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Invictus – Unbezwungen

Ein Jahr nachdem er 2008 mit Gran Torino eine grandiose Vorstellung als Darsteller gab, schien der Regisseur Clint Eastwood bei seinem nächsten Projekt auf Nummer Sicher zu gehen. Mit einem Film über die Apartheid in Südafrika (bzw. dem Ende davon) dürften in den USA die entsprechenden Betroffenheitsgefühle geweckt werden, zumal der Schauplatz nicht direkt vor der eigenen Haustür liegt.

Invictus - Unbezwungen

Passend dazu ist der väterliche Morgan Freeman, der schon zweimal sehr glaubhaft den lieben Gott spielte, eine allzu offensichtliche Wahl für die Darstellung eines übermenschlich guten Nelson Mandela. Das hätte ganz schön ins Auge bzw. auf die Nerven gehen können, auch weil Morgan Freemans Filmfiguren oft so erhaben wirken, dass ihnen kaum noch Alltäglichkeiten wie Klo-Besuche zuzutrauen sind. Es wäre auch für dem größten Gutmenschen etwas zu viel gewesen, Freeman zwei Stunden lang dabei zuzusehen, wie er den Märtyrer im Knast gibt, der auf seine Freilassung verzichtet, weil ihm dies politische Mäßigung abverlangt hätte.

Invictus - Unbezwungen

Doch zum Glück geht Eastwood mit Invictus einen völlig anderen Weg. Sein auf dem Buch Playing the Enemy: Nelson Mandela and the Game That Made a Nation von John Carlin basierender Film beginnt im Jahre 1994 als Mandela bei den ersten freien Wahlen zum Präsidenten von Südafrika gewählt wurde. Seine Kampfgenossen erwarten von ihm, dass er nun den Spieß umdreht. Doch Mandela feuert keine Regierungsangestellten nur wegen ihrer blassen Hautfarbe.

Invictus - Unbezwungen

Clint Eastwood konzentriert sich innerhalb der Geschichte hauptsächlich auf zwei Randgebiete, die zugleich auch beliebte Genres des US-Kinos sind. Recht heimisch dürfte er sich in der Welt der Leibwächter des Präsidenten gefühlt haben, schon durch seine überzeugende Darstellung eines Bodyguards in Wolfgang Petersens In the Line of Fire. In kurzen aber markanten Szenen zeigt Eastwood hier eine Macho-Welt in der ehemals Unterdrückte, die sicher nicht zufällig an Black-Panther-Aktivisten erinnern, plötzlich mit ehemaligen Gegnern – knüppelharten weißen Spezialagenten – zusammenarbeiten müssen.

Invictus - Unbezwungen

Noch ausführlicher wird vom erfolglosen fast ausnahmslos aus weißen Spielern bestehenden südafrikanischen Rugby-Team erzählt. Diese sogenannten “Springboks“ wurden von den schwarzen Zuschauern im Stadion als Relikt der Apartheid angesehen und ausgepfiffen. Als 1995 die Rugby-Weltmeisterschaften in Südafrika stattfanden, machte es sich Mandela zur Chefsache die “Springboks“ und deren Kapitän Francois Pienaar (Matt Damon) aufzupäppeln.

Invictus - Unbezwungen

Clint Eastwood kann ganz sicher vorgeworfen werden, dass er die südafrikanischen Verhältnisse gelegentlich allzu stark amerikanisiert. So erinnern das Amtszimmer des Präsidenten an das “Oval Office“ und die Diskussionen unter den Regierungsmitgliedern an einschlägige Film- oder TV-Darstellungen der Verhältnisse im Weißen Haus. Auch die Mär vom Erfolg im Sport durch den alle Rassenschranken überwunden werden können, wurde schon einige Male zu häufig (und in Invictus vielleicht ein wenig zu ausführlich) erzählt.

Invictus - Unbezwungen

Doch zum Glück sind dies nur Zutaten zu einem insgesamt sehr schlüssigen und äußerst warmherzigen Film. Dankbar darf man dem Regisseur dafür sein, dass er die Angst vor einem Anschlag auf den Präsidenten per Zivilflugzeug sehr hübsch ins Leere laufen lässt. Einige Male dürfte kaum ein Auge trocken bleiben. Etwa wenn der Film zeigt wie das elitäre Rugby-Team von Mandela dazu verdonnert wird mit schwarzen Ghetto-Kindern zu trainieren und dann – im wahrsten Sinne des Wortes – spielerisch Berührungsängste überwunden werden.

Invictus - Unbezwungen

In Erinnerung bleibt auch Matt Damons Gesichtsausdruck als er jene kleine Gefängniszelle aufsucht, in der Nelson Mandela jahrelang inhaftiert war oder jene kurze Szene, die zeigt, dass es plötzlich für eine weiße Mittelschichtfamilie kein Problem mehr ist die schwarze Hausangestellte mit zum Rugby-Finale ins Stadion zu nehmen. Es erstaunt einmal mehr was für ein reifer Regisseur (und Mensch!) aus dem einstigen Darsteller wortkarger Revolvermänner geworden ist.

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Alfred J. Kwak – Lachen verboten

Was dem Peter Maffay sein Drache Tabaluga ist, stellt für Herman Van Veen die Ente Alfred Joducus Kwak dar. Er schuf diese Figur für eine Theateraufführung, die Kinder in Stile von Peter und der Wolf mit den Instrumenten eines Symphonieorchesters bekannt machen sollte. Gezeichnet wurde das Federvieh zunächst von Annet Kossen und dann übernahm Harald Siepermann. Dieser machte auch im Bereich des Disney-Zeichentrickfilms Furore. Er entwarf den roten Drachen Mushu für Mulan und sehr viele Figuren für Tarzan und gab auch 2002 ein kurzes Gastspiel in der Hör Zu als Mecki-Zeichner.

Alfred J. Kwak - Lachen verboten

Die Trickfilmserie mit Alfred Jodocus Kwak erhielt 1990 die Goldene Kamera. Ab 1987 erschienen bei Carlsen unter dem Titel Die seltsamen Abenteuer der Ente Alfred Jodocus Kwak drei Comic-Alben. Anfang der 90er-Jahre gab es noch eine kurzlebige Heftchen-Serie beim Condor Verlag und dann war erst einmal Ruhe. Doch mit diesem Bilderbuch jetzt kehrt die Ente wieder zurück. Auf der Titelseite ist der Aufkleber „Ein Buch für Unicef“ zu sehen und Alfred J. Kwak trifft auf Nelson Mandela.

Alfred J. Kwak - Lachen verboten

Inhaltlich geht es zunächst ziemlich ungezwungen zu. Die Ente sitzt schon recht bald auf dem Klo und singt das „Kacklied“ (Noten liegen bei!). Doch diese Stimmung hält nicht lange an, denn auf dem Zeitungs-Klopapier erfährt Alfred, dass im armen Land Congabonga eine schreckliche Krankheit ausgebrochen ist, die den Bewohnern ihre „Du-weißt-schons“ abfallen lässt. Alfred reist mit einem Zeitfahrrad durch die Weltgeschichte, organisiert Klebstoff und alles wird gut. Insgesamt also eine etwas simpel gestrickte Aids-Parabel, die nur bedingt Aufklärung bietet. Doch immerhin sind Harald Siepermanns Zeichnungen recht schön anzusehen.


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