Schlagwort-Archive: New York

Ex Machina

Durch seltsame Umstände verfügt der New Yorker Bauingenieur Mitchell Hundred plötzlich über Superkräfte. Er kann mit Maschinen aller Art kommunizieren und diese nach seiner Pfeife tanzen lassen. Hundred setzt sich einen Raketenrucksack auf und spielt den Superhelden. Doch da jede gute Tat auch negative Nebenwirkungen hat, wechselt er in die Politik und wird mit großer Mehrheit zum Bürgermeister von New York gewählt. Ein einziges Mal wird Hundred jedoch rückfällig: Am 11. September 2001 verhindert er, dass auch der zweite Turm des World Trade Center durch einen Terroranschlag zerstört wird…

Ex Machina

Bereits mit Y: The Last Man qualifizierte sich Brian K. Vaughan (Saga, Die Löwen von Bagdad, We stand on Guard) als ebenso origineller wie drastischer Comicautor und er enttäuscht 2004 auch mit Ex Machina nicht. Gleich am Anfang benennt er seine Inspirationsquellen, dreht aber auch den Spieß gleich wieder um, wenn er seinen zum Politiker mutierten Superhelden sinnieren lässt: “Die Leute machen mich verantwortlich für Bush in seiner Fliegerkombi und dafür, dass Arnold zum Gouverneur gewählt wurde. Aber die Wahrheit ist … das wäre auch ohne mich passiert.“

Ex Machina

Nicht nur Vaughans Grundidee, sondern auch die Erzählstruktur kann voll überzeugen. Vaughan siedelt seine Hauptgeschichte im Jahre 2002. Die Serie erzählt sehr detailfreudig von den realen Problemen des Bürgermeisters einer US-Großstadt, was sich auch im nur auf den ersten Blick etwas unspektakulär wirkenden Artwork von Tony Harris niederschlägt. Doch in die Erzählung sind immer wieder Rückblenden eingeflochten, wodurch die Hauptpersonen plastischer werden und ein insgesamt äußerst spannendes Handlungsgeflecht entsteht.

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Sweet Home Alabama

Bei Melanie Carmichael (Reese Witherspoon) läuft alles prima. Sie ist Chefin einer Modefirma und wird demnächst Andrew (Patrick Dempsey), den Sohn der New Yorker Bürgermeisterin (Candice Bergen), heiraten. Doch zuvor muss sie noch zurück in ihr Südstaaten-Heimatkaff, um sich von ihrem Noch-Ehemann Jake (Josh Lucas) scheiden zu lassen. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten fühlt sie sich dort wieder recht heimisch…

Sweet Home Alabama – Liebe auf Umwegen

Tja, eigentlich ist Sweet Home Alabama von Andy Tennant (Hitch – Der Date Doktor, The Secret) eine nette und gut besetzte romantische Komödie, wenn da nur nicht diese teilweise sehr unangenehmen Klischees wären. Fast immer ist es im US-Kino die idyllische Kleinstadt, die den zynischen Großstädter dazu bringt sich wieder auf die wahren Werte zu besinnen und dann zu einem besseren und glücklicheren Menschen macht.

Sweet Home Alabama – Liebe auf Umwegen
Dabei ist dort (und in allen Käffern der Welt) nun wirklich nicht alles in Ordnung. So läuft etwa Fred Ward als Melanies Papa ständig in Südstaaten-Uniform herum und weigert sich Yankee-Land zu betreten. Auch die Besuche in dieser siffigen Bierkneipe, in der Melanies ehemaligen Freunde immer noch herumhängen, dürften nach wenigen Tagen mehr als öde werden. Doch immerhin ist die dortige Theke genauso klebrig wie die Moral dieses Films.

