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Herr Merz + Munch

Mit Olaf G. gelang den Norwegern Lars Fiske und Steffen Kverneland (Ein Freitod) die ungemein vielschichtige Comic-Biographie ihres Landsmannes Olaf Gulbransson, der als satirischer Simplicissimus-Zeichner im Deutschland der 20er Jahre sehr großen Erfolg hatte, danach jedoch im Dritten Reich “unpolitisch“ weiter arbeitete.

Herr Merz + Munch

In Olaf G. verarbeiteten Fiske und Kverneland auch die bierseligen Eindrücke, die sie auf einer feuchtfröhlichen Recherche-Tour durch Bayern sammelten. Der Comic überraschte dadurch, wie gut der scheinbar willkürliche Wechsel zwischen dem gelegentlich fast schon fotorealistischen Stil von Kverneland, dem linearen aber auch karikierenden Kubismus von Fiske, sowie den abgedruckten “Urlaubsfotos“ aus Bayern und den Gulbransson-Originalzeichnungen funktioniert. Auf eine nicht minder ungewöhnliche Art setzten sich Fiske und Kverneland danach mit zwei weiteren bildenden Künstlern auseinander.

Herr Merz + Munch
In Norwegen veröffentlichten Kverneland und Fiske vier sogenannte Kanon-Bände in denen sie auf der Basis von Originalzitaten der Künstler und ihrer Zeitgenossen abwechselnd die Lebensgeschichten des norwegischen Nationalmalers Edvard Munch (Der Schrei) und des während des Dritten Reiches nach Norwegen emigrierten Hannoveraners Kurt Schwitters erzählten. Lars Fiske versucht am Anfang seines Comics die Kunst des Dadaisten Schwitters, der auch als “Herr Merz“ tätig war, nachzuvollziehen, indem er erzählt wie er eine eigene autobiographische Collage zusammengesetzt hat. Anschließend arbeitet er im Rahmen seiner Comic-Biographie immer wieder mit verrückten Seitenlayouts, die an das Werk Schwitters erinnern. Stilistisch bleibt Fiske dabei seiner bewährten kantigen zumeist monochrom kolorierten Zeichentechnik treu.

Herr Merz + Munch

Bei Steffen Kverneland hingegen entsteht fast der Eindruck, er braucht diesmal gar nicht die Mitarbeit seines Kompagnons Fiske um innerhalb seiner Munch-Biographie immer wieder völlig überraschend den Zeichen- oder auch Malstil zu wechseln. Trotzdem oder gerade deswegen gelang ihm die ebenso spannende wie komische, äußerst plastische Darstellung von Leben und Werk des expressionistischen Künstlers.

Herr Merz + Munch

Bei Avant erscheinen Fiskes Herr Merz und Kvernelands Munch fein säuberlich getrennt in zwei unterschiedlich dimensionierten Einzelbänden. Beide Künstler haben für diese Veröffentlichungsform ihre Comic-Biographien noch um einige Seiten ergänzt, aber auch ein paar besonders verrückte Einzelseiten weggelassen, so erzählt Kverneland in Kanon von einem Boxkampf zwischen Munch und Gulbransson. Doch trotz der getrennten Veröffentlichung ist jederzeit spürbar, dass beide Bücher zusammenhängen, nicht nur weil in beiden Bänden immer wieder das Duo Fiske und Kverneland als Comicfiguren auftaucht.

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Olaf G. – Auf den Spuren Olaf Gulbranssons

Als Lars Fiske und Steffen Kverneland (Ein Freitod) in ihrer norwegischen Heimat die Ausstellung Olaf Gulbransson und der Simplicissimus besuchten, waren sie fasziniert von den “schwindelerregenden Tuschezeichnungen“ des Karikaturisten und Malers. Auch ein Film über Gulbranssons Haus am Tegernsee begeisterte: “Der reinste Olymp! Da müssen wir hin.“ Die beiden Comickünstler brachen also auf. Sie brachten ihre Eindrücke über den gebürtigen Norweger und seine Wahlheimat Bayern auf ebenso ungewöhnliche wie mitreißende Art zu Papier.

Olaf G. - Auf den Spuren Olaf Gulbranssons

Ein Comic, in dem scheinbar willkürlich der Zeichenstil gewechselt wird und der alles andere als chronologisch aus dem Leben seiner Hauptfigur erzählt, kann eigentlich nicht funktionieren und dürfte beim Lesen Kopfschmerzen verursachen. Doch das absolute Gegenteil ist der Fall. Der scheinbar zufällige Wechsel zwischen dem eher plastischen Malstil von Kverneland und dem linearen Kubismus von Fiske macht die Geschichte dreidimensional. Die vor Ort in Bayern gesammelten Eindrücke und die Begegnungen mit Zeitzeugen wie Gulbranssons Enkelin gewinnen dadurch eine Tiefe, die in dieser Form nur im Medium Comic möglich ist.

Olaf G. - Auf den Spuren Olaf Gulbranssons

Das Buch von Fiske und Kverneland enthält zudem auch noch Fotos und Originalzeichnungen von Gulbransson, was das Lesevergnügen noch steigert. Doch bei aller Begeisterung für den Naturburschen Gulbransson, der gerne nackt durch die Bergwelt hüpfte und mit seinem Hintern Nüsse knacken konnte, sparen sie auch nicht aus, dass sich der eigentlich unpolitische Karikaturist während des “Tausendjährigen Reiches“ nicht eben mit Ruhm bekleckerte. An diesem unglaublich vielschichtigen Werk werden sich zukünftige Comicbiografien messen müssen, auch jene die Fiske und Kverneland anschließend jeweils im Alleingang über Kurt Schwitters, Edvard Munch und George Grosz in Szene setzten.

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