Schlagwort-Archive: Omaha the Cat Dancer

Gilbert Shelton: Freak Brothers

Fritz the Cat hin und Omaha the Cat Dancer her, die eigentlichen Stars der Underground-Comix heißen Phineas, Free Wheelin‘ Franklin und Fat Freddy. Seit 1968 zeichnet Gilbert Shelton Comics über den Alltag der Fabulous Furry Freak Brothers, die als chaotische Hippie-WG in San Francisco leben.

Auch bei uns erfreut sich das an eine bekiffte Version der Marx-Brothers erinnernde Trio großer Beliebtheit. So gastierten die Brüder regelmäßig im Magazin U-Comix und es gab auch allerlei Versuche eine deutschsprachige Gesamtausgabe zu veröffentlichen. Doch erst jetzt erscheinen die Freak Brothers beim avant-verlag “komplett und ungekürzt in einer fest gerollten, knisternden“ zweibändigen Edition.

Das Vorwort zum ersten Band steuerte Gerhard Seyfried bei, der darin erzählt, wie er 1978 den Vorschuss für seinen ersten – unzweifelhaft von den Freak Brothers inspirierten – Comicband Wo soll das alle enden? in einen Flug nach San Francisco investierte und dort gleich Zugang zur Underground-Szene fand. Doch erst einer weiteren USA-Reise traf Seyfried auf Gilbert Shelton und zeichnete später sogar einen Comic mit den Freak Brothers, der im zweiten Band dieser Gesamtausgabe enthalten ist.

Schön, dass nach zahlreichen Veröffentlichungen der Werke und Sketchbooks von Robert Crumb. auch dieser Underground-Klassiker in einer schönen Gesamtausgabe vorliegt.

„Freak Brothers: Gesamtausgabe Band 1“ bei AMAZON bestellen, hier anklicken

„Freak Brothers: Gesamtausgabe Band 2“ bei AMAZON bestellen, hier anklicken

„Omaha“ the Cat Dancer 3

Omaha hat ihrem Freund Chuck verschwiegen, dass sie verheiratet ist. Als sie es ihm es schließlich gesteht, fühlt sich Chuck betrogen und beendet die zuvor sehr glückliche Beziehung. Omaha verlässt Mipple City und färbt sich die Haare blond. In Lawrenceville findet sie Arbeit als Tänzerin in einem Strip Club und neue Freunde. Dennoch muss sie weiterhin an Chuck denken…

„Omaha“ the Cat Dancer 3

Das klingt nicht nach einem Comic, der zeitweise wegen angeblich pornografischer Inhalte indiziert wurde. Bemerkenswert an Omaha ist, wie menschlich die Hauptfiguren wirken, obwohl sie über Tierköpfe und Schwänze verfügen. Rund um Omaha und Chuck hat sich ein Ensemble sympathischer Charaktere versammelt, deren Probleme dem Leser keineswegs kalt lassen.

„Omaha“ the Cat Dancer 3

Doch zurück zur Pornografie. Tatsächlich geht es in den Geschichten von Kate Worley und Reed Waller manchmal ganz schön zur Sache. Wenn die Figuren Sex miteinander haben, wird dies als integraler Teil der Handlung sehr deutlich aber nie selbstzweckhaft gezeigt.

„Omaha“ the Cat Dancer 3

Neil Gaiman (Sandman) bringt es in seinem Vorwort zum dritten Band der Omaha-Gesamtausgabe von Schreiber & Leser sehr gut auf den Punkt: “Das Ganze hat so viel Charme, dass ich mich frage, wo Sex und Erotik in all den anderen Kulturprodukten geblieben sind, die man so sieht, hört und liest.“

„Omaha # 1“ bei AMAZON bestellen, hier anklicken

„Omaha # 2“ bei AMAZON bestellen, hier anklicken

„Omaha # 3“ bei AMAZON bestellen, hier anklicken

„Omaha # 4“ bei AMAZON bestellen, hier anklicken

„Omaha“ the Cat Dancer 2

Auf der Rückseite des zweiten Bandes der schönen Omaha-Gesamtausgabe von Schreiber & Leser ist zu lesen: “Die weibliche Antwort auf Fritz the Cat.“ Das ist vielleicht nicht völlig falsch, denn die Hauptinspirationsquelle für Reed Waller, der seine sehr gerne nackt und öffentlich tanzende Katze Omaha im Magazin Bizarre Sex debütieren ließ, war Mitte der 70er-Jahre ohne Zweifel der andauernd rollige Kater von Robert Crumb.

"Omaha" the Cat Dancer 2

Doch als Wallers Freundin Kate Worley das Verfassen der Geschichten übernahm, ging die Serie in eine völlig andere Richtung als Fritz the Cat und nahezu alle anderen Underground-Comix. Aus den Funny Animals wurden sehr menschliche Charaktere mit Tierköpfen und Schwänzen. Der Bekanntenkreis von Omaha und ihrem Freund Chuck führt ein Leben in derselben Welt, wie die Leserschaft, wobei sie auch deren Probleme, sowie deren Leidenschaften teilen.