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Pixar: Soul

Als der nicht mehr ganz junge New Yorker Joe Gardener fest als Aushilfelehrer angestellt werden soll, scheint sich sein Leben zum Besseren zu entwickeln. Doch am selben Tag  bekommt Joe die Gelegenheit im angesagten Jazz-Club Half Note die legendäre Saxophonistin Dorothea Williams bei einem Auftritt am Piano zu begleiten. Für den begeisterten Jazzmusiker scheint ein Traum in Erfüllung zu gehen, doch dann fällt Joe in einen offenen Gully…

Pixar: Soul

Er landet auf einem Fließband im Jenseits und soll ins Licht transportiert werden. Joe gelingt der Absprung ins Vorseits, wo neue Seelen ausgebildet werden, bevor man sie auf die Erde schickt. Joe wird Mentor der Rabauken-Seele 22, an der bereits Muhammad Ali und Mutter Theresa verzweifelt sind. Joe gelingt es tatsächlich auf die Erde zurückzukehren. Er steckt jedoch plötzlich im Körper einer Katze, während  22 versucht mit den Körperfunktionen von Joes schlaksigen Leib klarzukommen.

Pixar: Soul

Auch nachdem Pixar fest zu Disney gehört, beschreitet das Animations-Studio immer wieder erstaunlich weit vom Mainstream entfernte Wege. Auch diesmal gibt es keine Prinzessin als Hauptfigur, sondern eine etwas rundliche männliche Person of Colour. Statt zuckriger Musical-Songs ist ein jazziger Soundtrack zu hören und trotz viel schreiend komischen Klamauk, ist der Film eine intelligente Reflexion über den Sinn des Lebens.

Pixar: Soul

Wie schon bei ähnlich gelagerten Alles steht Kopf inszenierte wieder Pete Docter (Die Monster AG), der auch am Drehbuch mitschrieb. Während die New Yorker Szenerien fast schon fotorealistisch wirken, konnten sich die Animatoren im zwischen plüschig und kubistisch angesiedelten Jenseits richtig austoben.

Pixar: Soul

Ob der erstaunlich erwachsene Film sein Publikum im Kino erreicht hätte, bleibt offen, denn Soul erlebte  – Corona-bedingt – seine Weltpremiere am 25.12,2020 (ohne Aufpreis) auf Disney+. Als DVD- und Blu-ray erscheint der Film am 2. April.

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Inheritance

Als ihr schwerreicher Vater plötzlich stirbt, erbt die New Yorker Staatsanwältin Lauren Monroe sehr viel weniger als ihr jüngerer Bruder. Doch stattdessen hat Archer Monroe seiner Tochter die Aufforderung zur Erledigung einer ganz speziellen Angelegenheit hinterlassen. Auf dem Gelände des Familien-Stammsitzes befindet sich ein geheimer, unterirdischer Bunker, und dort wird ein angeketteter Mann gefangen gehalten. Dieser behauptet Morgan Warner zu heißen und bereits seit über 30 Jahren eingesperrt zu sein…

Inheritance

Der hektisch geschnittene Auftakt dieses Thrillers baut Distanz zur Hauptfigur Lauren Monroe auf, die als eiskalte Karrieristin vorgestellt wird. Doch Lily Collins (Spieglein Spieglein, Emily in Paris) gelingt es trotzdem Sympathien für die junge Frau zu wecken, die ihren dunkelhäutigen Ehemann und den Beruf im Staatsdienst gegen den Willen des herrschsüchtigen Vaters gewählt hat. Das Schicksal des ganz offensichtlich schon sehr lange eingesperrten Mannes liegt in den Händen von Lauren.

Inheritance

Die große Überraschung des Films ist die Besetzung des Kerker-Insassen mit dem Schotten Simon Pegg (Es ist kompliziert, Hot Fuzz), der selbst in seinen Auftritten in eher dramatischen Filmreihen wie Star Trek oder Mission: Impossible für humoristische Einlagen zuständig ist. Doch als undurchschaubarer“Morgan Warner“ kann Pegg mühelos von bedauernswert auf bedrohlich umschalten. Die Kammerspiel-Momente mit Collins und Pegg sind ganz großes Thriller-Kino!

