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Moga Mobo – 100 Meisterwerke der Weltliteratur

Während andere (Gratis-) Comicmagazine schon mehr als genug damit zu schaffen haben ihr immer gleich gestaltetes Heft mit Comics und Anzeigen zu füllen, spielt MOGA MOBO mit Form und Inhalt. So gab es Ausgaben mit Bastelbögen oder in Form einer Zeitung oder als 24 kleine Adventskalender-Heftchen. Aktuell erscheint in vier Ausgaben von MOGA MOBO die Graphic Novel Was vom Leben übrigbleibt von Titus Ackermann.

Für die 2001 erscheinende Ausgabe 86 hatten sich die MOGA MOBOs etwas ganz Besonderes ausgedacht. So ziemlich jeder greifbare Comicschaffende im deutschsprachigen Raum erhielt per Mail eine Liste mit 100 Meisterwerken der Weltliteratur.

Es ging darum eins dieser Werke von 120 Tage von Sodom über Moby Dick bis zu Wir Kinder vom Bahnhof Zoo auszuwählen. Wer dann von der Redaktion den Zuschlag erhielt, durfte bzw. musste das Buch in acht briefmarkengroßen sprechblasenfreien Zeichnungen auf einer Comicseite umsetzen.

Haufenweise namhafte Zeichner folgten dem Aufruf: Isabel Kreitz konnte sich sehr kurz ihrem Lieblings-Comicprojekt, den Buddenbrooks widmen, Fil veralbert Saint Exupérys Der kleine Prinz und Reinhart Kleist erzählt von Frl. Smillas Gespür für Schnee.

Das Resultat erhielt in Erlangen einen Max und Moritz-Preis und war auch dem Spiegel eine Notiz wert, zwar nicht unter Kultur (da ja Comic), aber immerhin im Gesellschaftsteil mit der Schlagzeile „Bildung, geschenkt„.

Nachdem die Taschenbuch-Ausgabe schon lange vergriffen war, brachte Ehapa 2009 eine überarbeitete Hardcoveredition erscheint. Hier fehlen Beiträge wie Josefine Mutzenbacher von Heinz Wolf, Lolita von Uwe Stötzer, Besuch einer alten Dame von Anja Nolte, Caspar Hauser von Jens Bohnke, Im Stahlgewitter von Katz + Goldt und Der Malteser Falke von Jan Thüring.

Dafür sind 1984 von M. Meier, Ganz Unten von Alexander Gellner, Harry Potter von JM Ken Niimura oder Angst und Schrecken in Las Vegas von Stefan Dinter. sowie nettmanns Version von Erich von Dänikens Wir sind alle Kinder der Götter, neu hinzugekommen.

Manche Zeichner wie Thomas Gilke (Berlin Alexanderplatz), Leo Leowald (Die Elixiere des Teufels), Kathi Käppel (Frühstück bei Tiffanys), Ulf K. (Die Nachtigall und die Rose) oder Dirk Schwieger (Eine kurze Geschichte der Zeit) haben ihre Comics noch einmal überarbeitet oder auch ganz neu gezeichnet. Bei Die Blechtrommel gab es mit Nic Klein statt Up eine Umbesetzung.

Auf alle Fälle wirken die eingedampften literarischen Werke im doppelt so großen Format und auf dem glatten Papier der Neuausgabe noch mal so gut.

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Mahler: Komplett Kafka

Bereits 2021 erzählte der Wiener Nicolas Mahler (Flaschko, den Mann in der Heizdecke, Kunsttheorie versus Frau Goldgruber) Episoden aus dem Leben eines prominenten Literaten. Dabei handelte es sich jedoch um Die unkorrekte Biografie von Thomas Bernhard, in der Mahler – basierend auf einer Behauptung des Autors – darstellte, wie Bernhard “allein mit einem Rucksack durch Österreich“ ging und “in 4 Wochen mehr Bücher als der Insel Verlag“ verkaufte.  

