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Bill Finger: Der wahre Schöpfer des Dunklen Ritters

Es war der Autor Bill Finger, der sich das Design des Fledermaus-Kostüms von Batman, dessen tragische Vorgeschichte mit der Ermordung von Bruce Waynes Eltern, sowie Schurken wie den Joker, die Stadt Gotham City und auch den griffigen Beinamen “The Dark Knight“ ausdachte.

Doch als Vater von Batman wurde immer nur der Zeichner Bob Kane genannt. Nur ein einziges Mal – 1966 im Vorspann der von ihm geschriebenen Doppelfolge The Clock King’s Crazy Crimes der TV-Serie Batman mit Adam West – wurde Bill Fingers Name im Zusammenhang mit seiner Schöpfung erwähnt.

Erst ab 2015 ist in den Credits zu Comic und Filmen zu lesen, dass Batman von “Bob Kane with Bill Finger“ geschaffen wurde. Dass dies plötzlich möglich, ist hauptsächlich dem Autor Marc Tyler Nobleman zu verdanken, dem es durch hartnäckige Recherche gelang, eine Enkelin von Bill Finger ausfindig zu machen und diese dazu zu bringen, sich mit DC zu einigen.   

Diese Geschichte stand im Zentrum des Dokumentarfilms Batman & Bill, doch bereits zuvor hatte Nobleman einen Comic über das Leben von Bill Finger geschrieben. In Bill the Boy Wonder: The Secret Co-Creator of Batman ließ er den Zeichner Ty Templeton (Jupiter’s Legacy) auf knapp 40 – meist nur aus jeweils einer Zeichnung bestehenden – Comicseiten, die traurige Geschichte des verkannten Comicgenies Finger in Szene setzen.

Jetzt hat sich der in Münster geborene und in New York lebende Autor Julian Voloj der Geschichte angenommen. Dieser verfasste neben dem thematisch verwandten Comic Joe Shuster – Vater der Superhelden auch Comicbiografien zu Marlene Dietrich, Jean-Michel Basquiat und dem ersten deutschen Profi-Fußballer Oskar Rohr.

Geschickt verzahnt erzählt Voloj auf 144 Seiten in Bill Finger: Der wahre Schöpfer des Dunklen Ritters sowohl die Biografie des Batman-Miterfinders als auch die detektivischen Ermittlungen von Marc Tyler Nobleman, der ein Vorwort zum Comic beisteuerte.

Großartig sind auch die Bilder des israelischen Comiczeichners und Karikaturisten Erez Zadok. Somit erfährt Bill Finger auch in Comicform endlich die seinem Lebenswerk angemessene Würdigung!

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Marlene Dietrich: Augenblicke eines Lebens

Die anregende Lektüre des ersten Teils der von Alessandro Ferrari verfassten und von Flavia Scuderi sehr sinnlich in Szene gesetzten Biografie von Marlene Dietrich, weckte Neugierde auf einen zweiten Comic zum selben Thema.

Marlene Dietrich: Augenblicke eines Lebens

Pünktlich zum 120. Geburtstag des Hollywoodstars veröffentlichte Knesebeck eine Graphic Novel über das bewegte Leben der Dietrich. Ich muss allerdings zugeben, dass das Werk schon eine ganze Weile ungelesen bei mir herumlag, da mir die blassen und nur sehr selten farbigen Bilder von Claudia Ahlering ein wenig den Zugang zum Comic verbaut hatten.

Marlene Dietrich: Augenblicke eines Lebens

Doch wie so oft, wenn sich endlich einmal auf eine fremd wirkende Sache eingelassen wird, waren alle Bedenken schon nach wenigen Seiten verflogen. Eigentlich verwundert dies nicht, denn Autor ist Julian Voloj, der mit Claudia Ahlering bereits bei einer Comic-Adaption Annette von Droste-Hülshoffs Novelle Die Judenbuche zusammenarbeitete.

Marlene Dietrich: Augenblicke eines Lebens

Voloj ist Spezialist für gut recherchierte und etwas sperrig in Szene gesetzte Comic-Biografien. Carlsen veröffentlichte seine bemerkenswerten Werke über das tragische Leben des Superman-Co-Schöpfers Joe Shuster, über den Ausnahmekünstler Jean-Michel Basquiat und den Erfolgs-Fußballer Oskar Rohr.