Inheritance

Die DVD von Constantin Film enthält neben dem 107-minütigen Hauptfilm noch die Kurz-Dokus “Inszenierung eines Thrillers“ (4:47 min, wie alle Extras wahlweise mit deutschen Untertiteln) und “Die Besetzung von Inheritance“ (5:59 min), sowie den deutschen und den internationalen Trailer (je 2:10 min)

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The Happening

Nachdem M. Night Shyamalan sich mit The Sixth Sense, Unbreakable und Signs – Zeichen seinen Ruf als Macher von mysteriösen Filmen mit überraschenden Wendungen redlich erkämpft hatte, blieben die (nicht wirklich schlechten) Nachfolgewerke The Village und Das Mädchen aus dem Wasser zumindest finanziell weit hinter den Erwartungen zurück. Als Vorbereitung auf seinen sechsten Mystery-Film scheint sich Shyamalan sicherheitshalber noch einmal einige Hitchcock-Klassiker angesehen zu haben.

The Happening

The Happening beginnt damit, dass es in und um den New Yorker Central Park zu immer mehr Selbstmorden kommt. Zunächst wird (natürlich) ein Giftgas-Terroranschlag vermutet, doch ziemlich bald wird klar, dass die Bedrohung aus einer gänzlich anderen Richtung kommt. Die Selbstmordwelle breitet sich an der gesamten US-Ostküste aus. Der Lehrer Elliot Moore (Mark Wahlberg) flüchtet mit seiner Frau Alma (Zooey Deschanel) aufs Land, doch auch dort geht es nicht allzu idyllisch zu…

The Happening

Night Shyamalan vereint in The Happening Motive aus Hitchocks Die Vögel und Psycho mit der ganz großen Weltuntergangspanik von Steven Spielbergs Krieg der Welten oder Roland Emmerichs The Day After Tomorrow. Doch die Meisterschaft Shyamalans zeigt sich darin, dass er keine großartigen Spezialeffekte benötigt um zu erschrecken. Ein paar raschelnde Büsche und die mit Bedacht eingesetzten Großaufnahmen von erschrockenen Gesichtern sind mindestens ebenso effizient wie marsianische Raumschiffe oder riesige Flutwellen.

The Happening

Man mag manche Idee in The Happening vielleicht für leicht hirnrissig halten, aber in Sache Spannungsaufbau reicht zurzeit niemand an M. Night Shyamalan heran.

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Coogans großer Bluff

Coogans großer Bluff – der um ein Wort reduzierte Originaltitel Coogan’s Bluff ist zugleich auch der Name eines Aussichtspunkts in Manhattan – ist zwar in der damaligen 1968er-Gegenwart angesiedelt, dennoch handelt es sich um einen Western. Clint Eastwood spielt als Coogan einen “Mann ohne Vornamen“, der als Gesetzeshüter in eine große Stadt kommt und dort ohne Rücksicht auf die örtlichen Gepflogenheiten versucht einen Mörder dingfest zu machen um ihn seine Heimat Arizona zu verfrachten.

Coogans großer Bluff

Dabei geht es teilweise durchaus lustig zu und es ist sehr amüsant Eastwoods Gesicht zucken zu sehen, wenn er zum x-ten Mal aufgrund seines großen Cowboy-Huts für einen Texaner gehalten wird und immer wieder korrigiert, dass er aus Arizona kommt. Besonders vergnüglich ist wie der knorrige von Lee J. Cobb verkörperte New-York-Cop McElroy beständig und fast erfolgreich versucht Coogan auf die Palme zu bringen. Auch die sich langsam entwickelnde Beziehung zur liberalen Bewährungshelferin Julie bringt Humor in den Film und führt sogar dazu, dass Coogan sich am Ende des Filmes sich etwas menschlicher gegenüber seinem Gefangenen verhält.