Auch Komplett Kafka beginnt mit einer alles andere als belegten Behauptung, denn Mahler zeigt, wie Rabbi Löw, der bereits den Golem schuf, 1852 in Prag einen Klumpen Lehm in den Vater von Franz Kafka verwandelte. Doch Mahler stellt selbst richtig, dass diese Vorgeschichte “wahrscheinlich nicht stimmt“, denn “Rabbi Löw ist ja schon 1609 in Prag gestorben“.

Doch wie der umfangreiche Anhang belegt basiert das neue Buch von Mahler auf einem intensiven Quellenstudium. Kafkas Lebensgeschichte ist ebenso skurril wie Mahlers Prolog mit Rabbi Löw, denn die Frauengeschichten des Autors sind ebenso merkwürdig wie seine Texte.

Leben und Werk des 1924 im Alter von 40 Jahren in Österreich verstorbenen Kafkas sind eine sehr gute Steilvorlage für Mahler. Beides verwandelt der Meister des reduzierten Zeichenstils in ein durch interessante Zitate gewürztes Buch, das so wirkt, als hätte Mahler es sich komplett selbst ausgedacht.  

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Romy Schneider: Alle Filme neu angeschaut und gezeichnet von Mahler

58 Filme hat Romy Schneider von 1953 (Wenn der weiße Flieder wieder blüht) bis 1982 (Die Spaziergängerin von Sans-Souci) gedreht. Nicolas Mahler hat sie sich alle angesehen und dazu pointierte Texte und markante Karikaturen angefertigt.

Der Wiener Zeichner mit dem reduzierten Strich verblüffte zuvor durch skurrile Comics wie Flaschko, der Mann in der Heizdecke, Kunsttheorie versus Frau Goldgruber und die Superhelden-Verarsche Engelmann. Besonders leicht von der Hand gehen ihm lässig hingehauene Literatur-Adaptionen wie Alte Meister oder Alice in Sussex. Auch Marcel Proust und James Joyce waren nicht vor ihm sicher.

Nachdem er zuvor Thomas Bernhard mit einer “unkorrekten Biografie“ geehrt hatte, widmet sich Mahler jetzt einer weiteren österreichischen Ikone. Zu jedem von Romy Schneiders Filme fertigte er stilvolle neue Plakate an. Hierzur zeichnete er markante Karikaturen der Schauspielerin in ihren ikonischen Kostümen, wobei Mahler auch den Look der Werke parodiert. Seine Bilder verzichten selbstverständlich auf Farben, wenn der zugehörige Film in Schwarzweiß gedreht wurde.

Wer sich Mahlers 58 Variationen zu Romy nacheinander anschaut, sieht – quasi als Comic – zunächst ein junges Mädchen, das zu einer herausfordernd lächelnden Frau wird, deren Gesichtszügen aber immer müder wirken. Als Zugabe liefert Mahler noch kleine Bildchen zu den jeweils wichtigsten (Neben-) Darstellern der Filme, wie natürlich Karlheinz Böhm aus Sissi, Alain Delon und Romys Mutter Magda, aber auch Audrey Hepburn, Hans Albers, Jean-Paul Belmondo, Jack Lemmon, Peter Sellers und Klaus Kinski werden karikiert.

Nicht zu verachten sind aber auch Mahlers pointierte Kurzinfos zu den Filminhalten, die eine perfekte Ergänzung zu seinen Bildern sind. Es ist dem Buch anzumerken, dass er sich sehr intensiv mit der Materie beschäftigt hat. In Monpti von 1957 entdeckte Mahler sogar eine realistische Dialogzeile, die ihm erstaunlich bekannt vorkam: “Hier haben Sie mal ihre Zeichnungen zurück. Wir haben keinen Bedarf.“

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Mahler: Kunsttheorie versus Frau Goldgruber

Frau Goldgruber ist Finanzbeamtin und damit auch Kunstexpertin. Sie entscheidet, ob die Ergüsse eines Zeichners lediglich Gebrauchsgrafik (Steuersatz: 20 %) oder gar Kunst (Steuersatz: 10 %) sind. Der Wiener Zeichner Nicolas Mahler (Engelmann) kommt gut mit Frau Goldgruber klar, schon weil ihm “die muffige Atmosphäre des Finanzamts“ gefällt.