Marlene Dietrich: Augenblicke eines Lebens

Ausgangspunkt des Dietrich-Comics ist ein Interview, das ein junger Journalist mit der zurückgezogen lebenden Dietrich in ihrer Pariser Wohnung führt. Diesem etwas formelhaften Ansatz trotzt Voloj eine ziemlich großartige Schlusspointe ab. Der Comic überzeugt auch dadurch, dass Voloj gar nicht erst versucht, sämtliche Stationen eines bewegten Lebens zwischen zwei Buchdeckel zu packen.

Marlene Dietrich: Augenblicke eines Lebens

Stattdessen konzentriert er sich auf einige “Augenblicke eines Lebens“. Dazu gehört Marlene Dietrichs ungewöhnlich vertrauensvolle Beziehung zu ihrem Ehemann Rudolf Sieber. Mit diesem blieb sie zeitlebens verheiratet, obwohl es zu Liebesbeziehungen mit Josef von Sternberg und Jean Gabin kam, die alles andere als kurze Affären waren.

Marlene Dietrich: Augenblicke eines Lebens

Interessant ist auch, dass Marlene behauptete Einzelkind zu sein, nachdem sie herausfand, dass ihre Schwester Elisabeth Will zur Unterhaltung des Wachpersonals vom KZ Bergen-Belsen ein Kino betrieben hatte. Bemerkenswert ist auch, dass die 1960 in Berlin als “Vaterlandverräterin“ beschimpfte Dietrich in Israel als erste Künstlerin Lieder in deutscher Sprache gesungen hatte.

Marlene Dietrich: Augenblicke eines Lebens

Abgerundet wird der Comic durch Biografien der historischen Figuren, die darin “Gastauftritte“ absolvierten und ein interessantes Nachwort von Julian Voloj über den “Mythos Marlene“.

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Flavia Scuderi: Marlene Dietrich

Bei Panini sind mit Chaplin: Ein Leben für den Film und Monroe – Ein Hollywoodmärchen! die beiden ersten Ausgaben der frankobelgischen Reihe Les étoiles de l’histoire erschienen. Doch anstatt den dritten Band mit der Comic-Biografie von Brigitte Bardot folgen zu lassen, veröffentlicht Panini in ähnlicher Aufmachung den ersten Teil der Lebensgeschichte von Marlene Dietrich.

Flavia Scudery: Marlene Dietrich

Bereits 2013, nachdem sie eine bei Knesebeck erschienene Biografie über Richard Wagner gezeichnet hatte, arbeitete Flavia Scuderi zusammen mit ihrem damaligen Texter Andreas Völlinger an einen Comic über Marlene Dietrich. Doch das Projekt kam nicht so recht voran. Mittlerweile ist bei Knesebeck einen der von Julian Voloj geschriebene und von Claudia Ahlering gezeichnete Comic Marlene Dietrich: Augenblicke eines Lebens erschienen.

Flavia Scudery: Marlene Dietrich

Flavia Scuderi dachte eine Weile darüber nach, einen Comic über Marlene Dietrich nicht nur zu zeichnen, sondern auch noch zu schreiben. Doch ein guter Freund von ihr, der Star-Wars- und Disney-Autor Alessandro Ferrari ist ebenfalls ein großer Fan der Dietrich und übernahm er sehr gerne das Texten. Bei ihrer Zusammenarbeit stellten Scuderi und Ferrari fest, dass das schillernde Leben des Weltstars unmöglich in einem 50- oder 60-seitigen Comic-Album zu erzählen ist.

Flavia Scudery: Marlene Dietrich

Einigermaßen chronologisch wird in erster Linie Marlenes Jugend unter der Knute der sehr fordernden Mutter, das wilde Leben im Berlin der 20er-Jahre, sowie der Aufstieg zum Tonfilm-Star geschildert. Der erste Band endet kurz vor dem Beginn der Hollywood-Karriere. Doch gelegentlich blickt Ferrari auch in die Zukunft. So lässt er anfangs an den gegnerischen Fronten des Zweiten Weltkriegs den Song „Lily Marlen“ erklingen oder zeigt Marlene, wie sie 1956 auf einer Abendgesellschaft bei Billy Wilder durch die Schilderung ihrer sexuellen Präferenzen schockiert.

