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Batman: The World

Große Beachtung fand bereits  einige Monate vor dem Erscheinen dieser Anthologie die Meldung, dass einer der darin enthaltenen Batman-Comics von einem deutschen Team stammt.

Batman: The World
Thomas von Kummant

Thomas von Kummant und Benjamin von Eckartsberg sind hierzulande wahrscheinlich die “internationalsten“ Comickünstler, denn ihre Serien Die Chronik der Unsterblichen und Gung Ho erlebten ihre Premieren in Frankreich.

Batman: The World
Thomas von Kummant

Ihr Batman-Comic A Better Tomorrow trägt den Untertitel Rauhnacht. Dieses um den Jahreswechsel herum von als Hexen und gehörnten Perchen verkleideten Alpenbewohnern gefeierte Brauchtum bildet den Hintergrund einer auch von Ökologie handelnden Geschichte. Ein reicher Umweltsünder hat sich ausgerechnet in einem verschneiten Naturschutzgebiet niedergelassen. Er bekommt es nicht nur mit radikalen Klimaschützern, sondern auch noch mit dem Joker zu tun…

Batman: The World
Dieser signierte Druck liegt der auf 666 Exemplare limitierten Premium Edition bei.

Auf nur zwölf Seiten gelingt von Kummant und von Eckartsberg atmosphärisch und inhaltlich ein großartiges Minidrama, in dessen Finale natürlich auch noch Batman auftaucht. Panini feiert diese Episode mit zwei gebundenen und auf 666 bzw. 999 Exemplaren limitierten Sonderausgaben der Anthologie, für die von Kummant exklusive Cover gestaltet hat.

Batman: The World
Lee Bermejo

Die Softcover-Ausgabe von Batman: The World ziert jedoch ein Titelbild vom US-Zeichner Lee Bermejo. Dieser eröffnet den internationalen Anthologie-Reigen mit der von seinem Landsmann Brian Azzarello geschriebenen Story Global City, die eher optisch als inhaltlich überzeugt. Einmal mehr wird hier versucht, möglichst viele opulent in Szene gesetzte Key Moments aus der Mytholgie des Dunklen Ritters in eine Story zu quetschen.

Batman: The World
Paco Roca

Unter den dann folgenden 13 Stories ist so manche Perle zu finden. Der Spanier Paco Roca (Rückkehr nach Eden, Der Winter des Zeichners) etwa versucht in Wegen Urlaubs geschlossen herauszufinden, wie lange es Bruce Wayne unkostümiert in angenehmer mediterraner Umgebung aushält.

Batman: The World
Natalia Zaidova

Interessant sind auch die Beiträge aus Polen, Tschechien und Russland, die sich mehr oder weniger deutlich mit den politischen Veränderungen in den jeweiligen Ländern beschäftigen. Ziemlich unverblümt hingegen prangern Carlos Estefan und Pedro Mauro im Gewand der Batman-Story Wo sind die Helden? die tödliche Mischung aus Kriminalität in ihrem Heimatland Brasilien an.

Batman: The World
Junggi Kim

Zum Abschluss enthält der Band mit Beiträgen aus Südkorea, China und Japan noch eine optisch sehr vielfältige Asien-Trilogie. Zwar ist Okadaya Yuichis schwarzweißer, anscheinend im japanischen Mittelalter spielender, Manga Batman Unchained ansprechend skurril, doch der vielleicht interessanteste Comic des gesamten Buchs stammt aus dem Reich der Mitte.

Batman: The World
Qiu Kun

In Batman und Panda Girl entfesseln die Autoren Xu Xiaodong und Lu Xiaotong sowie der Zeichner Qiu Kun auf nur zehn Seiten einen ziemlichen Wahnsinn. Mit optischer Wucht wird hier nicht nur eine chinesische Robin-Variante mit Micky-Maus-Ohren vorgestellt und Appetit auf höllisch scharfen Feuertopf gemacht, sondern in die Story floss auch noch eine etwas seltsame Art von Kapitalismus-Kritik ein.

Batman: The World

Es ist ausgerechnet die böse US-Firma des gerade in China weilenden Bruce Wayne, die jenes Viertel gentrifizieren will, in dem sich das Restaurant des Opas der kleinen Kiki alias Panda Girl befindet. Doch Bruce Wayne schlüpft in die „Terrakotta-Krieger-Variante“ seines Batman-Kostüms und prügelt die für ihn arbeitenden Spekulanten windelweich. Schöne neue globale Welt!

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A Taxi Driver

Im Mai 1980 kam es im südkoreanischen Gwangju zu einem von Studenten gestarteten Protest gegen die Militärdiktatur, die sich wenige Monate zuvor an die Macht geputscht hatte . Diese schlug die Demonstrationen brutal nieder. Zuvor wurde die Umgebung der Stadt weiträumige abgesperrt und ausländischen Journalisten die Einreise verweigert.

A Taxi Driver

Der für die ARD arbeitende Reporter Jürgen Hinzpeter schaffte es dennoch, nicht nur an den Ort des Geschehens zu gelangen, sondern auch die dort gefilmten Aufnahmen ins Ausland zu schmuggeln. 2003 erhielt Hinzpeter für „seinen wertvollen Beitrag zur Geschichte Koreas“ in Seoul einen Pressepreis und 2017 wurde seine abenteuerliche Reise nach Gwangju verfilmt.

A Taxi Driver

Wie der Titel A Taxi Driver andeutet, steht nicht der von Thomas Kretschmann (Wanted, King Kong, Ballon) verkörperte Journalist im Zentrum des Filmes. Hauptfigur ist der südkoreanische Taxifahrer, den Hinzpeter nach seiner Reportage nicht wieder getroffen hatte, was der kurz vor Fertigstellung des Films verstorbene Journalist sehr bedauert hat.

