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Heißer Verdacht – Prime Suspect

Anfang der 90er-Jahre gab es in Großbritannien weder bei der Polizei noch in TV-Serien weibliche Führungskräfte, die Ermittlungen leiteten. Dies änderte sich erst nachdem Helen Mirren 1991 als Detective Chief Inspector Jane Tennison ihren Dienst in der fiktiven Southampton Row Police Station in Central London antrat.

Die Serie Prime Suspect wurde zwar hauptsächlich in Manchester gedreht, doch die Erfahrungen, die Tennison mit ihren männlichen Mitarbeitern und Vorgesetzten machte, basieren auf tatsächlichen Erlebnissen von Jackie Malton, die eine der ersten weiblichen Polizeidetektive in England war. Malton gab Helen Mirren den Ratschlag als Jane Tennison im Dienst niemals zu lächeln, da dies als Schwäche ausgelegt werden kann. Malton glich auch die Drehbücher von Lynda Joy La Plante mit ihren Lebenserfahrungen ab.

Die von Mirren gespielte Kriminalistin hat durch ihre Hartnäckigkeit zwar große Erfolge, zahlt dafür aber auch einen hohen Preis. Da sie quasi immer im Einsatz ist, gehen ihre Beziehungen beständig in die Brüche. Obwohl sie im Job mit vielen Menschen konfrontiert wird, ist sie einsam. Mirren gelingt es sowohl das Leid von Jane Tennison, die in der letzten Episode zu den Anonymen Alkoholikern geht, als auch ihre kurzen Momente des Triumpfes, die die Polizistin gerne im Spiegel betrachtet, mitreißend darzustellen.

Aus heutiger Sicht mögen die ersten drei Staffeln, die jeweils eine durchgehende Geschichte in zwei spielfilmlangen Episoden erzählen, ein wenig langatmig wirken. Doch die in spannende Handlungen verpackten Themen Gleichberechtigung, Rassismus und Homophobie stehen immer noch auf der Tagesordnung.

Als in der vierten Staffel drei in sich abgeschlossene Episoden erzählt wurden, hob die Serie für mich richtig ab. Ich vergaß völlig, dass ich hier eine vor drei Jahrzehnten entstandene Serie sah und war live dabei als Jane Tennison immer wieder vergeblich versuchte, ein Privatleben am Rande ihrer Ermittlungen zu führen.

Die siebte und letzte Staffel wurde 2006 ausgestrahlt und erzählt von Jane Tennisons letzten Fall. Wer Prime Suspect heute bingewatcht, kann an einem Tag die Highlights und Tiefpunkte eines 15-jährigen Berufslebens miterleben. Manche der Geschichten mögen etwas künstlich zugespitzt wirken, doch wenn es Jane Tennison gelingt Licht in ganz finstere Angelegenheiten zu bringen, dann scheint ihr Einsatz ohne Rücksicht auf eigene Verluste Sinn zu machen.

Zum Abschluss noch ein paar Worte zur Heimkinoveröffentlichung. In Großbritannien ist eine Box mit allen sieben Staffeln auf 10 DVDs erschienen. In Deutschland veröffentlichte Koch Media eine schön aufgemachte Blu-ray-Edition im Schuber. Die “Superbox mit 6 Discs“ hat allerdings ein paar Schönheitsfehler.

So fehlt die siebte Staffel, obwohl es dazu als Bonus ein Making-Of gibt. Die Bildqualität schwankt, die Episode Kind vermisst (The Lost Child) ist seltsamerweise nur im Vollbildformat enthalten und die frühen Episoden wurden nicht komplett synchronisiert. Für letzteres sind die öffentlich-rechtlichen Sender verantwortlich, die anscheinend ihren Zuschauern 1996 nicht zumuten wollten, dass Jane Tennison abgetrieben hatte. Auch in dieser Hinsicht sind die Heimkino-Editionen interessant, denn hier sind auch jene Szenen (mit deutschen Untertiteln) enthalten, die bei der deutschen Erstausstrahlung fehlten.  

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Für alle Fälle Fitz

Dr. Eddie Fitzgerald alias Fitz (unfassbar gut: Robbie Coltrane alias Hagrid) ist wahrhaft das Schwergewicht unter allen TV-Kriminalisten. Der Psychologie-Professor hilft der Polizei in Manchester immer wieder bei besonders schwierigen Fällen. Durch unorthodoxe Verhör-Methoden entdeckt er die abgründigsten Geheimnisse. Sein eigenes Leben hat er jedoch überhaupt nicht im Griff. Nur wenn er ermitteln darf, hat er seine Alkohol- und Spielsucht halbwegs im Griff.