Flavia Scudery: Marlene Dietrich

Flavia Scuderi arbeitet diesmal sehr viel weniger kleinteilig als bei ihrem Wagner-Comic. Häufig gibt es ganzseitige Bildcollagen mit treffend eingefangenen Schlüsselszenen aus Filmklassikern zu bewundern. Der Stil wechselt je nach Stimmungslage der Erzählung. Die vielseitig talentierte Comic-Künstlerin meint dazu: “Mal ist es also realistischer gezeichnet, mal ein bisschen mehr Manga oder ein bisschen wie Disney.“ So kann es gerne weitergehen und es darf sich auf den zweiten Band gefreut werden.

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Basquiat

Auf der Liste der teuersten Gemälde der Malerei, die offiziell mit Kaufvertrag verkauft wurden, steht aktuell auf Platz 12 ein Bild ohne Titel aus dem Jahr 1982, das am 18. Mai 2017 der japanische Milliardär Yusaku Maezawa bei Sotheby’s in New York kaufte. Der Name des Künstlers: Jean-Michel Basquiat. Seine Bilder spielen auf dem Kunstmarkt also eine wichtige Rolle.

Basquiat

Jean-Michel Basquiat wurde am 22. Dezember 1960 in New York City als zweiter Sohn von Matilda Basquiat, deren Familie aus Puerto Rico stammte, und Gerard Basquiat, der in den fünfziger Jahren Haiti verlassen hatte, geboren. Er war der erste afroamerikanische Künstler, der in der hauptsächlich weißen Kunstwelt den Durchbruch schaffte. Er starb am 12. August 1988 im Alter von 27 an einer Überdosis Heroin in New York. Seine Einordnung und sein Stellenwert sind bis heute schwierig und die Kritik über ihn reicht von „Basquiats Bedeutung ist so gering, dass sie praktisch null sei“ bis hin zu der Einschätzung, dass er die Kunst revolutionierte und eine neue Sicht auf Bilder, Zeichen und Kreativität ermöglichte.

Basquiat

Der in Münster geborene Julian Voloj ist ein sehr vielseitiger Comic-Autor. Claudia Ahlering illustrierte seine Geschichte Ghetto Brother: Bronx, NY (avant) und seine Adaption von Annette von Droste-Hülshoffs Erzählung Die Judenbuche (Knesebeck). Carlsen veröffentlichte seinen vom Australier Thomas Campi gezeichneter Comic Joe Shuster – Der Vater der Superhelden und die vom Polen Marcin Podolec in Szene gesetzte Biografie Ein Leben für den Fußball über Deutschlands ersten Profi-Kicker Oskar Rohr.

Basquiat

Voloj lebt seit 2002 in New York, genauer gesagt in Brooklyn, wo das Leben von Basquiat anfing und endete. Hier kam Voloj mit dem spannenden Werk des Künstlers näher in Berührung und ließ ihn nicht mehr los. Seine Biografie über Basquiat gibt einen ersten kurzen Abriss einiger Stationen wieder. In einem extremen Galopp kann miterlebt werden, wie Basquiat mit seinen SAMO-Graffitis in die New Yorker Kunstszene drängte, wie er noch rasanter porträtierte als Andy Warhol und sich dabei ganz selbstbewusst neben den Pop-Art-Meister platzierte. Klar, ist es nicht einfach, auf nur 136 Seiten  Basquiats Leben annähernd gerecht zu werden. Daher finden wichtige Ereignisse keine Erwähnung (documenta 7, 19. Juni bis 28. September 1982; seine Arbeit mit Joseph Beuys).