Coogans großer Bluff
Coogans großer Bluff“ist der erste von fünf Eastwood-Filmen – darunter auch der drei Jahre später entstandene Auftakt der Dirty Harry-Serie – bei denen Don Siegel Regie führte (während Clint Eastwood in seinem Regiedebüt Sadistico Don Siegel als Schauspieler einsetzte) und hat sich erstaunlich gut gehalten. Es ist ein immer noch ein großer Spaß wie sich Coogan als Cowboy im Anzug souverän durch die New Yorker Flower-Power-Clubs bewegt, nichts gegen ein Techtelmechtel mit einem Hippie-Mädchen hat, aber nie seine Mission aus den Augen verliert.

Coogans großer Bluff

Endlich liegt dieser frühe Eastwood-Klassiker, der bereits zwei Jahre nach seinem letzten Italo-Western entstand – auf Blu-ray vor. Die Bildqualität reißt keine Bäume aus, auch wenn das Kunstblut jetzt wie Plaka-Farbe aussieht. Auch das Bonusmaterial wäre ausbaufähig gewesen, doch der Film selbst wirkt frisch wie am ersten Tag! Hier das Bonusmaterial der Blu-ray: Featurette mit einem Interview, das 1969 für „Ein Fressen für die Geier“ entstand (8:02 min), schwarzweiß und in sehr schlechter Bildqualität aber sehr interessant, wahlweise mit deutschen Untertiteln; US-Trailer (2:01 min); Eine interessant zusammengestellte Bildergalerie mit Musik (10:07 min)

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Garth Ennis: Code Pru

So ganz lassen kann Alan Moore (Watchmen, V for Vendetta) das Comic-Schreiben zum Glück nicht. So startete er 2016 bei Avatar Press –  hier veröffentlichte er bereits Comics wie Neonomicon und beteiligte sich auch an der Serie Crossed – eine Anthologie-Reihe. Hierzu steuerte Moore die Titelserie Cinema Purgatorio über “Babylon Hollywood“ bei. Diese wird von Kevin O’Neill gezeichnet, mit dem Moore auch an seiner verfilmten Erfolgsreihe Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen zusammenarbeitete.

Cinema Purgatorio präsentiert: Code Pru

Hinzu kommen weitere “Serien innerhalb der Serie“, die von namhaften Autoren wie Kieron Gillen (Über), Christos Gage (Batman: Die Sünden des Vaters) oder Max Brooks (World War Z) stammen. Während in den USA die Reihe in achtzehn Schwarzweiß-Heften vorliegt, veröffentlicht bei uns der umtriebige Dantes Verlag (Teenage Mutant Ninja Turtles / Usagi Yojimbo) die einzelnen Serien als liebevoll aufgemachte Hardcover-Editionen, die Avatar Press nicht im Angebot hat.

Cinema Purgatorio präsentiert: Code Pru

Da sich der Erscheinungstermin des Sammelbands mit Cinema Purgatorio von O’Neill und Moore, der eigentlich ein exklusives Vorwort zur deutschen Ausgabe liefern wollte, noch etwas verschoben hatte, startet die Edition mit dem zweiten Highlight der Anthologie. Code Pru stammt aus der Feder von Garth Ennis (Preacher, The Boys). Im Zentrum der Serie steht die junge Sanitäterin Prudence Slapweather, die bei ihren Rettungseinsätzen in New York mit Monstern aller Art konfrontiert wird.

Cinema Purgatorio präsentiert: Code Pru

Die Zeichnungen stammen vom Spanier Raulo Cáceres, der mit David Laphams Psychopath eine der kranksten Stories der von Ennis gestarteten Reihe Crossed ganz schön schrecklich illustrierte. Bei Code Pru gelangen Cáceres angemessen glibbrige Monster, doch für die ruhigeren Passagen, die es bei Garth Ennis gelegentlich auch gibt, ist er sicher nicht der optimale Zeichner. Hier hätte eine Kolorierung vielleicht noch etwas retten können.