Mahler: Kunsttheorie versus Frau Goldgruber

Da Mahlers Comics wie Flaschko – Der Mann in der Heizdecke irgendwie anders aussehen als die Schlümpfe oder Micky Maus und nach Frau Goldgrubers Meinung damit “eh nix zu verdienen“ ist, wird das schon „irgendwie Kunst“ sein.

Mahler: Kunsttheorie versus Frau Goldgruber

Dieses Erlebnis hat Nicolas Mahler als Aufhänger für eine autobiografische Geschichtensammlung benutzt, die locker um die Themen Kunst, Comic und alltäglicher Wahnsinn kreisen. Da betätigen sich auch Zollbeamten als Kunstkritiker und fragen den einreisenden Zeichner beim Betrachten seiner in Osteuropa gedruckten Werke: “Für was ist das gut?“

Mahler: Kunsttheorie versus Frau GoldgruberAuch Mahlers Erlebnisse auf Comic-Festivals tragen nicht gerade zum Aufbau eines gesunden Selbstbewusstseins bei. So wird ihm von einem Fan bescheinigt, dass er sich nicht so bemüht und angestrengt hat wie derKolorist von Lady Death, der die “Dutteln so geil (zum) spiegeln“ bringt. Mahlers Geschichten sind meist so irrwitzig, wie es nur das alltägliche Leben sein kann. Daher ist ihm ist blind zu glauben, wenn er schreibt: “Alles ist genauso passiert!“

Mahler: Kunsttheorie versus Frau Goldgruber

Kunsttheorie versus Frau Goldgruber erschien ursprünglich 2003 als Katalog für eine Ausstellung in der Galerie der Stadt Wels. Die Neuausgabe von Reprodukt wurde noch um den Anhang “Was seither geschah“ ergänzt. Hier hat Mahler u. a. ein Telefonat visualisiert, in dem er Frau Goldgruber eröffnet, dass er sie in “einem Buch verewigt“ hat. Die dann folgende “Ich weiss“-Sprechblase von Frau Goldgruber spricht Bände, denn sie hat die Form eines Grabsteins.

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Olivia Vieweg: Antigone

Im April 2018 startete Carlsen die Reihe Die Unheimlichen mit gleich drei hübsch aufgemachten kleinen Büchern. Isabel Kreitz (Haarmann, Rohrkrepierer), die auch Herausgeberin der Reihe ist, adaptiert in gelblichen Bildern Sarah Khans Den Nachfolgern im Nachtleben, Lukas Jüliger garniert Edgar Allan Poes Berenice mit Manga-Elementen und Nicolas Mahler (Flaschko, Alte Meister) vergreift sich einmal mehr mit schon fast an Faulheit grenzender Lässigkeit an Hochliteratur, diesmal an Elfriede Jelineks Der Fremde.

Barbara Yelin: Das Wassergespenst von Harrowby Hall

Doch das Konzept eher unbekannte Schauergeschichten von unterschiedlichen Zeichnern in schwarzweiße mit einer Schmuckfarbe kolorierte Zeichnungen in Szene setzen zu lassen, ging erst in Band 4 so richtig auf. Hier setzte Barbara Yelin (Gift, Channa Maron) John Kendrick Bangs‘ Das Wassergespenst von Harrowby Hall schaurig schön, aber auch sehr ironisch in lässigen schwarzweißen Zeichnungen um, die immer wenn der feuchte Geist auftaucht blau eingefärbt daher kommen.

