitungsartikeln, Analysen vom Arkham Asylum, Autopsie-Berichten, Dateien zu Straftaten und vor allem ein Psychologisches Gutachten zum Profil des Jokers.
Die Lage scheint sich zuzuspitzen, als der Joker Harley in ihrer Wohnung auflauert und diese Akten in der Hand hält. Er nimmt sie gefangen, aber letztendlich scheint er etwas ganz anderes vorzuhaben.
Die US-Serie Joker/Harley: Criminal Sanity besteht aus acht Ausgaben – zwischen den Nummern #4 und #5 ist eine Sonderausgabe Secret Files eingeschoben. Hier sind alle diese Berichte und Aufzeichnungen abgebildet – ein Fundus für Cat Staggs, David Mack, Jason Badower, Mico Suayan, um das Ganze sehr beeindruckend in Bilder umzusetzen – eben wie echte Akten.
Die Zeichnungen und die überaus spannende Story passen perfekt zusammen – am Ende von Band 3 werden wir wissen, wie es ausgeht.
Anthologien mit in sich abgeschlossenen Kurzgeschichten sind ein wenig aus der Mode gekommen – und dass das völlig zu Unrecht -, was dieser Band eindrucksvoll unter Beweis stellt. Zehn Erzählungen unterschiedlicher Länge belegen, wie vielfältig Batman sein kann. Bekannte Gegenspieler und bekennende Verbündete des Dunklen Ritters geben sich hier ein Stelldichein und zeigen uns die vielen Facetten von Gotham City.
Softcover-Cover
Es gibt ein Wiedersehen mit Joker, Poison Ivy, Clayface, Killer Moth und Harley Quinn. Aber auch Nightwing und Signal kämpfen in Gotham City für das Gute, und wir erfahren von Kate Kane alias Batwoman einiges über ihre Vergangenheit beim Militär. Viele der Zeichnungen wirken wie Klone (im positiven Sinne) von Jim Lee. Wohingegen die Bilder von Viktor Bogdanovic stark an Greg Capullo erinnern.
Als erster Soldat nach dem Vietnam-Krieg wurde Salvatore A. Giunta am 16. November 2010 für einen heldenhaften Rettungseinsatz im Korengal-Tal von Barrack Obama mit der „Ehrenmedaille“ ausgezeichnet. Obamas damalige Rede wurde von Brad Meltzer wörtlich adaptiert und übertragen auf den mutigen und tapferen Kampf von Batman gegen die Feinde von Gotham City. Die passenden Bilder dazu stammen von Jim Lee.
Mit Balyushka gelingt Mark Russell eine überaus intelligente Geschichte, in der der Joker einen Wettbewerb im Internet startet. Zu gewinnen gibt es die Übernahme von Arztkosten, wozu die Teilnehmer ein möglichst verrücktes Video hochladen und das Fantasiewort „Balyushka“ sagen müssen. Um möglichst verrückt zu sein, lassen sich die Teilnehmer auf die gefährlichsten Stunts ein. Genau wie im richtigen Leben: Aus Gier auf Klicks ist vielen Menschen kaum etwas zu blöde oder zu gefährlich.
Hardcover-Cover
Insgesamt überrascht das sehr hohe Niveau der Kurzgeschichten. Als Bonus wurden in Paninis Sammelband zudem noch alle acht Originalcover abgebildet. Diese stammen von Jim Lee, Eddy Barrows, sowie von Declan Shalvey und runden den positiven Gesamteindruck ab.
Mit Im Zeichen der Fledermausveröffentlichte Panini 15 weitere Stories mit Batman und den Bewohnern von Gotham City
Beim ersten Durchblättern dieses Bandes entsteht der Eindruck, dass DC erneut alles dransetzt, um Alan Moore zu ärgern. Vor vier Jahren wurde es dem Autor Geoff Jones in Doomsday Clock erlaubt, seine Fanboy-Träume auszuleben und die Figuren aus dem Comic-Meilenstein Watchmen auf Superman, Batman & Co. treffen zu lassen. Jetzt wird Jones auf ein weiteres Meisterwerk von Moore losgelassen.
Einmal mehr ist die Optik exquisit. Nachdem bei Doomsday Clock der Brite Gary Frank (Batman: Year One) zum Einsatz kam, sorgt jetzt der US-Amerikaner Jason Fabok für Déjà–vu-Effekte. Ihm gelingen ähnlich detailverliebte Bilder wie Brian Bolland 1988 im von Alan Moore geschriebenen Batman-Comic The Killing Joke.