A Taxi Driver

Diese im Film Kim genannte Figur wird von Song Kang-ho verkörpert, der zwei Jahre später die Hauptrolle in Bong Joon-hos Welterfolg Parasite spielte. Dies mag dazu beigetragen haben, dass A Taxi Driver bei uns mit einiger Verspätung doch noch auf DVD und Blu-ray veröffentlicht wird.

A Taxi Driver

Die Synchronisation ist etwas gewöhnungsbedürftig, denn die Koreaner sprechen hier Deutsch, während der deutsche Journalist diese nicht versteht und auf Englisch mit ihnen kommuniziert. Doch die spannende und gelegentlich auch komische Geschichte zieht den Zuschauer sofort mitten hinein ins Geschehen. Jang Hun gelang ein Polit-Thriller, der zugleich auch das mitreißende Porträt einer sich langsam aufbauenden Freundschaft ist.

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Parasite

Die in sehr ärmlichen Verhältnissen lebende südkoreanische Familie Kim bekommt die ganz große Chance zum sozialen Aufstieg, nachdem der Sohn einen Job als Nachhilfelehrer bei einer Tochter aus gutem Hause antritt. Diesem gelingt es bei der in einem architektonischen Wunderwerk hausenden Parks mit allerlei Tricks sowohl seine Schwester als Kunsttherapeutin als auch seinen Vater als Chauffeur und seine Mutter als Köchin unterzubringen…

Parasite

Dieser Auftakt von Parasite klingt nach der asiatischen Variante einer jener französischen Wohlfühl-Komödien, die reale soziale Probleme mit freundlichem Humor zukleistern, wie Ziemlich beste Freunde oder Monsieur Claude und seine Töchter. Dazu passend lässt das einfallsreiche Design der trotz allen irgendwie anheimelnden Kellerwohnung der Kims und der klinisch-reinen unterkühlten Villa der Parks in der Oberstadt an den Look der Werke von Jacques Tati denken.

Parasite

Doch der mit The Host und Snowpiercer auch im Horror- und Science-Fiction-Kino beheimatete Regisseur und Drehbuchautor Bong Joon-ho hat noch einige deftige Überraschungen im Angebot. Davon sollte so wenig wie möglich verraten werden. Die größte Überraschung ist jedoch, dass dieser unberechenbare südkoreanische Blockbuster neben der Goldenen Palme auch die Oscars in den Rubriken Regie, Drehbuch, bester Film und bester internationaler Film gewann.

Auf den normalen DVD- und Blu-ray-Editionen ist als Bonusmaterial neben einigen Trailern nur ein kurzes (im Film nur kurz zu sehendes) You-Tube-Video über das schnelle Zusammenfalten von Pizza-Kartons enthalten. Da Bong Joon-ho seinen Film nochmals in einer schwarzweißen Version in die Kinos brachte, werden auch entsprechende Special-Editions veröffentlicht.

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The Host

Zwar hat Südkorea keine vergleichbare Monster-Tradition wie Japan mit seinen langlebigen Godzilla– und Gamera-Filmreihen, doch die dortige Filmindustrie produzierte 1967 mit Taekoesu Yonggary (der bei uns als Godzillas Todespranke in den Jugendvorstellungen lief) einen kleinen Klassiker des Man-in-Monstersuit-Genres. Doch jetzt wurde auf Modelleisenbahnlandschaften zerstampfende Männer in Gummianzügen verzichtet und tricktechnisches Knowhow in den USA (bei der schon für Harry Potter tätigen Firma The Orphanage) eingekauft. Pikanterweise wurde damit in Südkorea ein Film zusammengebastelt, der alles andere als freundlich mit Amerika umspringt.

The Host

Zum Auftakt des Films wird gezeigt, wie ein US-Konzern ungeniert die Abfälle von genetischen Experimenten einfach in den mitten durch Seoul fließenden Fluss Han entsorgt. Zwei Jahre später gibt es die Quittung und eine seltsame Mischung aus Nashorn, Saurier und Fisch entsteigt den Fluten und metzelt die Bevölkerung Seouls nieder um anschließend bis zur nächsten Untat spurlos zu verschwinden. Dabei entführt die Bestie die Tochter eines Kioskbesitzers, der gemeinsam mit seiner alles andere als heroischen (oder gar intelligenten) Verwandtschaft den Kampf aufnimmt und dabei immer noch effektiver als die ungeniert in der Fremde operierende US-Army ist…

The Host

Dem Erfolgsregisseur Bong Joon-ho (Snowpiercer, Parasite) gelang mit The Host eine alles andere als homogene aber höchst anregende Mixtur aus Monsterfilm, Sozialkritik und Klamauk, die 2006 in Südkorea zum erfolgreichsten Film aller Zeiten wurde. Unvergleichlich wie die Bestie (allen Spielregeln des Horrorkino zum Trotz gleich nach wenigen Minuten) in voller Gruselpracht am helllichten Tag einen blutigen Amoklauf inmitten einer Menschenmasse veranstaltet. Etwas befremdlich wirkt hingegen manche humoristische Einlage, doch der Asiate lacht halt etwas anders als unsereins. Insgesamt ist es nicht unsympathisch, dass es diesmal nicht einigen Superhelden oder –hirnen gelingt den Drachen zu bezwingen sondern einer reichlich abgewrackten Unterschichts-Familie.

The Host

Mittlerweile liegt “The Host“ auch auf Blu-ray vor, hier gibt es als Bonus noch „Barking Dogs Never Bite“ das Erstlingswerk von Regisseur Bong Joon-ho auf einer Extrascheibe in Originalfassung mit deutschen Untertiteln.

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