Barbara Yelin: Das Wassergespenst von Harrowby Hall

Nach Birgit Weyhes Interpretation von Theodor Fontanes Unterm Birnbaum folgt ein weiterer Höhepunkt der Reihe. Olivia Vieweg (Endzeit) hat Antigone von Sophokles adaptiert, bzw. sie sich hat das Kernstück der vor fast 2.500 Jahren entstandenen griechischen Tragödie vorgenommen. Dass der Klassiker immer noch aktuell ist, unterstreicht ein Tweet, den Vieweg ihrem Büchlein vorangestellt hat: “Legalität kann nicht immer der Kompass für die Moral sein.“

Olivia Vieweg: Antigone

Antigone ist die Fortsetzung der Sophokles-Tragödien Ödipus und Ödipus auf Kolonos. Antigone hat ihre Zwillingsbrüder verloren, die sich beim Kampf um die Macht in Theben gegenseitig getötet haben. Thronfolger wird der Tyrann Kreon, der verfügt, dass der eine Bruder mit allen Ehren bestattet wird. Die Leiche von Polyneikes dem anderen Zwilling, wird auf Befehl Kreons dem Schlachtfeld liegen gelassen, weil er den rechtmäßigen König getötet hat.

Olivia Vieweg: Antigone

Antigone wiedersetzt sich dem Bestattungsverbot und bedeckt die Leiche mit Staub. Als Antigone gefasst wird, besteht sie darauf, dass es rechtens ist, Polyneikes die letzte Ehre zu erweisen, auch wenn er unrecht begangen hat. Kreon verurteilt Antigone zum Tode indem er sie lebendig in eine Grabkammer sperren lässt. Sein Argument: “Würde ich Dich damit durchkommen lassen, wäre ich kein Mann. Du wärst der Mann.“

Olivia Vieweg: Antigone

Die Themen ziviler Ungehorsam, staatliche Willkür und Diskriminierung aufgrund des Geschlechts sind leider zeitlos, wodurch Antigone erschreckend aktuell ist. Doch “erschreckend“ im Sinne von “unheimlich“ wird die Geschichte auch durch die von Olivia Vieweg pointiert eingesetzte Schmuckfarbe blutrot. Diese kommt vor allem im grausigen Finale des Comics (Stichwort “Krähen und Leichenteile“) zum Tragen.

Sabine Wilharm: Die Affenpfote

Die Reihe Die Unheimlichen geht weiter mit Die Affenpfote von Sabine Wilharm und Frankenstein von Ralf König.

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Barbara Yelin: Das Wassergespenst von Harrowby Hall

Im April 2018 startete Carlsen die Reihe Die Unheimlichen mit gleich drei hübsch aufgemachten kleinen Büchern. Isabel Kreitz (Haarmann, Rohrkrepierer), die auch Herausgeberin der Reihe ist, adaptiert in gelblichen Bildern Sarah Khans Den Nachfolgern im Nachtleben, Lukas Jüliger garniert Edgar Allan Poes Berenice mit Manga-Elementen und Nicolas Mahler (Flaschko, Alte Meister) vergreift sich einmal mehr mit schon fast an Faulheit grenzender Lässigkeit an Hochliteratur, diesmal an Elfriede Jelineks Der Fremde.

Barbara Yelin: Das Wassergespenst von Harrowby Hall

Doch das Konzept eher unbekannte Schauergeschichten von unterschiedlichen Zeichnern in schwarzweiße mit einer Schmuckfarbe kolorierte Zeichnungen in Szene setzen zu lassen, will erst in Band 4 so richtig aufgehen. Hier hat sich Barbara Yelin (Gift, Channa Maron) John Kendrick Bangs‘ Das Wassergespenst von Harrowby Hall vorgenommen.