Bei seinem Seitenlayout verwendet Fabok fast immer neun gleichgroße Panels. Zwar arbeitete Brian Bolland nur gelegentlich so (hauptsächlich am Anfang und Ende von The Killing Joke), doch Dave Gibbons hat seine Zeichnungen bei Watchmen durchgehend in dieser Form angeordnet und natürlich auch Gary Frank bei Doomsday Clock.
Wenn Jason Fabok in Batman: Die drei Joker einige Schlüsselszene aus Killing Joke einbaut, dann wirkt dies weniger wie ein Zitat, sondern vielmehr wie durchgepauster Bolland.
Dass Geoff Jones seine Geschichte bei Alan Moore abgekupfert hat, kann nicht behauptet werden. Doch anders ist nicht immer besser. Die Originalität seiner Idee, dass es mehrere Exemplare von Batmans Erzfeind gibt, hält sich in Grenzen.
Ein ausgeklügelter Spannungsaufbau sieht anders aus, als das was Jones im ersten der drei Bände von Die drei Joker abliefert. Dass Jones sehr viel mehr kann, zeigt allerdings der Auftakt des Comics. Hier muss Butler Alfred einmal mehr die Wunden von Batman versorgen.
Auf beeindruckend von Jason Fabok in Szene gesetzten wortlosen (und ausnahmsweise jeweils nur aus 6 Panels bestehenden) Seiten, wird gezeigt, aus welchen klassischen Kämpfen die zahlreichen Verletzungen auf dem Körper von Bruce Wayne stammen.
Doch eine weit in seiner Jugend zurückliegende Wunde ist tiefer als die anderen, lässt Geoff Jones den Leser wissen, und Jason Fabok darf einen weiteren klassischen Batman-Moment zu Papier bringen.
Hier wird allerdings tatsächlich ein kleiner Fanboy-(Alp-)Traum wahr. Auf knapp zwei Seiten setzt Fabok die Ermordung von Bruce Waynes Eltern so in Szene, wie Brian Bolland dies getan hätte, wenn es in Alan Moores Skript zu The Killing Jones gestanden hätte.
Die Idee, den Joker heilen zu können, hatten schon viele. Dieses Mal ist es Dr. Ben Arnell. Er arbeitet als Psychologe in der Irrenanstalt Arkham Asylum und will den Joker durch eine Gesprächstherapie heilen. Arnell lebt mit Frau und Sohn ein beschauliches Leben in der Vorstadt und glaubt, alles im Griff zu haben. Die Welt, die er wahrnimmt ist geordnet und klar. Er ist sehr hoffnungsvoll, dass er in der Lage sein wird, den Joker zu rehabilitieren, aber er unterschätzt, wie leicht der Joker in seinen Kopf und möglicherweise sein Zuhause gelangen kann.
Doch schon nach wenigen Sitzungen mit dem Joker scheint die Welt von Dr. Arnell sich verändert zu haben. Zu spät erkennt er, dass der Joker ihn manipuliert und ihn benutzt. Es beginnt ein psychedelischer Horrortrip. Der Joker vergiftet immer mehr den Geist seiner Beute. Dadurch setzt er eine Kettenreaktion des Chaos in Gang, die nicht nur Gotham City, sondern auch die Seele eines idealistischen Mannes und seiner jungen Familie zu zerstören droht. Immer mehr entgleitet dem hoffnungsvollen Arzt die Sicht auf die Realität. Das alles ist ungemein spannend aber auch verstörend – ein Psychothriller.
In Batman: The Smile Killer, der in diesem Band ebenfalls enthaltenen Fortsetzung von Joker: Killer Smile, wird die Realität noch einmal mehr auf den Kopf gestellt. Was ist wahr, was Einbildung? Autor Jeff Lemire (Essex Country) spielt mit der Idee, dass Bruce Wayne wahnsinnig ist und fragt, ob seine eigenen Erinnerungen an seine Zeit als Batman überhaupt echt sind.
Die Zeichnungen von Andrea Sorrentino sind stark und passend zum Setting. Sowohl poetisch realistisch als auch erschreckend tiefsinnig und beängstigend. Das Kreativteam Lemire/Sorrentino, von dem auch die Comic-Erfolge Old Man Logan und Gideon Falls stammt, erzählt einen abgeschlossenen, vierteiligen Psycho-Thriller über Batmans Erzfeind: Eine Empfehlung, für alle, die sich was trauen.
Die Comic-Reihe erscheint als großformatiges HC-Album unter dem DC-Black-Label. Lobenswert ist die Aufnahme aller Cover und Variant-Cover zu den vier Bänden, Sketche und Biografien der Künstler.