Cinema Purgatorio präsentiert: Code Pru

Doch die abgefahrenen oft auch ganz schön kranken Ideen von Ennis halten den Leser bei der Stange. Dankenswerterweise liefert der Dantes Verlag auch noch umfangreiche Anhänge, mit Erklärungen und Hintergrundinfos zu den einzelnen Storys. In dieser Form erscheinen weitere Sammelbände aus dem Cinema-Purgatorio-Universum, auf die ich mich schon sehr freue!

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Punisher: Soviet

Es ist erfreulich, dass der in New York lebende Ire Garth Ennis (The Boys) immer wieder an jenen Tatort zurückkehrt, an dem er 2001 mit der Storyline Welcome Back, Frank Marvels Antihelden The Punisher zu einen glaubhaften Charakter machte, der mit drastischen Maßnahmen gegen Gewalttäter vorgeht. Zugleich erzählt Ennis, der ein Faible für Militär-Geschichte hat – siehe auch seine Serie War Stories – auch von Frank Castles Einsätzen in Vietnam, die ihn prägten und auf seine Arbeit als Punisher vorbereiteten.

Punisher: Soviet

Dies brachte Ennis auf die interessante Idee den Punisher mit einer russischen Variante seiner selbst zu konfrontieren. Im Gegensatz zu Castle war Valery Stephanovich schuld daran, dass er seine Familie verloren hat. Der Militärdienst in Afghanistan hatte ihn traumatisiert und in den Alkohol getrieben, was in einem Unfall mit tödlichem Ausgang resultierte. Sein ehemaliger Vorgesetzter Pronchenko war dafür verantwortlich, dass – abgesehen von ihm – alle Kameraden seiner Einheit brutal ermordet wurden. Als Stephanovich dies herausfand, bekam sein Leben wieder einen Sinn…

Punisher: Soviet

Konstantin Pronchenko hatte die Einheit an die Mudschahedin verraten und ist nach dem Ende des Afghanistan-Kriegs in den USA zu einem mächtigen Paten der Russenmafia in New York aufgestiegen. Dabei hat er sich niemals selbst die Finger schmutzig gemacht, ja noch nicht einmal den von ihm angeordneten Gewalttaten beigewohnt. Als sich Valery Stephanovich aufmacht, um dies zu ändern, findet er in dem Punisher einen ebenso verständnisvollen wie tatkräftigen Verbündeten.

Punisher: Soviet

Geschickt wechselt Ennis die Zeitebenen, erzählt realitätsnah vom Schicksal der einfachen russischen Soldaten im Afghanistan-Krieg. Auch der Ehefrau des Gangsters Pronchenko verpasst er eine interessante Vorgeschichte und das melancholische Ende wirkt noch lange nach. Dies ist auch dem US-Zeichner Jacen Burrows (Neonomicon) zu verdanken, der mit Ennis bereits bei der ersten Crossed-Geschichte zusammenarbeitete. In Punisher: Soviet reicht die Qualität seiner Grafik fast an die Arbeiten seines Vorgängers, dem kongenialen Ennis-Zeichner Steve Dillon (Preacher) heran.

Punisher: Soviet

Nicht unerwähnt bleiben sollen auch noch die von Paolo Rivera sehr ansprechend im Stile von russischer Propaganda-Kunst erstellten Titelbilder der aus sechs Heften bestehenden Miniserie. Punisher: Soviet ist überigens auch im vierten Band der Collection mit den Punisher-Comics von Garth Ennis enthalten.

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Basquiat

Auf der Liste der teuersten Gemälde der Malerei, die offiziell mit Kaufvertrag verkauft wurden, steht aktuell auf Platz 12 ein Bild ohne Titel aus dem Jahr 1982, das am 18. Mai 2017 der japanische Milliardär Yusaku Maezawa bei Sotheby’s in New York kaufte. Der Name des Künstlers: Jean-Michel Basquiat. Seine Bilder spielen auf dem Kunstmarkt also eine wichtige Rolle.