Barbara Yelin: Das Wassergespenst von Harrowby Hall

Diese Erzählung spielt Ende des vorletzten Jahrhunderts, als es noch für große Verwunderung sorgte, wenn sich jemand seine Utensilien (in diesem Falle eine Taucher-Ausrüstung) per Paketpost zusenden lässt. In Yelins Comic kommentiert eine Bedienstete dies mit: “Man stelle sich vor, jeder würde so einkaufen.“

Barbara Yelin: Das Wassergespenst von Harrowby Hall

Bangs erzählt von einem Wassergespenst, das die Schlossherren von Harrowby Hall alljährlich am Heiligabend aufsucht, wodurch es nicht nur zu Überschwemmungen, sondern auch zu lebensgefährlichen Erkältungen kommt. Der durchaus tragische Grund für den Spuk ist ein Fluch, der einem kleinen Mädchen auferlegt wurde, das nicht mehr leben wollte. Doch der Grundton der Erzählung ist ähnlich wie in Oscar Wildes Das Gespenst von Canterville humoristisch.

Barbara Yelin: Das Wassergespenst von Harrowby Hall

Barbara Yelin hat die Geschichte in lässige schwarzweiße Bilder mit ganz vielen grauen Zwischentönen umgesetzt. Wenn das Gespenst auftaucht, kommt aber auch noch wässriges Blau ins Bild, was die schaurig-schöne Stimmung bestens unterstreicht.

Olivia Vieweg Antigone

Nach Birgit Weyhes Interpretation von Theodor Fontanes Unterm Birnbaum folgte mit Olivia Viewegs Interpretation der griechischen Tragödie Antigone von Sophokles ein weiterer Höhepunkt der Reihe, die weitergeht mit Die Affenpfote von Sabine Wilharm und Frankenstein von Ralf König.

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Nicolas Mahler: Engelmann

Dass der Wiener Nicolas Mahler (Flaschko, der Mann in der Heizdecke), der sich sonst doch eher bei „elitären“ Verlagen wie Reprodukt oder der Edition Moderne herumdrückt, plötzlich zum „Global Player“ Carlsen wechselt und dort auch noch Superhelden-Comics produziert, erscheint wie ein Witz. Und das ist es auch, allerdings ein verdammt guter!

Nicolas Mahler: Engelmann

Mahlers Superheld heißt ENGELMANN und er wurde von der Firma Konzern Publishing konzipiert um auch kleine Mädchen für maskierte Rächer zu begeistern. Daher hat der geflügelte Knirps mit auch ganz besondere Superkräfte: Er ist tolerant, ambivalent und kann gut zuhören. Tagsüber arbeitet er als Redakteurin bei einer Frauenzeitschrift und nachts versucht er in der U-Bahn nicht beim Schwarzfahren erwischt zu werden, da eine Geldbörse sein rosarotes Kostüm ausbeulen würde.

Nicolas Mahler: Engelmann

Es ist nicht weiter verwunderlich, dass ENGELMANN kein Riesenerfolg wurde. Daher bastelte das Story-Department von Konzern Publishing am Charakter des Helden herum und gab ihm ein Schwert, was allerdings die weibliche Leserschaft erschreckte. Auch der ENGELMANN-Kinofilm floppte überall (außer in Japan). Daher war es dem Carlsen Verlag möglich ganz billig die Rechte an ENGELMANN bei Konzern Publishing zu erwerben und eine “Art Sammelband“ mit den schönsten Momenten sowie wichtigen Hintergrundinfos zum “gefallenen Engel“ zu veröffentlichen.

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Flaschko: Der Mann in der Heizdecke

Gleich am Anfang dieses wunderschönen gebundenen querformatigen Buches wird das „Flaschko-Universum“ vorgestellt. Das ist auch bitter nötig, denn wie leicht verliert der Leser hier den Überblick und diese Zutaten könnten verwechselt werden: Flaschko, Heizdecke, Sessel, Steckdose, Fernseher und Mutter.

