Ein Detektiv, der für eine Autoversicherung arbeitet, erscheint als Hauptfigur einer Comicserie nicht gerade die originellste Wahl für zu sein. Doch Brian Jones ist ein recht sympathischer Typ und lädt ein zu einer Zeitreise in die die USA der 50er-Jahre. Stärker noch als der Detektiv stehen dabei die schnittig designten und großzügig dimensionierten Straßenkreuzer der Ära im Zentrum der durchaus spannenden Geschichten.
Das erste Album der Serie erschien 2016 in Frankobelgien und handelt vom 1952er Buick Roadmaster. Mit Modellen dieses Fabrikats gab es zahlreiche meist tödliche Unfälle an einer nicht sonderlich gefährlichen Kurve.
Dies ruft Brian Jones auf den Plan, der bei seinen Ermittlungen nur mäßig zielstrebig vorgeht. Er besucht zunächst einmal seinen väterlichen Freund, den Mechaniker und Schamanen Flint, der wie eine Nebenfigur aus einer klassischen TV-Serie wie Detektiv Rockford wirkt und zudem noch eine hübsche Tochter hat.
Der französische Autor Rodolphe (Cliff Burton) und der belgische Zeichner Georges van Linthout, der François Walthéry bei zahlreichen Natascha-Alben assistierte, haben nicht nur eine Schwäche für Autos, sondern auch für schöne Frauen, mit denen Brian Jones ausgiebig flirtet. Trotz zahlreicher Drinks findet der Detektiv schließlich die recht originell konstruierte Lösung des Rätsels.
Die nächsten Alben mit Brian Jones handeln vom Cadillac Eldorado, der Corvette 57 und dem Citroën DS 29. Comic- und Auto-Nostalgiker dürften an den schön aufgemachten Hardcover-Alben und den liebevoll ausgeführten Zeichnungen ihre Freude haben.
Bei Carlsen erschien bereits – in immer neuen erweiterten Auflagen – die Comic-Biographie Die Abenteuer von Hergé von Jose-Louis Bocquet, Jean-Luc Fromental und Stanislas. Obwohl es sich dabei um alles andere als eine unkritische Bejubelung des Schöpfers von Tim und Struppi handelt, verlegte sie dessen deutscher Hausverlag. Eine gar nicht so kleine Rolle in dieser Comic-Biographie spielte – genau wie auch im Leben von Hergé – ein gewisser Edgar Pierre Jacobs, dessen Serie Blake und Mortimerebenfalls von Carlsen herausgebracht wird.
Auch daher liegt dort jetzt eine gezeichnete Biographie von E. P. Jacobs vor, in der natürlich auch Hergé auftritt. Dieser setzte den vielseitig begabten Jacobs in den 40er-Jahren gerne als Mitarbeiten bei Tim und Struppi ein, verweigerte ihm jedoch die eigentlich berechtigte Nennung als Co-Autor. Daraufhin widmete sich Jakobs ausschließlich eigenen Projekten und feierte große Erfolge mit seiner Serie Blake und Mortimer, die – im Gegensatz zu Tim und Struppi – auch nach dem Tode ihres Schöpfes noch heute von wechselnden Teams fortgeführt wird.
Dennoch erscheint “Ein Leben für den Comic“ als Untertitel eines Buches über jemanden der nicht nur als Zeichner sondern auch als Opernsänger Beachtliches geleistet hat als nicht ganz passend gewählt. Auf dem Cover der französischen Originalausgabe heißt es “Une vie en Bande Dessinée“, was vielleicht treffender mit “Ein Leben im Comic“ übersetzt worden wäre.
Noch stärker als Stanislas in Die Abenteuer von Hergé orientiert sich Louis Alloing (In der Sekte: Mein Leben in Scientology) bei seiner Bebilderung an dem Stil des porträtierten Zeichners. In seinen oft sehr großen Panels trifft Alloing recht gut Jacobs‘ Mischung aus Ligne Claire und detailfreudigen Realismus. Der Autor Rodolphe (Kenya) hingegen folgt in seinem Erzählstil (zum Glück) nur bedingt den Vorgaben von Jacobs, denn er fülllt die Sprechblasen nicht bis zum Bersten mit Texten. Abgerundet wird diese gelungene Comic-Biographie noch durch ein Gespräch mit Rodolphe und Skizzen von Louis Alloing.
Mit Edgar P. Jacobs: Träume und Apokalypsen gelang François Rivière und Philippe Wurm eine weitere sehr lesenswerte Biografie über den Schöpfer von Blake und Mortimer.