Basquiat

Jean-Michel Basquiat wurde am 22. Dezember 1960 in New York City als zweiter Sohn von Matilda Basquiat, deren Familie aus Puerto Rico stammte, und Gerard Basquiat, der in den fünfziger Jahren Haiti verlassen hatte, geboren. Er war der erste afroamerikanische Künstler, der in der hauptsächlich weißen Kunstwelt den Durchbruch schaffte. Er starb am 12. August 1988 im Alter von 27 an einer Überdosis Heroin in New York. Seine Einordnung und sein Stellenwert sind bis heute schwierig und die Kritik über ihn reicht von „Basquiats Bedeutung ist so gering, dass sie praktisch null sei“ bis hin zu der Einschätzung, dass er die Kunst revolutionierte und eine neue Sicht auf Bilder, Zeichen und Kreativität ermöglichte.

Basquiat

Der in Münster geborene Julian Voloj ist ein sehr vielseitiger Comic-Autor. Claudia Ahlering illustrierte seine Geschichte Ghetto Brother: Bronx, NY (avant) und seine Adaption von Annette von Droste-Hülshoffs Erzählung Die Judenbuche (Knesebeck). Carlsen veröffentlichte seinen vom Australier Thomas Campi gezeichneter Comic Joe Shuster – Der Vater der Superhelden und die vom Polen Marcin Podolec in Szene gesetzte Biografie Ein Leben für den Fußball über Deutschlands ersten Profi-Kicker Oskar Rohr.

Basquiat

Voloj lebt seit 2002 in New York, genauer gesagt in Brooklyn, wo das Leben von Basquiat anfing und endete. Hier kam Voloj mit dem spannenden Werk des Künstlers näher in Berührung und ließ ihn nicht mehr los. Seine Biografie über Basquiat gibt einen ersten kurzen Abriss einiger Stationen wieder. In einem extremen Galopp kann miterlebt werden, wie Basquiat mit seinen SAMO-Graffitis in die New Yorker Kunstszene drängte, wie er noch rasanter porträtierte als Andy Warhol und sich dabei ganz selbstbewusst neben den Pop-Art-Meister platzierte. Klar, ist es nicht einfach, auf nur 136 Seiten  Basquiats Leben annähernd gerecht zu werden. Daher finden wichtige Ereignisse keine Erwähnung (documenta 7, 19. Juni bis 28. September 1982; seine Arbeit mit Joseph Beuys).

Basquiat

Der Autor nähert sich mehr poetisch und in kleinen Versatzstücken dem komplizierten Phänomen, was durchaus Charme hat. Nach dem Lesen des Comics könnte der Eindruck entstehen, Basquiats Leben bestand nur aus Arbeiten, das Einnehmen aller Arten von Drogen und das Gequält sein von Inneren Dämonen, die ihn unablässig begleiteten; er scherte sich einen Dreck um sein Umfeld und sich selbst und er war sexuell extrem aktiv, In seiner kurzen Karriere produzierte Basquiat rund 1500 Zeichnungen sowie rund 600 Gemälde und viele Skulpturen. Basquiat zeichnete ständig und benutzte oft Objekte um sich herum als Oberflächen, wenn Papier nicht sofort zur Hand war.

Basquiat

Zu den bekanntesten Sammlern seiner Werke gehören neben „professionellen“ Kunst-Mäzenen auch David Bowie, Johnny Depp, Dave Stewart, Dennis Hopper, John McEnroe,   Leonardo DiCaprio oder Madonna mit der Basquiat ein Verhältnis hatte. Ein Anhang mit Biografien von Basquiat-Weggefährten wie Keith Haring, Debbie Harry oder den Talking Heads vertiefen  die Lektüre des Comics.  Hilfreich ist auch das Nachwort von Voloj, in dem er u.a. erklärt, welch aktuelle politische Brisanz Basquiat hat und darlegt, was er im Comic-Teil aussagen wollte.

Basquiat

Das Artwork des Dänen Søren Glosimodt Mosdal ist bunt und wild. Zusammen mit dem Text eine gelungene Symbiose für solch ein spannendes Leben eines Ausnahmekünstlers. Die englische Ausgabe von Basquiat wurde 2019 vom renommierten The Comics Beat sowohl zu einem der besten Comics des Jahres als auch zu einem der 100 besten Comics des letzten Jahrzehnts ernannt.