Basquiat

Der Autor nähert sich mehr poetisch und in kleinen Versatzstücken dem komplizierten Phänomen, was durchaus Charme hat. Nach dem Lesen des Comics könnte der Eindruck entstehen, Basquiats Leben bestand nur aus Arbeiten, das Einnehmen aller Arten von Drogen und das Gequält sein von Inneren Dämonen, die ihn unablässig begleiteten; er scherte sich einen Dreck um sein Umfeld und sich selbst und er war sexuell extrem aktiv, In seiner kurzen Karriere produzierte Basquiat rund 1500 Zeichnungen sowie rund 600 Gemälde und viele Skulpturen. Basquiat zeichnete ständig und benutzte oft Objekte um sich herum als Oberflächen, wenn Papier nicht sofort zur Hand war.

Basquiat

Zu den bekanntesten Sammlern seiner Werke gehören neben „professionellen“ Kunst-Mäzenen auch David Bowie, Johnny Depp, Dave Stewart, Dennis Hopper, John McEnroe,   Leonardo DiCaprio oder Madonna mit der Basquiat ein Verhältnis hatte. Ein Anhang mit Biografien von Basquiat-Weggefährten wie Keith Haring, Debbie Harry oder den Talking Heads vertiefen  die Lektüre des Comics.  Hilfreich ist auch das Nachwort von Voloj, in dem er u.a. erklärt, welch aktuelle politische Brisanz Basquiat hat und darlegt, was er im Comic-Teil aussagen wollte.

Basquiat

Das Artwork des Dänen Søren Glosimodt Mosdal ist bunt und wild. Zusammen mit dem Text eine gelungene Symbiose für solch ein spannendes Leben eines Ausnahmekünstlers. Die englische Ausgabe von Basquiat wurde 2019 vom renommierten The Comics Beat sowohl zu einem der besten Comics des Jahres als auch zu einem der 100 besten Comics des letzten Jahrzehnts ernannt.

Norbert Elbers

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Ein Leben für den Fußball

Diese Comic-Biografie ist Deutschlands ersten Erfolgs-Fußballspieler Oskar Rohr gewidmet. 1932 trug er als 20-Jähriger durch einen verwandelten Elfmeter dazu bei, dass Bayern München Deutscher Meister wurde. Dennoch sah er keine Zukunft in seiner Heimat. Daher ging er als Profi-Kicker zunächst in der Schweiz und anschließend nach Frankreich. Julian Voloj, von dem bei Carlsen auch bemerkenswerte Comic-Biografie über das tragische Leben des Superman-Co-Schöpfers Joe Shuster und über den Ausnahmekünstler Jean-Michel Basquiat erschienen sind, erzählt diesmal von einem ebenso begeisterten wie talentierten Fußballer.

Ein Leben für den Fußball

Am Rande der Geschichte schildert Voloj auch, wie nach der Machtergreifung versucht wurde, zu verhindern, dass sich Fußball zu einem Volkssport entwickelt. Die britischen Wurzeln der Sportart und die damit verbundene Idee des Fairplays waren den Nazis ein Dorn im Auge. Im Comic treten auch zwei für den deutschen Fußball eminent wichtige Persönlichkeiten auf: Kurt Landauer der Präsident des FC Bayern und Walther Bensemann, der Gründer des Fußball-Magazins Kicker. Beide waren Juden und konnten ihre Erfolgsbiografien nach 1933 nicht weiterschreiben.

Ein Leben für den Fußball

Dies mag Oskar Rohr seine Entscheidung erleichtert haben, nicht mehr in Deutschland zu spielen. In seiner Heimat wurde er dadurch geächtet. Nachdem er 1942 in Frankreich verhaftet wurde, landete er zunächst im KZ und anschließend an der Ostfront. Oskar Rohr überlebte und kickte noch einige Jahre in Deutschland.

Ein Leben für den Fußball

Der in Polen geborene Zeichner Marcin Podolec (Fugazi) überrascht bei diesem Comic durch seine oft etwas naiven Bilder im Buntstift-Look. Doch der Stil bringt Volojs Geschichte insgesamt recht gut an den Leser. Bemerkenswert an Ein Leben für den Fußball ist auch, dass ein “ganz normaler“ eher unpolitischer Deutscher im Zentrum steht. Dieser wäre wahrscheinlich sehr glücklich geworden, wenn er einige Jahrzehnte später gelebt hätte und nicht durch das faschistische Regime ins Abseits gedrängt worden wäre.

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