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100 Seiten. Helmut Schmidt

Mit gleich 10 Bänden startete der Reclam Verlag 2016 seine Reihe 100 Seiten. Der Name ist natürlich Programm, denn diese Taschenbücher hören tatsächlich mit Seite 100 auf (und – was ungewöhnlich ist – sie beginnen tatsächlich mit Seite 1). Unter dem Motto “persönlich geschrieben“ und “modern gestaltet“ werden hier Themen wie Jane Austen, Ötzi, Menschenrechte, Ovid,  Twin Peaks, JFK. aber auch Asterix oder Superhelden, “unterhaltsam präsentiert“. Mittlerweile liegen weitere Bände vor.

100 Seiten. Helmut Schmidt

Ideal für die 100-Seiten-Reihe ist natürlich der 100. Geburtstag von Helmut Schmidt am 23. Dezember 2019. Laut Verlagsinformation zeichnet Meik Woyke “ein von Sympathie geprägtes Bild dieses Ausnahmepolitikers, ohne ihn zu einem unfehlbaren Helden zu überhöhen“. Der Historiker Woyke hat Helmut Schmidt einige Male persönlich getroffen. Er arbeitet für die Friedrich-Ebert-Stiftung, die der SPD nahesteht, und vielen seiner Zeilen ist durchaus die Bewunderung für den untypischen Sozialdemokraten anzumerken, dem Oscar Lafontaine einmal unterstellte, Tugenden hochzuhalten, “mit denen man auch ein KZ betreiben“ kann.

100 Seiten Helmut Schmidt
Woyke stellt Helmut Schmidt als einen Menschen dar, der Zeit seines Lebens darunter gelitten hat, dass er im Dritten Reich – ganz im Gegensatz zum SPD-Übervater Willy Brandt – nicht im Widerstand war, aber dennoch weiterhin soldatische Tugenden hochhielt. Durch sein forsches Auftreten war es ihm bereits 1962 als Hamburger Innensenator gelungen, bei der Sturmflut internationale Truppen als Hilfskräfte aufmarschieren zu lassen. Ähnlich wie Lafontaine war auch Helmut Schmidt ein Freund von flotten Sprüchen, man denke nur an “Wer Versionen hat, soll zum Arzt gehen.“ Beleidigend konnte er auch sein und Woyke findet in seinem interessant zusammengestellten Buch markante Beispiele dafür: „Es fällt schwer, bei der Polemik des Herrn Baron von Guttenberg nicht zu beklagen, dass die Deutschen niemals eine Revolution zustande gebracht haben, die dieser Art von Großgrundbesitzern die materielle Grundlage entzogen hätte.“

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Markus Feldenkirchen: Die Schulz Story

Kurz nachdem Martin Schulz zum SPD-Kanzlerkandidaten gekürt wurde, fragte der Spiegel-Reporter Markus Feldenkirchen bei ihm an, ob er ihn während des Wahlkampfs begleiten und nach der Bundestagswahl 2017 darüber berichten dürfe. Zur Überraschung von Feldenkirchen und zum Entsetzen seiner Berater ließ sich Schulz nach einiger Bedenkzeit auf das Experiment ein. Dabei hatter er sicher im Hinterkopf, dass daraus eine hautnahe Dokumentation über seinen Weg zum Erfolg werden könnte.

Markus Feldenkirchen: Die Schulz Story

Jetzt ist zwar das genaue Gegenteil der Fall, doch es spricht für Martin Schulz, dass er sich auf die Sache einließ. Nachdem im Oktober 2017 im Spiegel # 40 (diese Ausgabe wird mittlerweile hoch gehandelt) unter der Überschrift „Mannomannomann“ die 17-seitige Reportage von Feldenkirchen erschien, machte sich kurz darauf die BILD-Zeitung auf dieser Grundlage über Schulz lustig, und auch vielen Partei-“Freunden“ gefiel der Text nicht. Doch Schulz hielt den Artikel für einen “treffenden Text, der einfange, was er wegstecken musste und wie er wirklich ist.“

Markus Feldenkirchen: Die Schulz Story

Laut Feldenkirchen meinten manche Leser sogar, dass sie “Schulz, wenn sie den Text vor der Wahl gelesen hätten, wohl gewählt hätten.“ Das dürfte aber eher eine Minderheit sein, denn die Reportage und das auf Feldenkirchens Beobachtungen basierende Buch zeigt einen immer etwas aufgedreht auftretenden Europa-Politiker, der sich in die Bundespolitik verirrt hatte. Weil er scheinbar unkonventionell war, wurde er zum Hoffnungsträger, ja sogar zur Lichtgestalt und mit 100% der Stimmen zum SPD-Vorsitzenden gewählt. Nach einem Wahlkampf voller Pannen, stand die SPD mit 20,5% der Stimmen ziemlich genau dort, wo sie sich bereits vor der Inthronisation von Schulz befunden hatte. Der Mann hat also nichts falsch, aber auch nichts richtig gemacht.

Markus Feldenkirchen: Die Schulz Story

Interessanter als die Psychoanalyse des ohnehin ständig zur Nabelschau neigenden Spitzenkandidaten ist bei Die Schulz Story die Beschreibung des erschreckend dilettantisch durchgeführten Wahlkamps. Immer mehr Berater kommen an Bord, es gibt mehrere große Reden am Tag, das anwesende Publikum ist begeistert vom ach so menschlichen Schulz, dessen Potential als Europa-nsider völlig verschenkt wurde. Die Hochrechnungen werden immer schlechter und nach der Wahlpleite und einer heftigen Absage an die CDU wundert sich Schulz, dass er nicht Außenminister in einer großen Koalition werden darf. Markus Feldenkirchen ist es gelungen seinem Trip mit Schulz nicht nur eine beeindruckende Titelstory abzutrotzen, sondern auch noch ein Buch, das nachdenklich über den Zustand unserer Demokratie macht.

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