"Omaha" the Cat Dancer 2

Letzteres ließ US-Moralapostel vermuten, dass es sich bei „Omaha“ the Cat Dancer um Pornografie handelt, nur weil die Charaktere gelegentlich und ganz selbstverständlich Sex miteinander haben. Zu Band 2 schrieb Denis Kitchen das Vorwort, der zeitweise Verleger von Omaha war und als Reaktion auf die Indizierung der Serie 1986 den Comic Book Legal Defense Fund ins Leben rief, um Comicschöpfern bei rechtlichen Problemen oder staatlicher Willkür beizustehen.

"Omaha" the Cat Dancer 2

In seiner Einführung belegt Kitchen, dass Omaha gelegentlich von der Justiz völlig richtig verstanden wurde. So wies ein neuseeländisches Gericht 1990 den Antrag auf Indizierung der Serie mit dieser Begründung ab: “Die sexuellen Handlungen finden im Rahmen von liebevollen Beziehungen zwischen eindeutig zugewandten, verantwortungsvollen Personen statt. Text und Zeichnung weisen ein extrem hohes Niveau auf. Der geringe Anteil sexueller Darstellungen gegenüber intelligenten, durchdachten gesellschaftlichen Handlungen stellen eher einen erzieherischen Wert dar. Die ehrliche Darstellung zwischenmenschlicher Beziehungen, die auch Behinderte und Homosexuelle einschließt, kann kein öffentliches Ärgernis erregen. Das Gericht erklärt die Serie für nicht anstößig.“

"Omaha" the Cat Dancer 2

Solche Urteile machen Rezensenten arbeitslos. Bleibt nur noch anzumerken, dass der zweite Band der Gesamtausgabe auch noch einen Text von Terry Moore enthält, der ausführt, wie sehr ihn Omaha bei seiner Serie Strangers in Paradise inspiriert hat. Vielleicht sollte ich auch noch anmerken, dass ich den Comic wie kaum einen anderen in Windeseile verschlungen habe und mich auf die restlichen beiden Bände der Gesamtausgabe sehr freue.

„Omaha # 1“ bei AMAZON bestellen, hier anklicken

„Omaha # 2“ bei AMAZON bestellen, hier anklicken

„Omaha # 3“ bei AMAZON bestellen, hier anklicken

„Omaha # 4“ bei AMAZON bestellen, hier anklicken

„Omaha“ bei ebay kaufen, hier anklicken

„Omaha“

Der Zeichner Reed Waller hegt eine Leidenschaft für anthropomorphe Funny-Comics, was seiner berühmtesten Figur Omaha deutlich anzusehen ist. Da im gleichnamigen Comic regelmäßig Szenen vorkommen, in denen sich die Akteure detailliert der Fleischeslust hingeben, könnte man behaupten, es handle sich um einen Porno. Und ja, in Omaha werden pornographische Szenen gezeigt, aber beileibe nicht nur.

Omaha

Die Figur ist Ende der 1970er Jahre entstanden und spiegelt ebenso den liberalen Geist der Autorin Kate Worley wider, die in den 80ern die Lebensgefährtin von Waller wurde und bald als Texterin bei Omaha the Cat Dancer einstieg. Ihre Ideen trugen wesentlich zum Siegeszug der Independent-Legende bei.

Omaha

Damals wurden in den USA öfters Comic-Läden wegen angeblicher Verbreitung von Obszönitäten geschlossen, was dazu führte, dass der damalige Omaha-Verleger Denis Kitchen den Comic Book Legal Defense Fund gründete, eine Organisation, die seitdem für die Meinungsfreiheit von Comic-Künstlern eintritt und im Notfall juristische Unterstützung leistet.

Omaha

Mit dem Kater Chuck, der zweiten wichtigen Figur, bildet die strippende Katzendame Omaha ein reizendes Paar, das nicht nur erotische Abenteuer erlebt. Wichtig für das Selbstverständnis der femininen Schönheit ist, dass sie nicht des Geldes wegen strippt. Sie tanzt öffentlich nackt, weil sie es liebt, sich so dem Publikum zu zeigen. Sie und ihre Freundinnen haben die Einstellung, dass selbst Prostitution ein Akt der Selbstbestimmung sein kann. Gerade im prüden Amerika verstanden die Autoren Freiheit unbedingt auch als sexuelle Freiheit.

Omaha

Reed Waller setzte den Spaß und das Leid seiner Helden mit schönen schwarz-weißen Zeichnungen in Szene. Kein Wunder, dass er ein Vorbild für Terry Moore (Strangers in Paradise) wurde. Wie fast jede langlebige Serie ist auch dieser Comic eine Soap, mit allem was dazugehört. Und egal, welche Faktoren in Soaps zur Sucht führen – Omaha hat jede Menge davon. Es fällt entschieden schwer, den eleganten schwarzen Band aus der Hand zu legen, bevor er nicht zu Ende gelesen ist. Omaha ist ein wunderbares Beispiel für die Faszination von Comics und ein libertäres Meisterwerk.

Rainer Schneider

„Omaha # 1“ bei AMAZON bestellen, hier anklicken

„Omaha # 2“ bei AMAZON bestellen, hier anklicken

„Omaha # 3“ bei AMAZON bestellen, hier anklicken

„Omaha # 4“ bei AMAZON bestellen, hier anklicken