Flaschko, der Mann in der Heizdecke

In den Flaschko-Comics von Nicolas Mahler (Alte Meister, Alice in Sussex, Engelmann) treten immer nur die ewige wohltemperierte Sessel-Kartoffel Flaschko und seine Mutter auf. Selten werden mehr als die Requisiten Heizdecke, Sessel, Steckdose und Fernseher verwendet. Auch Mahlers Zeichenstil vermeidet jegliche Experimente und wechselt niemals die Perspektive.

Flaschko, der Mann in der Heizdecke

Die mehr als 200 in diesem Band versammelten Strips nennt der Wiener Zeichner Sitzmelodramen. Er hat meist sechs bis neun davon zusammengefasst zu vielsagenden Themenkomplexen wie (achten Sie auf das Kleingedruckte) „ein mann, eine decke und deren wärme“, „kleiner tod frischluft“, “die lange sylvia-kristel-nacht“ oder „mein vater, der mann“.

Flaschko, der Mann in der Heizdecke

Für jede dieser tiefgreifenden Abhandlungen wählte Mahler auch noch eine andere Schmuckfarbe fürs Mobiliar. All dies wäre nicht weiter erwähnenswert, würden nicht Seite für Seite die Gags stimmen. Dies ist der Fall, denn immer wieder trotzt Mahler seiner eigentlich arg eingeschränkten Ausgangssituation einen unglaublichen Haufen skuriller Einfälle ab.

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Nicolas Mahler: Alice in Sussex

Sehr lange hat es gedauert, bis der Suhrkamp Verlag den zweiten Band seiner Graphic Novel Reihe herausgebracht hat. Fünfzehn Monate nachdem im traditionsreichen Verlagshaus Nicolas Mahlers amüsante Adaption von Thomas Bernhards Alte Meister erschien, folgt nicht etwa, wie angekündigt Marcel Beyers Flughunde gezeichnet von Ulli Lust (Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens), sondern ein weiterer Comic von Nicolas Mahler.

Nicolas Mahler: Alice in Sussex

Das ist zwar etwas verwunderlich, aber nicht weiter schlimm, denn ein Comic von Nicolas Mahler hat den Vorteil ein Comic von Nicolas Mahler zu sein. Das gilt auch dann, wenn er nicht wie in Flaschko, der  Mann in der Heizdecke oder Engelmann eigene Geschichten erzählt, sondern fremde Werken adaptiert. Mit “frei nach Lewis Carroll und H.C. Artmann“ ist in diesem Falle “sehr frei“ gemeint. Mahler folgt in groben Zügen Carrolls Alice im Wunderland, genau wie dies Anno 1968 sein österreichischer Landsmann Hans Carl Artmann in Frankenstein in Sussex tat. Doch er garniert die Geschichte mit Elementen aus weiteren literarischen Werken wie Herrmann Melvilles Moby Dick oder er zitiert besonders surreale Texte aus dem aktuellen “Vorlesungsverzeichnung der Universität Wien“.

Nicolas Mahler: Alice in Sussex

Ab November 2012 verwirrte Alice in Sussex zunächst als Fortsetzungs-Comic die Leser der FAZ (unten ist die erste Episode abgebildet und im Netzt ist immer noch der komplette Comic zu finden), für die Buchausgabe bei Suhrkamp hat Nicolas Mahler seinen Comic nicht nur mit der Schmuckfarbe blau garniert, sondern diesen außerdem noch ummontiert und um zusätzliche Zeichnungen und Texte ergänzt.

Nicolas Mahler: Alice in Sussex

Das Resultat ist herrlich abgefahrener Blödsinn, der sehr viel Vergnügen bei der Lektüre bereitet, auch ohne die Kenntnis der zitierten literarischen Passagen. Diese sind als Einzelnachweise im Anhang des Buches aufgeführt, denn so Mahler in seinem Comic: “EIN unüberlegtes Zitat und schon ist man einen Kopf kürzer!“


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