Für alle Fälle Fitz

Während die Serie im ZDF in 16:9 – Widescreen ausgestrahlt wurde, sind die drei Folgen der ersten Staffel auf DVD leider nur im Vollbild-Format zu sehen. Das ist in der zweiten Staffel etwas besser, diese kann im nicht anamorphen Format 1: 1,66 betrachtet werden. Auch hier ermittelt Fitz wieder in drei ganz schön heftigen Fällen: Ein eher unscheinbarer junger Mann (beeindruckend: Robert Carlyle) rasiert sich scheinbar grundlos eine Glatze und läuft Amok, eine religiöse Sekte hält ein junges Mädchen gefangen und ein Serien-Vergewaltiger will Kuschel-Sex.

Für alle Fälle Fitz

Im weiteren Verlauf bietet die britische Serie eine packende Mischung aus zwar ziemlich abgefahrenen, aber dennoch nachvollziehbaren Kriminalfällen und einer fortlaufenden Handlung über Fitz, der mit seiner Frau und seinen Süchten (Trinken, Spielen, Rauchen) hadert. Doch auch die Mitarbeiter der Polizei von Manchester haben erhebliche Probleme mit Fitz, sich selbst und ihrer Arbeit. So wird die junge Polizistin Jane Penhaligon (Geraldine Somerville) immer dazu verdonnert Todesnachrichten an die Hinterbliebenen zu überbringen (“Sie verkraften es besser, wenn es von einer Frau kommt!“) und kann es selbst nicht fassen, dass sie sich auch noch zum verkorksten Fitz hingezogen fühlt.

Für alle Fälle Fitz

Auch die Fälle in der dritten Staffel sind nicht ohne: Eine Serialkiller (möglicherweise ein Priester) ermordet Prostituierte, ein junger homosexueller Man wird zur mordenden Bestie und eine sexuell frustrierte Fanatikerin verliebt sich in Fitz. Diese fest im britischen Alltag verankerten Geschichten sind an sich schon packend genug und bieten zudem noch äußerst interessante Einblicke in menschliche Abgründe.

Für alle Fälle Fitz

Doch das Salz in der Psychosuppe sind die sich durch die ganze Serie ziehenden Handlungsstränge. So hat sich die von einem Kollegen vergewaltigte Jane Penhaligon auf eine komplizierte Affäre mit Fitz eingelassen. Dieser wird zugleich gerade Vater (und beinahe Großvater) und funktioniert nur dann halbwegs normal, wenn er einem durchgeknallten Täter auf der Spur sein kann. Ansonsten terrorisiert er seine Familie und macht seiner Selbstanalyse alle Ehre: “Ich trinke zu viel, ich rauche zu viel, ich bin zu viel!“

Für alle Fälle Fitz

Nach den neun von 1993 bis 1995 ausgestrahlten spielfilmlangen  Fällen endete die Serie erst einmal. Es folgte ein Jahr später noch der Film Weiße Teufel. Dieser wirkt ein wenig so, wie der Beweis, dass dem Produktionsteam tatsächlich die Ideen ausgegangen sind. Dies sollte wohl durch den schillernden Schauplatz Hongkong kaschiert werde. Dort hält der Fitz einen launigen Vortrag, eckt bei der örtlichen Polizei an und löst dennoch einen arg konstruiert wirkenden Kriminalfall.

Für alle Fälle Fitz

Doch zehn Jahre später kehrte Robbie Coltrane noch einmal als Fitz und zum Glück an den Handlungsort Manchester zurück. In Nine Eleven kommt er aus Australien zu Besuch in seine arg modernisierte Heimatstadt, hält auf der Hochzeit seiner Tochter eine launige Ansprache, eckt bei der örtlichen Polizei an und löst dennoch einen Kriminalfall. Doch diesmal gelang dem Serienschöpfer Jimmy McGovern, der fast alle Episoden geschrieben hatte, wieder eine höchst brisante Geschichte, die von Anti-Amerikanismus und vom Nordirland-Konflikt handelt. Zudem hatte Fitz auch privat wieder kleine Scharmützel mit seiner Ehefrau auszufechten. Diese will so schnell wie möglich nach Australien zurück, während Fitz lieber wieder ungehemmt seinen Lieblingsbeschäftigungen (Morde aufklären und Glücksspiel) nachgehen möchte…

Für alle Fälle Fitz

Die DVD-Box mit der angeblichen “Vierten Staffel“ enthält eine sehr informative Dokumentation über die komplette Fitz-Serie. Jimmy McGovern erzählt hier, dass er an Selbstmord dachte, als der schwergewichtige Komiker Robbie Coltrane den Fitz spielen sollte, denn er hatte sich diesen Charakter als drahtigen Ex-Soldaten vorgestellt. Wie man sich doch täuschen kann! Hoffnung für die Zukunft macht das Statement von Coltrane, der sofort wieder den Fitz spielen würde, wenn McGovern sehr gute Ideen für neue Fälle hätte.

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