Norbert Elbers

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Catel: Die Geschichte der Goscinnys

Die Zeichnerin Catel Muller ist bekannt für Comic-Biografien von bemerkenswerten Frauen wie Kiki de Montparnasse (Carlsen) oder Olympe de Gouges (Splitter). Als Anne Goscinny an herantrat und fragte: “Wie wäre es, wenn Du meinen Vater einen grafischen Roman widmen würdest?“ lehnte Catel zunächst ab. Im Zentrum ihres Werkes stehen Heldinnen, doch René Goscinny hatte für sie den Nachteil, dass er ein Held war.

Catel: Die Geschichte der Goscinnys

Einige Zeit später hatte es sich Catel anders überlegt und Anne Goscinny gab ihr Einblick in das umfangreiche Familien-Archiv. Anders als ihre sonstigen Werke erzählte Catel Die Geschichte der Goscinnys im Alleingang, wobei ihr ein großartiger Auftakt gelang.

Catel: Die Geschichte der Goscinnys

Neun Jahre nachdem der erst 51-jährige René Goscinny in Folge eines Belastungstests auf dem Fahrradergometer seines Kardiologen an einem Herzinfarkt gestorben war, hatte Anne Goscinny bei dem Arzt einen Termin vereinbart. Es war ihr 18ter Geburtstag und die junge Frau gab vor einen Revolver in der Manteltasche zu haben. Sie warf dem Mann vor: “Sie haben meinen Vater getötet, meine Mutter stirbt gerade daran und sie haben meine Jugend massakriert!“

Catel: Die Geschichte der Goscinnys

Diese Situation, die sich tatsächlich zugetragen hat, löst Catel erst am Ende ihres Comics auf. Für die verschiedenen Erzählebenen des Werks setzt sie unterschiedliche Färbungen ein. Der Prolog ist rosa koloriert, die Treffen zwischen Cate und Anne Goscinny Ocker und für die Lebensgeschichte des genialen Autors wurde die Schmuckfarbe Blau gewählt.

Catel: Die Geschichte der Goscinnys

Catel widmet dem Leben Goscinnys über 320 Seiten, doch so mancher Comic-Freund wird bemängeln, dass dessen Erfolgsgeschichte etwas zu kurz kommt. Erst auf Seite 290 kommt es zur Gründung des Magazins Pilote und kurz darauf wird Asterix erfunden. Sehr viel ausführlicher hingegen dokumentiert Catel den zwar talentierten aber keinesfalls genialen Zeichner Goscinny. Sie druckt viele seiner Frühwerke ab und diese teilweise zum ersten Mal. Das ist faszinierend, stört in dieser Ballung jedoch den Erzählfluss und wäre vielleicht im Anhang  des Buchs besser aufgehoben gewesen.

Catel: Die Geschichte der Goscinnys

Andererseits wurden die letzten Lebensjahre Goscinnys durch die Erinnerungen seiner Weggefährten und zahlreiche Werke der Sekundärliteratur bereits auf vielerlei Arten dokumentiert. Daher ist diese sich unter dem Motto „Geburt eines Galliers“ ausführlich mit Goscinnys glücklicher Kindheit in Buenos Aires und seinen zahlreichen meist frustrierenden Aufenthalten in New York beschäftigende Biografie eine interessante Ergänzung.

Catel: Die Geschichte der Goscinnys
Alle Bilder: © Catel et des Éditions Grasset & Fasquelle, 2019 + Carlsen

Wichtiger ist jedoch, dass es Catel in ihrem schlichten und zurückhaltenden Stil gelingt, dem Leser einen Eindruck davon zu vermitteln, was für ein Mensch dieser René Goscinny war, dessen Wunsch es schon in frühster Jugend war, später einmal „etwas lustiges“ zu werden.

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